SV Babelsberg 03 – FC Hansa Rostock  0:2
11.09.2010
Karl-Liebknecht-Stadion
3. Bundesliga
Zuschauer: 7.045 (ca. 2.500)

 

Das Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam stand schon seit einiger Zeit auf meiner Agenda und wie es halt so ist, versucht man natürlich immer neue Grounds mit halbwegs lohnenden Spielen zu machen.

Durch den Abstieg Rostocks und den Aufstieg Babelsbergs kam es also heute zum Aufeinandertreffen beider Teams in der 3. Liga und alle Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Nachmittag waren gegeben. Das Ausschlafen musste dafür heute mal ausfallen und so saß ich um halb 8 im Auto, um die knapp 500km abzureißen. Trotz ein paar Baustellen auf der A2 kam ich gut voran und war auf den Punkt genau um 12 Uhr in der Filmstadt vor den Toren Berlins. Der in der Nähe des Stadions gelegene Netto-Markt diente als Parkplatz und von dort ging es zunächst zu Fuß zu den Kassenhäuschen, da eine Karte noch fehlte. Trotz vorheriger Meldungen, dass es am Spieltag  keine Karte mehr zu kaufen gebe, gab es noch ein paar Sitzplätze zu erstehen, wenn auch für unverschämte 18 Euro.  Naja, ist hier sicherlich das Spiel des Jahres und die Nachfrage bestimmt den Preis. Trotzdem bisschen wucher.

Da noch etwas Zeit blieb, ging es erstmal wieder zurück zum Auto, da auf nebenliegender Hauptstraße der Hansa-Zugfahrermob ankommen musste. Das Polizeiaufgebot natürlich heute recht groß, ca. 600 Beamte waren im Einsatz und hatten ganze Straßen abgesperrt, um ein direktes Aufeinandertreffen beider Lager zu verhindern, was auch anscheinend klappte. Die Medien gossen zudem zusätzlich vorab Öl ins Feuer, indem sie nicht müde wurden, den Begriff des „Hassderbys“ auszureizen und die Verwüstung Babelsberg durch marodierende Horden von der Ostsee zu prophezeien. Zwar ist durch die Kontakte der Heimszene zu der vom FC St. Pauli sicherlich etwas Brisanz in der Partie, aber im Gegensatz zu Babelsberg bieten die Hamburger auch die entsprechende Szene, um Rostock auch auf der Straße ggf. etwas entgegensetzen zu können.  Naja, derartige Aktionen blieben heute jedenfalls aus, auch wenn vereinzelt. St. Paulianer zugegen waren.

Der Hansa-Mob, angereist im Sonderzug, legte den Weg zwischen Bahnhof und Stadion recht imposant zurück. Gesänge, Böller und natürlich begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot ging es letztendlich doch recht gesittet Richtung Gästeblock, welcher sich heute mit ca. 2.500 Rostockern beinahe vollends füllte. Das Karl-Liebknecht-Stadion ist ein reines Fußballstadion, welches durchaus zu gefallen weiß. Zum einen von der Lage her, denn die Gegend ums Stadion ist etwas kiezartig und somit ganz nett, zum anderen verfügt es über eine unüberdachte Stehplatztribüne auf der Geraden und hinter einem Tor, auf der anderen Geraden befindet sich ein überdachter Sitzplatzbereich und einige Stehplätze. Blickfang sind sicherlich die einklappbaren Flutlichmasten, hab ich so auch noch nirgends gesehen.  Der andere Hintertorbereich befindet sich momentan im Bau und wird irgendwann eine neue Tribüne präsentieren. Pluspunkte bekommt auch auf jeden Fall der Mann/die Frau hinter der musikalischen Untermalung vor dem Spiel und in der Halbzeit. Statt sinnloser Sponsorenjingles bekommt man hier feine Klänge a la Donots oder auch Floggin`Molly geboten. Daumen hoch für soviel Musikgeschmack!

Minuspunkte hingegen bekommt das Sitzplatzsystem. Ungefähr 90 Prozent alle Plätze sind Dauerkartenbesitzern vorbehalten, die heute bei diesem Spiel des Jahres natürlich alle da waren. Eigentümer einer „normalen“ Tageskarte müssen sich irgendwo dazwischen einen freien Platz suchen, was doch zu einigen verbalen Entgleisungen zwischen den Besuchern führte. Kam man also mit zwei oder gar mehr Zuschauern, war es heute kaum möglich nebeneinander zu sitzen.  Neben mir saß dann auch noch so ein Spezialist, der mir meinen ganzen Ärmel mit dem Senf seiner Bratwurst vollschmierte und dann, schneller als ich gucken konnte, auch noch mit der Serviette alles verrieb. Als Entschuldigung bot er mir an, mal von seiner in Senf getränkten Bratwurst abzubeißen…. Unfassbar!! Geht’s noch?

Wenig später schmierte er sich dann noch selbst die Hose und einen Schuh mit Senf voll. Freak!!

Kommen wir zur Stimmung: Die heimische Ultraszene nennt sich „Filmstadtinferno“ und findet sich im rechten Bereich der Geraden ein. Intro oder dergleichen gab es keins, ansonsten war man mit vielleicht 150 Mann stets bemüht, schaffte es aber nicht, das übrige Publikum mitzuziehen. Generell schien es so, als wäre Babelsberg stimmungstechnisch ein Friedhof, würde sich nicht eine kleine Ultraszene wacker bemühen. So wurde es natürlich ein Heimspiel für die Mecklenburger, die mit einer kleinen Pyroaktion zu Beginn und nach dem ersten Tor, sehr lauten Gesängen und geilen Hüpfaktionen des gesamten Blocks einen Auftritt der 1A-Sorte hinlegten.  Hin und wieder gab es auch noch ein paar Böller, bis dann irgendwann der Stadionsprecher von Spielabbruch  beim nächsten Zwischenfall sprach. Wäre sicherlich lustig im Rostocker Fanlager geworden, hätte Bibiana Steinhaus das Spiel beim Stand von 2:0 für die Gäste abgebrochen. Letztendlich wurde aber regulär zu Ende gespielt, Rostock blieb seiner Favoritenrolle gerecht und sammelte drei Punkte für den direkten Wiederaufstieg.

Nach dem Spiel dann direkt wieder die viereinhalb Stunden zurück nach Meppen abgespult.