SC de Braga – CF Uniao Madeira 2:0
20.03.2016
Premeira Liga
Estadio Municipal de
Braga
Zuschauer: 10.240 (sechs
Gäste)
Hier war der Anpfiff
natürlich auch schon etwa 20 Minuten ertönt als der Wagen etwas abseits auf nem
Supermarktparkplatz geparkt und im strammen Tempo zum Kassenhäuschen gelaufen
wurde. Auf meine Frage nach dem "cheapest ticket" drückte uns der
junge Mann postwendend zwei Karten für lau in die Hand. Wir staunten kurz
verdutzt und konnten es kaum glauben.
So wird das natürlich
nichts mit der Konsolidierung des Staatshaushaltes, aber das war uns auch jetzt
erstmal egal. Ich musste mich kurz sammeln, den Burschen nicht gefühlsgeleitet
zu küssen! Multo Obrigado und nach einem leckeren Hamburger zu Stärkung (was soll‘s?
Man ist eh schon zu spät, da kann man ja auch noch in aller Ruhe n Burger
essen) ging es dann rein.
Bisschen seltsam ist hier neben dem Stadion auch der Weg in selbiges. Um von
einer Tribüne zur gegenüberliegenden zu kommen, spaziert man einmal komplett
unterm Spielfeld her, wo sich dann auch ein Parkhaus befindet. Dann noch einmal
mit „leicht“ brennenden Oberschenkeln die schier endlos wirkenden Treppenstufen
hinauf und endlich Platz genommen. Puhh, nicht schlecht hier.
Das Stadion wurde im Zuge
der Europameisterschaft 2004 erbaut und erfüllt die damals geforderte 30.000er
Norm. Das Besondere ist natürlich die Tatsache, dass sich diese 30.000 Plätze
lediglich auf zwei Tribünen verteilen, welche aufgrund ihrer weit aufs
Spielfeld hinausragenden Dächer durch massive Stahlseile verbunden sind. Hinter
dem einen Tor befindet sich hingegen nichts bzw. man hat etwas Blick auf die
Stadt, während man auf der anderen Seite auf nackte Felswand glotzt, was dem
Ground auch den Namen Estadio da Pedreira (Stadion im Steinbruch) gibt.
Insgesamt also sehr cool, wenngleich man bei normalen Ligaspielen wie heute das
Stadion natürlich kaum annähernd füllt. Heute also auch nur zu etwa einem
Drittel und zu allem Überfluss teilen sich zwei Fangruppen bzw. Fansektoren
auch noch auf zwei Tribünen auf, was der Atmosphäre dann nicht unbedingt
förderlich ist.
Also bleibt wie gesagt
das Stadion der eigentliche Star und wird nach Spielschluss nochmals aus allen
möglichen Ecken und Winkeln abgelichtet, ehe es zurück auf die Autobahn und in
knapp 50 Minuten zurück nach Porto geht.
Nächster Tag war dann der Tag der Abreise (zumindest dachte man dies),
allerdings erst gegen 16 Uhr und so chillte man noch gemütlich den Tag, dort am
Stadtrand, wo der Duoro in den Atlantik mündet bei allerfeinstem Wetter ehe es
dann irgendwann entspannt zurück zum Airport ging.
Nach Abgabe des
Leihwagens also mal ab zum Gate, doch was ist das? Eine 200 Meter lange
Schlange vorm Ryanair- Schalter und ich denke kurz, ob die alle ihr Gepäck
aufgeben wollen, da wird einem auch schon das ganze Elend bewusst, denn dort,
wo normalerweise die Gatenummer plus Abflugzeit steht, prangte ein dickes „cancelled“
auf der Infotafel.
Dieses Wort lässt wohl
bei jedem Reisenden den Puls unangenehm höher steigen und es sollte sich auch
nicht um eine Fehlmeldung oder gar üblen Scherz handeln. Nein, hier ging heute
nix mehr, denn der Grund war der, dass in Frankreich irgendwie ein paar
Monsieurs von der Bodensicherung für 48 Stunden streikten und somit alle
Ryanairflüge, die nach oder über Frankreich führten, gestrichen wurden.
