TuS Esens – TV Dinklage 2:2

07.04.2024

Stadion an der Peldemühle

Landesliga Weser-Ems

Zuschauer: ca. 200

 

 

 

Boßeln.  Kennt diese „Sportart“ in Norddeutschland wohl ein jeder, so wird das, je weiter man südlich wandert, mehr und mehr unsicher.

Beim Boßeln oder auch Kloatschießen oder dialektal Kloatscheeten geht es vereinfacht gesagt darum, in Teams gegeneinander anzutreten, um eine Kugel (den Kloat) oder teilweise auch eine Scheibe auf einer asphaltierten Straße in möglichst wenig Versuchen eine möglichst große Distanz zurücklegen zu lassen.

Auch in meiner Heimat dem Emsland wird dieser Tätigkeit vorzugsweise im Januar, Februar, März nachgegangen, wobei dort eher im Vordergrund steht, einen Bollerwagen voll mit Alkohol mit sich zu führen und diesen im Laufe des Nachmittags wesentlich zu leeren.

Das Werfen des Kloats hat dabei ziemlichen Alibi-Charakter und findet eher beiläufig statt.

Im Oldenburger Raum bzw. im Ammerland findet diese Betätigung unter der Bezeichnung „Kohltour“ statt, da den Abschluss oftmals eine Einkehr in einem traditionellen Gasthof bildet, wo dann deftig gegessen und reichlich Grünkohl verspeist wird.

Manch einen überwältigt nach stundenlangen Alkoholkonsum an der frischen Luft die warme Luft des Gasthofes in Form des sogenannten   „Hammers“, der einen vollends oder zumindest temporär außer Gefecht setzt. Der Autor dieser Zeilen musste hier in seiner funkelnden Jugend mehrere Male Erfahrung sammeln.

Etwas anders sieht die Lage aber schon wieder in Ostfriesland aus. Dort wird die Sache nämlich wesentlich sportlicher gesehen, Alkohol wird allenfalls zum abendlichen Abschluss konsumiert, ansonsten überwiegt sportlicher Ehrgeiz.

Ja, und Zeuge dieses sportlichen Ehrgeizes werde ich gerade in diesem Moment, nachdem ich vor einiger Zeit die Autobahn verlassen habe, um die etwa 40 verbleibenden Kilometer bis zum Ziel auf ostfriesischen Landstraßen zu bewältigen. Die Rechnung habe ich dabei ohne dutzende von Boßelteams gemacht, die sich hier gerade – fein in extra dafür gemachten Trainingsanzügen – im Wettkampf messen. Mitten auf der Straße! Das macht mein Vorankommen im Rennford nur schwerlich möglich und immer wenn ich denke, ich habe freie Fahrt, taucht hinter der Kurve der nächste Trupp auf, durch den ich mich im Schritttempo schlängeln muss.

Mein ursprünglich stabiles Zeitpolster schmilzt somit dahin, dass ich noch draußen vorm Zaun stehe, als in Esens, dort wo die Nordsee ganz nah ist, aber Bayern ganz weit weg, der Anpfiff ertönt.

Das ist insgesamt alles mindestens so sinnlos wie Boßeln, muss aber sein, wenn in der Landesliga Weser-Ems nur noch zwei Grounds fehlen. Dabei ist das Stadion an der Peldemühle ein recht passables Ding. Typisch Landesliga Weser-Ems mit überdachter Tribüne, wobei die TuS aus Esens arg abstiegsbedroht ist und vermutlich bald wieder Bezirksliga spielen muss. Da hilft auch das wacker erkämpfte 2:2 gegen das Mittelfeld-Team aus Dinklage wahrscheinlich recht wenig. Immerhin wars für mich nach Zahlung der 5 Euro Einlassgebühr (keine Eintrittskarte!!) ein schöner Fußballnachmittag bei sonnig-warmem Frühlingswetter und auch der Rückweg lief frei von Boßelgruppen.