RFC Union Lëtzebuerg – Breidablik UBK 2:3
08.07.2021
Stade Josy Barthel
Conference League (Hinspiel, 1. Runde)
Zuschauer: 732 (keine Gästefans)
Es ist was faul im Staate Luxemburg.
Warum gibt es dieses Land? Welche Rolle spielt man
weltpolitisch und welche Sprache spricht man hier überhaupt? Warum fragt mich
die Wurstverkäuferin fünf Mal das Gleiche und warum ist es hier so teuer? Diese
und eine ganze Reihe weiterer Fragen wurden heute Abend aufgeworfen und blieben
weitgehend unbeantwortet. Aber der Reihe nach.
Gerrit und Blaubacke waren stark interessiert, als ich den o.
g. Kick ins Spiel brachte, zumal für Letzteren ein neuer Länderpunkt winkte.
Hier und da mussten zwar noch ein paar Details mit dem
Arbeitgeber geklärt werden (bei den beiden, nicht bei mir), aber letztlich war
auch das offensichtlich nicht das Problem und so waren sie Gäste in meinem
roten Rennford.
Gerrit konnte zusätzlich noch Niklas begeistern, welcher in
Köln zustieg und einige interessante Dinge aus Chile berichten konnte, wo er
rund 18 Monate im Rahmen eines Sozialprojektes weilte. So ging es dann ohne
viel Beinfreiheit aber guter Stimmung gen Luxemburg, welches man nach
stattlichen 5 Stunden Fahrt erreichte.
Einfach zum Fußball losfahren und reingehen ist ja in diesen
Zeiten nicht immer so gewiss, also finde ich mich immer öfter dabei wieder, wie
ich auch bei den letzten Bummsteams zumindest ein Mal kurz die
Vereinsseite/Facebookseite der Vereine checke, um mich über das Einlassprozedere
zu informieren. Beim RFC Union Luxembourg war es so, dass man sich zunächst mit
der Anzahl der geplanten Mitfahrer über ein Online-Formular „anmelden“ sollte,
denn die maximale Besucherzahl war heute auf 2.000 begrenzt. Da am Ende nicht
mal die Hälfte vor Ort war, kann über den Sinn dieses Prozederes sicherlich
diskutiert werden. Anschließend hatte ich noch wirren E-Mailkontakt mit
irgendeiner Dame des Vereins, welche anbot, die Karten in ihrem Büro abzuholen.
Dies aber nur bis 17 Uhr am Spieltag, was für uns zeitlich kaum machbar war.
Dass am Ende die Tickets für je 25 Euro (günstigster Preis) problemlos vor Ort
gekauft werden konnten, lässt weitere Fragen aufkommen.
Einlass dann übrigens nur mit entsprechendem 3G-Nachweis,
wobei auch direkt vorm Eingang noch Covid19-Tests machbar waren.
Erster Spieltag in der neu geschaffenen Conference League,
welche quasi der Unterbau der Europa-League und der Unterunterbau der Champions-League
ist. Der Modus verhält sich in Kürze etwa so: Insgesamt nehmen 184 Teams aus
allen 55 UEFA-Verbänden teil. Nach drei Qualifikationsrunden und einer
Play-off-Runde startet die Gruppenphase mit 32 Teams, die sich auf acht
Vierergruppen verteilen. Die acht Gruppensieger qualifizieren sich fürs
Achtelfinale, die acht Gruppenzweiten spielen mit den acht Gruppendritten der
Europa League in den sogenannten "Play-offs der K.-o.-Runde" die
restlichen acht Achtelfinalisten aus. Die K.-o.-Runden werden in Hin- und
Rückspielen ausgetragen. Am Ende gibt es im Frühsommer 2022 das Finale im schönen
Tirana (Albanien).
Insgesamt ein neues Monster, welche der Mafia-Verband hier
geschaffen hat, aus Hoppersicht aber sicherlich nicht ganz uninteressant, wenn
irgendwann hoffentlich von Corona-Maßnahmen keine Rede mehr ist und auch
Gästefans gestattet sind.
Gästefans wären hier heute aber sicherlich auch bei völliger
Normalität so selten gewesen, wie Frisörbesuche bei Torsten Frings. Vom
Breidablik UBK aus Island hatte ich ehrlicherweise vorher noch nie etwas
gehört, aber zumindest weiß man jetzt beim Heimverein, was dieses Team so kann,
denn einen 2:0 Führung verspielt man ungern, um am Ende 2:3 zu verlieren.
Kam uns ganz recht, denn so gab es immerhin fünf Tore im ganz hübschen Josy-Barthel-Nationalstadion zu bestaunen, was letztlich für eine recht kurzweilige Partie sorgte. Dennoch werde zumindest ich in meinem Leben niemals über eine Handvoll Grounds in Luxemburg hinauskommen, denn ich finde hier schlichtweg alles suspekt, zudem ruft man mehr als ordentliche Preise auf, was das Reiseerlebnis zusätzlich schmälert. Ein Beispiel gefällig? Um für das leibliche Wohl zu sorgen, mussten erst diese seltsamen Jetons käuflich erworben werden, womit dann wiederum Essen und Trinken gekauft werden konnten. Hinzu kommt, dass nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wurde und dann auch noch völlig sinnlos solches der Marke Clausthaler. Der Bursche hinterm Tresen füllte dabei umständlich eine 0,5 Dose in einen 0,3-Plastikbecher um und verlangte dabei stattliche 5 Euro oder ja besser gesagt einen Jeton im Wert von 5 Euro. Nicht besser wurde es am einzigen Fressstand, der geöffnet hatte. Zwar tummelte sich reichlich Personal in diesem, was sich aber keinesfalls auf die Produktivität beim Zubereiten von Stadion-Food potenzierte. Im Gegenteil und so zweifelte ich einige Male ernsthaft am Geisteszustand des hier anwesenden Personals.
Die von
mir georderten Pommes (oder wie man hier sagt „Friets“) brauchten nach Aussage
etwa 5 Minuten bis zur Fertigstellung. Während dieser Wartezeit fragte mich die
bräsige Verkäuferin tatsächlich fünf Mal, was ich essen wolle. Entweder hier
regiert König Alzheimer und sie ist einfach nur dumm. Nach diesen fünf Minuten
brauchten die Pommes dann zur Verwunderung meinerseits erneut 10 Minuten bis
zur Fertigstellung, sodass ich entnervt auf Bratwurst umschwenkte, obwohl ich
seit einiger Zeit bedacht bin, den Fleischanteil im Speiseplan deutlich zu
reduzieren. Naja, wenigstens schmeckte die Wurst recht geil, aber
nichtsdestotrotz. Wenn Inkompetenz einen Wohnort hat, dann wohnt sie hier in
einer kleinen Fritteuse am Stade Josy Barthel zu Luxembourg. Unfassbar!
Und damit nicht genug! Zu allem Übel standen nach Abpfiff
noch gute 400 Kilometer Heimweg auf der Soll-Seite, welche auf den letzten 100
noch durch einen nicht überholbaren Schwerlasttransport auf der A31 garniert wurden, sodass
man gegen 2 Uhr reichlich fertig ins Bett fiel.
Forza Luxemburg! Gute Nacht!