FC Zürich - Grasshopper Club Zürich 4:2
24.07.2005
Letzigrund Stadion
Super Axpo League
Zuschauer: 18.400

 

 


Neuer Tag, neues Spiel und so hieß es für uns nach dem Frühstück erneut in Richtung Schweiz aufzubrechen, um dem Züricher Stadtderby beizuwohnen.
Der kurze Weg bis zur Grenze verlief wieder problemlos, ehe es am Grenzübergang erneut zu unschönen Szenen kam. Wer in Zukunft beabsichtigt die Schweiz zu bereisen, möge es tunlichst unterlassen, zu erwähnen, dass der Besuch eines Fußballspiels der Grund der Anreise ist.

Der Dialog zwischen uns und der zugegebenermaßen hübschen Grenzschnitte (ich glaube sie war scharf auf mich, wir hatten erotischen Blickkontakt) verlief in etwa so:

Zöllnerin: Guten Tag!
Wir: Moin!
Z: Einmal die Personalausweise, bitte!
W: Hier, bitte schön!
Z: Wo wollen Sie hin?
W: Nach Zürich!
Z: Was wollen Sie da?
W: Fußball gucken!
Z: Wer spielt denn?
W: Zürich gegen Zürich!
Z (verdutzt guckend, als hätte sie gerade Osama bin Laden persönlich an der Einreise gehindert): Einmal rechts ranfahren, bitte!!

Ich weiß nicht, wie lange wir nun sinnlos an der Grenze rumstanden und noch dämlichere Fragen, als am Vortag beantworten mussten.
Irgendwie schienen die Beamten alle Zeit der Welt zu haben oder warum geht man ersteinmal Kaffee trinken und lässt sich über eine halbe Stunde nicht mehr blicken??
Zudem war man anscheinend nicht im geringsten dazu bereit uns abzunehmen, dass man in friedlicher Absicht anreist und wollte uns daher die Rolle des Krawalltouristen schlechthin aufdrängen!
Ich persönlich vermutete, dass man uns hier aus reiner Willkür ne Weile festhalten wolle bis es eh zu spät ist, das Spiel noch rechtzeitig zu erreichen.

Aber die Welt ist doch nicht völlig verkommen und es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Nach endloser Warterei wünschte man uns eine gute Fahrt und es konnte- welche Überraschung- tatsächlich in Richtung Zürich weitergehen.

Auch hier galt es selbstverständlich strengstens die Benutzung von Autobahnen zu verhindern, was auch ganz gut klappte ehe kurz vor Ziel das Verkehrsnetz zu crazy wurde und wir uns entschlossen direkt am Flughafen zu parken und von dort aus den Weg zum Stadion zurück zulegen.
Ist vermutlich gar nicht mal eine schlechte Alternative, wenn man kein Bock hat, sich durch den Züricher Stadtverkehr zu kämpfen und dabei auf Autobahnen zu verzichten.
Vom Flughafen ging es also in etwa zehn Minuten Fahrzeit zur Station Hardbrücke von wo aus die Fluchtlichtmasten bereits zu sehen sind und das Stadion bequem per Fußmarsch zu erreichen ist.
Die reservierten Karten waren löblicherweise hinterlegt und so ging es hinein in die gute Stube.

Das Letzigrundstadion besticht durch seine einzigartige Bauweise. Auf den Geraden befinden sich zwei gewöhnliche überdachte Sitzplatztribünen wobei jedoch die Hintertortribünen durch ihre zur Mitte hin spitz zulaufenden Überdachungen einen unverwechselbaren Charakter besitzen. Jedoch auch hier ein Stadion, dessen Tage leider gezählt sind, denn pünktlich zur EM 2008 soll ein neues errichtet werden.
Die Südkurve - Standort der FCZ Fans - war bereits eine Stunde vor Anpfiff gut gefüllt, ebenso die Gästekurve, in der sich so etwa 1.500 Gäste (schwer zu schätzen) eingefunden hatten.
Sie hatten während der gesamten Spielzeit ein optisch ansprechendes "Halte Durch!" Transparent vor der Kurve hängen, was wohl eher einen ernsteren Hintergrund hat und sich auf ein Mitglied der Fanszene bezieht.
Ansonsten gab es von ihnen nicht viel zu hören und sehen.
Zum Intro lediglich einige Doppelhalter, Fahnen und zwei, drei kleinere Transparente im Block, wobei ich nicht sehen konnte, was draufstand. In der zweiten Hälfte gabs noch etwas Rauch und nen Blinkbengalo, das wars dann aber auch an optischen Glanzpunkten.

