Für diesen Bericht muss ich etwas weiter als gewöhnlich ausholen.
Es war irgendwann Ende August, die Champions League Gruppenphase war vor ein
paar Tagen ausgelost worden und
Bremen musste sich , wie sicherlich allgemein bekannt, gegen Udinese, Athen
und Barcelona messen.
Sicherlich alles interessante Gegner, die mit noch interessanterer
Reisen verbunden gewesen wären aber leider etwa 500 Euro auf der Haben-Seite
fehlten.
Mal schauen, Udinese? Zeitlich schlecht gelegen..... Athen? Zeit hätte
ich, nur Flüge einfach zu teuer für schmales Studentenbudget.... Barcelona?
Flüge mit Preisen von 120 Euro und aufwärts auch zur teuer...
Aber man ist ja Fuchs und weitet seine Suche nach günstigen Flügen
auch auf das nahegelegene Ausland aus. Mal schauen für was der irische
Billigbomber ab Belgien fliegt.....
Nachdem ich mich wieder aufgerappelt (war zwischenzeitlich
vor Schreck vom Stuhl gefallen) und mir mehrmals die Augen gerieben hatte standen
die Zahlen immer noch da.
2,49 Euro für den Hinflug, 2,49 Euro für den Rückflug........der
Wahnsinn.
Machte also mit Steuern und Gebühren alles zusammen etwas weniger als 35
Euro. Da kann man nicht meckern, gar nicht!!
Schnell ein paar Telefonate geführt und begeisterte Mitfahrer waren schnell
gefunden.
Die Tickets (teurer als der gesamte Flug) lagen auch einige Wochen später
in meinem Briefkasten und so starteten am Tag vor dem Spiel vier Personen (Kai
aka Fussballprolet79, Butti, Martin und ich) Richtung Airport Brüssel Süd/
Chaleroi, welchen wir nach knappen vier Stunden Fahrt auch problemlos fanden
und einige Zeit später gen Iberische Halbinsel abhoben.
Hier angekommen wurde erst einmal tief Luft geholt. Gegen späten
Nachmittag war die Luft hier noch schön mild und etwa 15 Grad wärmer
als zu Hause. Geil!
Mit dem Bus ging es jetzt noch die gute Stunde weiter Richtung Barcelona Zentrum,
wo man die Metro nicht fand, obwohl sie eigentlich direkt nebenan lag............
Egal, später fand man das Hotel ja auch nicht, obwohl man direkt davor
stand........
Nachdem das 4-Bett- Zimmer mitten im Kneipenviertel (Las Ramblas)
bezogen worden war, ging es nach kurzem Frischmachen direkt auf Kneipenhoppingtour.
Als erstes wurde eine Art Irish Pub angesteuert, wo aber die Bierpreise entschieden
zu hoch waren und außerdem übergewichtige Engländerinnen eine
Auge auf uns geworfen hatten. Hilfe!! Und tschüss......
Dann also lieber ins "Hard Rock Cafe", welches fest
in Bremer Hand war und später einfach auf eine Parkbank entlang der Promenade,
wo lauter Typen rumrennen und kaltes Dosenbier für nen Euro verkaufen!
Super Service, auch wenn die an einer Dose locker 70 Cent verdienen........
Werde ich in Oldenburg auch praktizieren, wenn ich mal ganz am Ende bin.
Zum Abschluss des Tages wurde dann ein weiteres Irish Pub aufgesucht,
wo sich bereits weitere 400 Deutsche drinnen und auf der Strasse versammelt
hatten.
Cops hatten auch schon in voller Kampfmontur Stellung bezogen und der Grund
dafür wurde schnell klar.
Auf den Balkonen hoch über dem Pub standen irgendwelche Punk-Zottel, die
sich in ihrer nächtlichen Ruhe gestört fühlten oder einfach nur
asozial waren...oder beides.
Sie sahen sich dazu veranlasst in regelmäßigen Abständen
Wasserbomben und Bierdosen auf die untenstehenden Menschen zu werfen. Hatte
zwar bis dahin alles so mehr den Spaßcharakter, da keine Verletzungen
drohten.
Aber als plötzlich ein voller 10 Liter Eimer Farbe auf die Straße
knallte und nur um haaresbreite einige Leute verfehlte, wurde es schon etwas
uncooler.
Zudem standen zwei total fertige Assis auf dem Dach und spritzen aus 5 Metern
Höhe mit einem Wasserschlauch.
Leider war hier nur hauptsächlich Kuttenvolk vor Ort, mit ein paar motivierten
Leuten mehr hätte man diese Affen sicherlich eigenhändig aus ihren
vergammelten Wohnungen gezogen......
Seis drum, irgendwann fingen dann die Cops damit an, die Party
zu beenden und räumten die Gasse. Obwohl kaum Widerstand geleistet wurde
saß der Gummiknüppel recht locker und eine völlig sinnlose Straßensperre
folgte auch noch.
Durch einmal Seitenstrasse, vorbei an vielen schwarzafrikanischen Liebesdamen
und sonstigem zwielichtigen Klientel, einmal rechts und wieder rechts wurde
diese jedoch einfach umgangen und zur Nachtruhe übergegangen. Das Wort
Ruhe scheint allerdings übertrieben, drei Mal musste ich dem Kai eine reinschlagen!
Selten jemanden so laut schnarchen gehört.....
Nächsten Morgen dann auch nur halbwegs ausgeschlafen aus
den Feder gequält und das Zimmer geräumt, um im benachbarten Burger
King Nahrung aufzunehmen.
