FC Erzgebirge Aue – 1. FC Nürnberg 1:2
26.10.2011
Erzgebirgsstadion
DFB-Pokal (2. Runde)
Zuschauer: 13.000 (ca. 1.300)
Die Nacht war etwas kurz, denn um halb 7 hieß es
wieder aufstehen. Schon ein paar Wochen früher hatte ich beim Durchstöbern der
Spielpläne den Kick in Aue auserkoren und bei der Bahn sparpreismäßig für je 30
Euro Hin- und Rückfahrt geordert. Also ging's zur Abwechslung mal edel im Zug
auf Reisen, wobei ich Bahnfahren eigentlich ganz cool finde, wenn nicht die
Bahn an sich ein großer inkompetenter Scheißladen wäre, würd`s sogar noch mehr
Laune machen.
Bis Leipzig ging sogar wider Erwarten alles glatt, doch hier war der
Anschlusszug gen Zwickau irgendwie schon weg, obwohl er planmäßig erst in einer
halben Stunde hätte fahren sollen. Somit das ganze Vorhaben schonmal um eine
Stunde nach hinten geschoben und auch der Anschlusszug schaffte es dann, nach
einer halben Stunde Fahrt bereits zwanzig Minuten Verspätung herausgefahren zu
haben (Signalstörung hier, Gleisbauarbeiten da). Dazu hält diese postsozialistische
Bimmelbahn an jedem noch so gottverlassenem Dorf, dessen Name entweder
auf „-itz“ oder auf „-ow“ endet. Ein- geschweige denn Aussteigen tut hier eh
keiner und wenn doch, sind's meist derbste Dunkeldeutsche. Nach letztmaligem
Umstieg in einem Kaff namens Werdau (außer mir bekam man in kompletten Bahnhof
und auf dem Vorplatz ganze vier weitere Personen zu Gesicht) war dann nach ner
halben Stunde auch mit zwei Stunden Verspätung Aue erreicht.
Als ich dem Jan vor ein paar Wochen von diesem Trip erzählte, war auch er recht
angetan und beschloss nach der Arbeit per Pkw von Magdeburg aus anzureisen.
Fast zeitgleich traf man also am kleinen Bahnhof aufeinander und da er von
einem Verkehrschaos rund ums altehrwürdige Erzgebirgsstadion zu berichten
wusste, wurde der Kilometer zum Ground zu Fuß bewältigt.
Am Stadion ein recht hohes Gewusel, ich hatte aufgrund wirrer Ticketbuchungen
irgendwie drei statt zwei, sodass ich kurzfristig zum windigen
Schwarzmarkthändler mutierte und für ein paar Euro unter Wert das Ding
verkaufte. Obwohl es heute annährend ausverkauft werden sollte, gab es noch
einige Restkarten und so war man als Händler irgendwie im Nachteil.
Egal, nach einem gemeinsamen Bier ging's auch hinein in die gute Stube. So in einer
Art Talkessel gelegen und aufgrund seiner unterschiedlichen Bauweise kann
das Stadion gefallen, auch wenn ebenfalls hier leise über Neu- bzw. Umbaupläne
gesprochen wird. Sehr cool übrigens auch, die Art und Weise wie hier jeder Auer
Spieler präsentiert wird. Gut, der Stadionsprecher nennt die Namen während auf
der Anzeigetafel das jeweilige Spielerportrait gezeigt wird. Nix Besonderes,
ich weiß. Aber irgendwie doch, da jeder Spieler optisch in das Thema Bergbau
eingebunden wird. So zeigt sich der eine mit Helm und Grubenlampe, der andere
mit Bohrhammer. Geil sowas. Sollte man in Meppen auch machen. Rene Wessels fein
mit ner Mistforke in der Hand.
Aber im Ernst, die Verbindung zwischen Verein, Region und eben Bergbau ist hier
enorm. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Aue ein bedeutendes Industrie- und
Bergbauzentrum.
Der Gästeblock heute proppenvoll, außer einem kleinen Blinkbengalo gabs hier,
wie auch gegenüber im Auer Fanblock ( aktiver Kern 80 - 100 Leute), nichts
Optisches geboten.
Wobei,
besonders der Gästeblock machte auch so schon
gut was her. Wie gesagt komplett gefüllt, hohe Mitmachquote, viel
Fahneneinsatz
und mehrere Vorsänger aufm Zaun. Dazu ein paar nette Melodien
jenseits des 08/15-Krams geben der Nürnberger Szene sicherlich
einen Platz unter den Eliten
deutscher Fankultur. Insgesamt eine sehr reif wirkende Szene.
Mit der Auer Szene hab ich mich eigentlich noch nie großartig beschäftigt aber
auch hier war's heute ganz gut und phasenweise recht lautstark. Auch das übrige
Publikum zog öfters gut mit, was das Ganze zu einem recht stimmungsvollen Abend
machte. Spielerisch gabs auch heute einen Klassenunterschied zwischen beiden
Teams, wenngleich spielerisch beide auf Augenhöhe lagen. Nürnberg stellte sich
dabei nur das Quentchen intelligenter an, sodass man letztendlich mit Ach und
Krach an einer Pokalblamage vorbeischrammte.
Nach Abpfiff soweit alles ruhig und uns zog es noch ins knapp 300 km entfernte
Magdeburg, wo mir Jan noch dankenswerterweise eine Schlafmöglichkeit inkl.
Frühstück quasi ans Bett in seiner Wohnung gab.
Auch ein Transfer zum Bahnhof war im Leistungspaket inbegriffen und das letzte
Stück Magdeburg- Meppen wurde wieder mit dem Sparticket bewältigt.
Netter Ausflug.