Schöne Scheiße, also mal
fein in die endlos scheinende Schlange vorm Schalter eingereiht. Die Airline
muss einem in solchen Fällen zwei Hotelübernachtungen zahlen sowie ne
Möglichkeit aufzeigen, bestmöglich heim zu kommen. Dass sowas bei ca. 250
Menschen, die vor einem stehen, entsprechend lange dauert ist klar (und teilweise
standen da echte Volldödel in der Schlange) und so war man nach 11 Stunden
(!!!) endlich dran. Dass nun natürlich keine zufriedenstellenden Rückflüge
angeboten werden können, war so klar, wie die auf der Zielgeraden verspielte
Meisterschaft des VfB Oldenburg. Die Ryanair-Dame faselte irgendwas von Freitag
oder Samstag Rückflug (heute war Montag bzw. mittlerweile Dienstagmorgen 2
Uhr), was für meine Freundin und mich nicht infrage kam. Porto als Stadt ist
zwar nett, aber im Grunde hat man nach 2-3 Tagen auch das Wichtigste gesehen,
also was sollte man vier weitere Tage hier? Ich hatte ja in den letzten 11
Stunden reichlich Zeit mir Alternativen via Smartphone rauszusuchen (sogar ein Leihwagen-Angebot
am Avis- und Europcarschalter wurde spaßeshalber mal eingeholt, jedoch mit
3.500 Euro für "etwas" zu teuer befunden) und so war ein Flug
Porto-Manchester-Köln flink gebucht. Mit knapp 250 Euro pro Nase sprengte es
dann endgültig das Reisebudget, aber das war jetzt auch egal. Wir waren
mittlerweile ziemlich im Arsch und wollten eigentlich nur noch weg, zudem
sollte ich in zwei Tagen Geburtstag haben und wollte hierfür ganz gern zuhause
sein.
Also irgendwann vom Jan
verabschiedet, der sich fürs Bleiben bis Donnerstag entschied und gegen 5 Uhr
morgens ins von Ryanair gebuchte Hotel fuhr.
Wir asselten nun noch bin 10 Uhr hier ab, bis endlich die Maschine gen
Manchester abhob und auch der Anschlussflug nach Köln problemlos erreicht
wurde. Hier noch mit der Bahn für je 49 Euro nach Meppen und finanziell
ruiniert war man schließlich 24 Stunden später als gedacht zuhause.
Ja und der Jan? Lebt der womöglich immer noch in Porto und verkauft dort den
Einheimischen Süßbackwaren?
Nein, auch er hat mittlerweile wieder den Weg in die Heimat gefunden,
wenngleich auch finanziell ruiniert und nochmal einen Tag später als wir. Sein
Plan sah ursprünglich vor, die zwei Hotelübernachtungen von Ryanair zu nutzen,
plus eine selbst zu zahlen und dann am Donnerstag von Porto aus nach
Brüssel-Charleroi zu fliegen, um sich dann nach Hahn, wo ja noch sein Auto
stand, durchzuschlagen.
Ohnehin schon bisschen
wirr, kam dann zu allem Schrecken noch am Folgetag der Anschlag auf den
Flughafen in Brüssel dazwischen, sodass auch Jan nun in Anbetracht des nun
stillliegenden öffentlichen Nahverkehrs in und um die belgische Hauptstadt
alles umwarf (deine Reaktion hätte ich gern gesehen, als du von dem Anschlag
erfahren hast) und via Lissabon nach FFM fuhr, um von dort per Leihwagen nach
Hahn zu düsen. Das alles übrigens in Begleitung eines hoppelnden Pärchens aus
Bayreuth, die man schon beim Warten am Flughafen kennen gelernt hatte.
Man merkt schon, ziemlich konfus und wirr alles! Letztlich aber immer noch Klagen auf hohem Niveau, denn wenn man zeitgleich erfährt, dass ein paar hundert Kilometer entfernt mal wieder Dutzende Unschuldige, die ebenfalls auf dem Weg in die Heimat, zu Freunden oder Nachhause waren, von Terroristen plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, muten die eigenen Probleme mit Verspätungen und ein paar Euro mehr als geplant plötzlich völlig nichtig an…
Und etwas Sightseeing Porto...