Ethnikos Asteras FC - Nea Kavala FC 0:1
06.10.2008
Stadio Kaisarianis
B` Ethniki Katigoria
Zuschauer: 700 (60)


Einigermaßen ausgeschlafen sprang man am nächsten Morgen aus dem Bett und nach einem durchaus guten Frühstück sollten die anstehenden Tagesordnungspunkte abgearbeitet werden.
Nummer 1 bestand darin, am Bahnhof die Fahrkarte für die Rückfahrt nach Thessaloniki am nächsten Morgen zu kaufen. Dies erwies sich allerdings schwieriger als gedacht, da diese unerwartet teuer gewesen wäre. 50 Euro pro Person, nur weil es ein ICE und nur 4 statt 6 Stunden braucht.
Im Vergleich zu Deutschland für ca. 500 km zwar immer noch OK, aber der Nachtzug kostet halt nur die Hälfte also nach kurzer Beratschlagung für diesen entschieden und zurück ins Hotel, wo man auch problemlos eine Nacht eher auschecken konnte.

Danach weiter zur Haltestelle Evangelismos, in dessen Nähe man den lt. Informer und Stadtplan den Ground des Athener Zweitligisten Ethniko Asteras vermutete. In diesem Stadtteil nun wie blöd geschlagene eineinhalb Stunden mit dem Stadtplan vor der Nase rumgelaufen, um anschließend festzustellen, dass der von uns anvisierte Ground nicht der richtige ist. Der Jan nun mittlerweile gut in Rage (hatte vorab schon wütend gegen Mülltonnen getreten und rumgebrüllt usw. weil wir uns etliche Male kurz im Straßenwirrwarr verlaufen hatten), also in den nächsten Lottoladen (oder was das war) reingestürmt und Einheimische um Rat gefragt. Alles halb so wild, wir befinden uns gar nicht in der falschen Richtung und müssen nur noch ca. 2 km die Straße weiter laufen bis keine Häuser mehr zu sehen sind und schließlich das Stadion auftaucht.
Am Ziel angekommen, befand man sich nun tatsächlich am äußerten östlichen Stadtrand von Athen, da hier wirklich nix mehr war. Auch die Buslinie hatte hier ihre letzte Station und zu sehen waren nur noch Berge. Aber gut, wir waren wenigstens am Ziel und ließen uns nur noch schnell die Anstoßzeit für den Abend bestätigen. Mit dem Bus dann ganz locker zurück zur Metrostation und sich für die folgende Zeit geteilt, da man unterschiedliche Sehenswürdigkeiten auf dem Plan hatte.
Den Jan als Sportler zog es erneut zurück zum Olympiazentrum, da man dort am vorherigen Tag kaum alles sehen konnte, während ich mir die Altstadt und die Markthallen, in denen man praktisch alles, was man essen kann bekommt, vor allem tonnenweise Fleisch, Fisch und Obst. Hier noch paar Mitbringsel für die bessere Hälfte zu Hause gekauft, ehe es schon wieder Zeit war, sich mit dem Jan am vereinbarten Punkt zu treffen. Klappte auch und so fuhr man gemeinsam mit dem Bus hoch zum Stadion, man wusste ja jetzt den Weg und konnte sich eine erneute "Stadion nicht gefunden-Aktion", wie die am Vortag sparen.

Dort angekommen und Ticket gekauft, wurde man natürlich gleich als nichthierhergehörend erkannt und nach dem Grund es Erscheinens gefragt. Tja, ist halt das einzige Spiel heute, zumindest im Großraum Athen. Kommt wohl nicht so oft vor, dass sich jemand von "Außerhalb" hierher verirrt.
Der Ground ist jedenfalls ganz nett und besteht aus drei freistehenden unüberdachten Sitzplatztribünen mit Sitzschalen in Vereinfarben. Auf der einen Hintertorseite befindet sich hingegen lediglich ein Felsen.
Fantechnisch hat Ethnikos eher weniger zu bieten, sieht man jetzt mal von den zwei Figuren ab, die eine "Asteras Mea" Fahne aufhingen, ansonsten aber unauffällig blieben und einem Typen, der mit riesigem Vereinshut und winzigem Megafon bewaffnet mal auf dieser, mal auf jeder Tribüne rumschlich und durch das Megafon ab und an das Spielgeschehen kommentierte oder gegnerische Spieler beschimpfte. Dies alles jedoch ohne ins Megafon zu brüllen sondern in ganz normaler Tonlage. Später tauchte er dann mit einer aufgeblasenen Banane (!?) am Rand der nicht freigegebenen Gegengerade auf. Keine Ahnung, was für einen Sinn das Ganze haben sollte, auf jeden Fall schwer kultverdächtig!
Dicken Respekt hatten sich jedenfalls die ca. 60 Leute im Heimbereich verdient undzwar deshalb, weil Kavala und Athen mal eben knappe 600 km sind und für zweite Liga Griechenland an einem Montag Abend ist das sicherlich extra zu erwähnen. Waren zwar alles eher "Normalos", die das Spiel bis auf ein paar Zwischenrufe und kurzen Gesängen eher schweigend verfolgten aber dennoch Respekt!! Und wenigstens hatte sich die Anreise gelohnt, denn ihr Team holte einen Auswärtsdreier.
Kennt eigentlich noch jemand Alex Alves?
Ja, genau der Kerl, der von 1999-2003 für die Hertha aus Berlin gegen den Ball trat. Dass die Glanztage seiner Fußballkarriere jedenfalls allmählich vorbei sein dürften, zeigt die Tatsache, dass er nun für Kavala kickt und hier scheinbar nichtmal einen Stammplatz hat. Wollten zuerst unseren Augen nicht glauben, aber er war es wirklich.
Naja, jedenfalls wurde das Spiel in der Schlussphase auch aufgrund einer merkwürdiger Schiedsrichterentscheidungen nochmal recht hektisch und zerfahren, was sich auch ein wenig auf die Ränge übertrug, sodass ein paar Cops den Gästeblock mal vorsichtshalber schützen mussten und auch wohl soetwas, wie eine Blocksperre verhängten. Sind halt doch alle etwas heißblütiger, die Griechen.

Nach dem Spiel ging es dann für uns irgendwann gemütlich zurück zum Bahnhof, wo bis zur Ankunft unseres Zuges noch bisschen Bier für die nötige Bettschwere getrunken wurde, ehe man sich auch schon wieder auf dem Weg durch die Nacht gen Thessaloniki befand.
Hier um 5:30 Uhr angekommen, galt es noch völlig sinnlos die Zeit bis zum Rückflug (15:55 Uhr) rumzukriegen, was mit dem Rumgammeln im Bahnhof, beim Bäcker, am Hafen, in Markthallen und am Flughafen aber ganz gut gelang. Kult übrigens noch die Beobachtung, dass der Mannschaftsbus vom FC Emmen (niederländischer Zweitligist) anscheinend nach Thessaloniki verscherbelt wurde und nun dort ein Dasein als stinknormaler Stadtbus fristet; natürlich aber noch in Original-Lackierung usw. Die Welt ist halt doch nur ein Dorf.....

Gegen Nachmittag dann jedenfalls Rückflug nach Dortmund und wohlbehalten wieder in Meppen angekommen.
Gelungene Tour, auch wenn nicht alles im glatt lief.