Dass man in dieser Stadt etwas mehr als gewohnt die Augen auf seine Wertgegenstände
haben sollte, war mir und allen anderen eigentlich bekannt. Aber dass es so
krass ist, überraschte nun wirklich.
Kais Camcorder nur einige Sekunden aus den Augen gelassen und sich noch über
die zwei kleinen Zigeunermädchen im Burger King gewundert, da war es auch
schon passiert und seitdem dreht vermutlich eine ganze Zigeunersippe lustige
Filmchen im U-Bahnschacht............
Wir alle gut am toben und über unsere eigene Unaufmerksamkeit
verärgert, wurden etwas später sogar noch benannte Mädchen samt
Brüder und Mutter (oder was weiß ich, wie die Verhältnisse da
sind) von Kai und mir in der U-Bahn "gejagt", wo sie sich schnell
verteilten.
Wenn sie auch sonst nix können, lange Finger und schnelle Beine machen,
das können sie gewiss...... Andere Bremer berichteten später ähnliches
von wegen Geldbeutel aus der Jacketasche geklaut usw...
Naja, aber von solchen Leuten lässt man sich sicherlich
nicht die Fahrt versauen und nach ein paar Bier wurde schonmal dem "Camp
Nou" ein Besuch bei Tageslicht abgestattet und der riesige Fanshop abgecheckt,
der von Schutzmännern bewacht wird und auf zwei Etagen alles bietet, was
der Barcelona Fan (nicht) braucht.
Stadion sieht meiner Meinung nach von außen lange nicht so riesig aus,
wie es in Wirklichkeit ist, das wahre Ausmaß kommt den Betrachter erst
im Inneren zuteil, dazu aber später mehr.
Wir dackelten zumindest wieder zurück ins Zentrum und suchten das Pub vorm
Vorabend bzw. den dahinter liegenden Placa Real auf, der heute als Treffpunkt
vieler Bremer diente und tranken dort einige Dosen Bier, wobei der Kai allerdings,
den Frust über den gezockten Camcorder scheinbar noch nicht vollends verdaut,
mehr damit beschäftigt war sämtliche Einheimische zu bepöbeln,
was sich eigentlich auch bis zur Abreise nicht wesentlich ändern sollte.
(Im Stadion wars ganz schlimm.......)
Gegen kurz nach 18h machte sich dann ein feiner Haufen von
rund 800 Bremern zu Fuß durch die engen Straßen auf den Weg zur
Metrostation und von dort aus weiter zum Stadion, allerdings nicht ohne vorher
eine Verkehrkreuzung sitzend für eine Humba zu blockieren, was einige spanische
Autofahrer nah an den Amoklauf brachte und sie wie besenkt auf ihrer Hupe rumspringen
ließ.
Am Stadion blieb dann noch Zeit für einige weitere Bier und irgendwann,
so eine Stunde vor Spielbeginn, ging es dann hinein in Europas größtes
Fußballstadion, welches einfach nur geil und vor allem riesig ist.
Die rund 6000 Gästefans waren im obersten Rang in schwindelerregender Höhe
von wo man übers Stadion hinweg, auf die beleuchtete Stadt schauen konnte,
untergebracht. Die Gästekurve erstreckte sich somit nahezu von hinter dem
Tor bis zur Mittellinie, was zwar recht gewaltig aussah, doch einen geschlossenen,
geschweige denn koordinierten Support nahezu unmöglich machte.
War aber immer noch besser als das was die Hausherren supporttechnisch boten.
Sieht man mal von den etwa zwanzig Hampelmännern hinterm Tor ab, die mit
drei Fahnen am Start waren, scheint Barcelona nur Zuschauer und keine Fans im
eigentlichen Sinne zu haben. Sehr traurig denn bis auf einige "Ronaldinho"
Sprechchöre blieb es eigentlich sehr ruhig. Da macht jede Oberligist-Fanszene
besseren Tifo.......
Besagter Ronaldinho bestätigte jedoch wieder einmal, dass
er der z.Zt. beste Fußballer der Welt ist. Einfach fantastisch, was der
siebzig Meter unter uns bot. Zwei Tore vorbereitet und eins selber gemacht,
Fußball vom anderen Stern und meine Theorie, dass es sich bei ihm, allein
aufgrund dessen Aussehens, um einen Außerirdischen handelt wurde erneut
untermauert.
Aber genug der Schwärmerei, Bremen konnte zumindest die erste halbe Stunde
gleichwertig mithalten, wobei letztendlich Barcelona doch verdient gewann, einfach
eine Nummer zu groß ist und ich immer das Gefühl hatte, dass sie
sogar noch einen Gang höher hätten schalten könnten, wenn es
nötig gewesen wäre.
Nach dem Spiel dann katastrophale Bedingungen aus dem Stadion
zu gelangen. Dauerte alles ewig lange und Cops waren alle scheiße......
In der U-Bahn platze dann einigen Bremern der Kragen, weil es an diesen sinnlosen
Zugangsschranken einfach zu lange dauerte und die Schikane langsam echt reichte,
sodass sich kurzerhand kletternd und somit gratis überwunden wurde, was
einen kleinen Kampf mit den U-Bahnwächter Tieren nach sich zog.
Geht doch!!
Zurück am erwähnten Placa Real wurde dann erneut mit Bier die Zeit
tot geschlagen, da der Shuttlebus zum Flughafen erst um 4 Uhr in der Frühe
fahren sollte
Am Flughafen gabs dann noch etwas Schlaf, Flieger hatte zum Überfluss auch
noch drei Stunden Verspätung, womit wir letztendlich nach unspektakulärer
Rückfahrt gegen Abend wieder im Emsland waren.