Akustisch war es ebenfalls über weite Strecken mau, was aber natürlich auch an der momentan schwierigen Situation innerhalb der Fanszenen liegen mag und weil ich da überhaupt keine Einblicke habe, steht mir im Grunde auch kein Urteil zu. Ist halt nur der subjektive Eindruck von diesem einzigen Spiel.

Den relativ schwachen Auftritt der Gäste machte aber die Südkurve mit starkem und nahezu durchgängigem Support wett. Zur ersten Halbzeit zeigten sie eine Choreo, in der mit blauen Papptafeln der Himmel dargestellt wurde und ein, auf Stoffbahn gemaltes Flugzeug, vom Tribünendach hinabgelassen wurde. Dieses Flugzeug wurde nach kurzer Zeit fallen gelassen und es ein weiteres gezeigt, welches von rechts nach links durch den Block zu fliegen schien und dem ein Band mit dem Text: ....FOR DOMESTIC AND INTERNATIONAL FLIGHTS folgte. Sah ganz gut aus und ich vermute mal, dass es eine Anspielung auf die kommenden UEFA Cup Auftritte des FCZ sein sollte.
Dazu ein geiler Torpogo als das Heimteam bereits früh in Führung ging und schnell auf 2:0 ausbauen konnte.
Besonders geil kam hier heute auch ein Wechselgesang zwischen Südkurve, Westtribüne und Osttribüne.
Die Südkurve machte den Anfang mit einem langgezogenen "Westtribüüüüüüüüüne!!", was diese mit einem "Süüüüüüüdkurve" beantwortete, dann kam erneut von der Südkurve ein lautes "Nordtribüüüüüüüüne!" ,was erneut mit "Süüüüüüüüüüdkurve!" gekontert wurde.
Das Ganze ging ein paar mal hin und her, ehe aus der Südkurve ein lautes "Scheiß GCZ!" kam, was beide Tribünen gleichzeitig mit einem "Scheiß GCZ!!" wiederholten. Sehr geil!! Gänsehaut! Einbeziehung des gesamten Heimpublikums nennt man so was wohl.

Zur zweiten Hälfte gab es dann noch einige Sprühfontänen und ein Solidaritätsspruchband für die Jungs von Austria Salzburg bzw. Red Bull Salzburg, die wohl momentan den totalen Kommerz- Albtraum eines jeden Fans durchleben. Ihr Club wurde nämlich am 7. April diesen Jahres von der Firma Red Bull aufgekauft, was eine Umbenennung in Red Bull Salzburg und eine Abschaffung der bisherigen Vereinsfarben Violett-Weiß zur Folge hatte.
Also eine komplette Vernichtung jeglicher Tradition und Identität, obwohl na ja, ich wüsste da einen Verein, der ebenfalls in Violett- Weiß aufläuft und bei dem ich so etwas vermutlich sogar lustig finden würde........
Aber Spaß beiseite. Mit dem Spruch: "Red Bull verdient Prügel und belebt Solidarität!", traf die Südkurve wohl den Nagel auf den Kopf.
Nach dem Spiel hieß es für uns dein Rückweg anzutreten, auf der Straße blieb es sehr, sehr ruhig und das, obwohl ich kaum Cops sichten konnte.

Wir machten noch einen kleinen Abstecher zum Rheinfall in Schaffhausen, welches ein sehr schöner Ort ist und man gern mal mit seiner Perle hier wieder auftauchen könnte.
An der Grenze ließ man uns diesmal gottlob auch in Ruhe und so konnte in Biberach noch der McD geentert werden, um den großen Hunger zu stillen.
Wie bereits zuvor wurde auch heute der Abend mit Bier beendet ehe am folgenden Tag ein cooles verlängertes Wochenende mit der Rückfahrt nach Meppen sein Ende fand.