SV Darmstadt 98 - KSV Hessen Kassel 2:3
12.12.2009
Regionalliga Süd
Stadion am Böllenfalltor
Zuschauer: 4.000 (ca. 600)

 

 

Der Jan schlug mir ein paar Tage zuvor dieses hessische Derby vor und es musste nicht lange überlegt werden, das Böllenfalltor mit diesem Kick zu kreuzen. Und es sollte sich in jeder Hinsicht lohnen - ein Derby, das dieser Bezeichnung zumindest heute in allen Belangen gerecht wurde; sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Aber der Reihe nach.

Gegen 13 Uhr und somit rund eine Stunde vor Kick Off hatte man sein Tagesziel erreicht. Die wucherhaften 4 Euro Gebühr für eine Parkmöglichkeit direkt am Stadion spart man sich am besten und fährt einige Meter die Straße runter, wo sich sicherlich noch was Kostenneutrales finden lassen sollte. Auf dem Weg zu den Kassen sprach uns auch gleich ein junger Darmstädter an, ob wir nicht gegen eine kleine Spende das örtliche Ultrazine (AusnahmezUstanD) haben möchten. Da ich sowas grundsätzlich unterstütze, gab ich ihm fürs Heft (inhaltlich nix Bahnbrechendes, aber dennoch ganz nett) großzügige 2, 50 Euro und er freute sich nen Ast (was gibt man denn sonst? 15 Cent?). Anschließend mal das Stadion betreten, was einiges kann. Eine schöne alte überdachte Tribüne und ansonsten unüberdachte Stehränge, wobei besonders die Gegengerade optisch überzeugt. Sicherlich ein deutsches Stadion mit hohem Wiedererkennungswert.

Kassel war mit ca. 600 Leuten angereist, wovon der ultraorientierte Teil eng im Block stand. Apropos Ultras in Kassel. Hatte vor Jahren mal irgendwo gelesen, dass man lt. eigener Aussage sowas wie Ultras nicht bräuchte. Naja, hatte dementsprechend Kassels Fanszene bislang auch stark der traditionellen Richtung zugeordnet (was in großen Teilen nach wie vor so ist) aber auch hier hat sich in den letzten Jahren eine kleine junge Szene entwickelt (Scena Chassalla). Diese bot zu Anpfiff eine recht stattliche Portion Pyro, während Ultras Darmstadt und Umfeld auf der gegenüberliegenden Tribüne eine Choreo aus von unten nach oben gezogenen Bahnen und nem "Sportverein Darmstadt" vorne am Zaun zeigten. Aus meinem spitzen Blickwinkel konnte ich aber nicht wirklich erkennen, was gezeigt werden sollte und hab es zugegebenermaßen auch bis jetzt noch nicht ganz entschlüsseln können. Irgendwie ein wenig komisch gemalt das Ganze.

Ansonsten hantierte Darmstadts Szene mit vielen Fahnen und Doppelhaltern, was ein ganz nettes Bild abgab; gesanglich kam über weite Strecken nicht allzu viel rüber, was zum einem sicher an der Entfernung lag, zum anderen an der relativ geringen Zahl Aktiver. Mehr als 40 Leute waren selten am Support beteiligt (dazu gab es wohl noch Unterstützung aus Bern, zumindest der "Urban Squad" Fahne nach zu urteilen). Dafür lief überall im Stadion eine Menge Pöbel umher; hatte teilweise schon ordentlich Ost-Flair. Ne kleine Pyroeinlage seitens DA gab es dann zur Mitte der ersten Halbzeit auch noch, was den Schiri lächerlicherweise dazu veranlasste, das Spiel kurz zu unterbrechen. Anschließend konnten wir uns aber wieder dem Geschehen auf dem Rasen widmen, was doch mehr als unterhaltsam verlief. Für mich stand nach der 2:0 Führung der Südhessen der Sieg eigentlich schon fest aber bedingt durch eine Vielzahl kurioser Aktionen sowie äußerst merkwürdiger Schiedsrichteraktionen drehte Kassel das Spiel noch auf ein 2:3, was natürlich den Gästeblock gut toben ließ. Gerade in Zeiten der Spielmanipulationen kommt man bei sowas jedoch schnell ins Grübeln. Am Ende jedenfalls ein 3:2 für Kassel, die weiter in Richtung Aufstiegsplätze schielen können, wobei Darmstadt in den Niederungen der Liga verharren muss. So eine Auswärtsfahrt wünscht sich doch jeder Fanatiko. Nicht so Teile der Darmstädter Anhängerschaft, die einige Zeit nach Abpfiff überraschend den Platz stürmten und sich gen Gästeblock aufmachten. Dieser wurde auch nahezu erreicht, ehe man von den Cops wieder über den ganzen Platz zurückgetrieben wurde und sich eine wüste Auseinandersetzung zwischen Staatsmacht, Ordnern und halt eben Darmstädtern entwickelte, bei der alle Partien gut austeilten und einstecken mussten.

Kassel war zunächst überrascht aber ebenfalls sehr motiviert und so sprangen gleich mal einige Herrschaften über den Zaun auf die Tartanbahn und bewegten sich in Richtung Heimblock, was natürlich auch wilde Szenen nach sich zog. Ein Beispiel: Ein Kasseler springt über den Zaun und bekommt darauf volles Pfund den Gummiknüppel zwischen die Beine, ein weiterer Kasseler springt darauf ebenfalls auf den Platz und haut dem Cop voll eins vors Visier. So einen motivierten Gästeanhang sieht man ja nun auch nicht alle Tage. Irgendwann verließen wir dann auch das Stadion, als uns schon die ersten vom Pfefferspray gezeichneten Gesichter entgegenkamen. Vor dem Heimblock dann noch weitere Scharmützel gegenüber Ordnern und Polizei, ehe sich alles langsam beruhigte. Wir suchten dann allmählich den Wagen wieder auf, fuhren auf dem Weg zur Autobahn noch etwas durch die Stadt, wo es noch reichlich Blaulicht gab und machten uns zufrieden auf den Nachhauseweg.