SV Lichtenberg 47 – SV Babelsberg 03 3:0
04.10.2020
Hans-Zoschke-Stadion
Regionalliga Nordost
Zuschauer: 951 (ca. 80 Gäste)
Am Sonntagmorgen kam dann tatsächlich doch noch der Hipster
durch, denn wir begaben uns auf einen Flohmarkt. Konkret den am Mauerpark unweit
des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions, welches leider bald der Abrissbirne zum
Opfer fällt.
Bin ja ein echter Freund von Straßenmärkten und auch wenn es
hier teilweise den selben Kram gibt, den es auch sonstwo gibt, so versprühte
der Markt dann doch ein ganz gutes Stück Flohmarkt-Flair und legt man es darauf
an, so lässt sich sicherlich die ein oder andere Rarität finden. Und Bier gibt‘s
hier auch, tschechisches sogar, sodass bei abermals bestem Spätsommerwetter
schon vor Mittagszeit das erste Fläschchen vertilgt wurde.
Aber dies ist keine Seite für Flohmarkt-Rankings, sondern für
Fußballtrips und so ging es kurze Zeit später mit der U-Bahn gen Haltestelle
Magdalenenstraße, von wo es nur noch wenige Fußminuten zum geilen Hans-Zoschke-Stadion.
Dieses kommt als reines Fußballstadion mit Stehrängen auf
allen Seiten daher, wurde 1952 erbaut
und ist benannt nach Johannes „Hans“ Zoschke, welche als Widerstandskämpfer
gegen das Naziregime wirkte und leider im Alter von nur 34 Jahren von den Nationalsozialisten
hingerichtet wurde.
In diesem herrlichen Fußballstadion finden sich an diesem
Sonntag knapp 1.000 Zuschauer ein und verlebten einen rundum gelungenen
Nachmittag, der von mir aufgesaugt wurde, wie schon längere Zeit nicht mehr.
Das war hier heute Fußballatmosphäre wie man sie sich wünscht. Angefangen vom
kühlen Bier und der abermals leckeren und die „Geruchkulisse“ im Stadion dominierende
Bratwurst passte hier heute einfach alles. Cooles Publikum insgesamt, lässt man
so den Blick schweifen, wird schnell offenkundig, dass ein nicht kleiner Teil
der hier Anwesenden häufiger in der Alten Försterei als im Olympiastadion anwesend
ist und vermutlich auch eher linksalternativ-liberal als irgendwas im
konservativ-rechten Bereich auf dem Wahlzettel ankreuzt. Den Spaß am (Berliner)
Amateurfußball haben sie aber alle, das merkt man schnell.
Zu einem vollends perfekten Nachmittag fehlte dann eigentlich
nur noch ein aktiver Gästemob, den Babelsberg ja theoretisch stellen könnte,
aber da die aktive Szene rund um Filmstadtinferno und Co. in Coronazeiten auf
organisierten Support verzichtet, bleibt es bei ca. 80 stummen Zeugen des
Spielgeschehens im Gästeblock.
Viel zu feiern hätte es eh nicht gegeben. Die schwachen Babelsberger
konnten hier kaum Akzente setzen und waren mit dem 3:0 (passend zum
Gründungsjahr) am Ende noch ganz gut bedient.
So oder so – uneingeschränkte Empfehlung für einen Besuch bei Lichtenberg 47. Idealerweise bei guten Wetter, denn durch die – bis auf einen kleinen Bereich auf der Geraden – fehlende Überdachung ist man hier den Wetterkapriolen dann doch eher wehrlos ausgesetzt.