FC Luzern- FC Basel 3:1
20.08.2011
Swissporarena
Super League
Zuschauer:
17.000 (ca. 800)
Ein nettes
Alpenpanorama läutete den neuen Tag ein. Idylle pur, aber wir haben wenig Zeit,
denn im schweizerischen Luzern wartet die nächste Tagesaufgabe auf uns. Über
Sankt Gallen, Winterthur und vorbei an Zürich führt uns die Route entlang
beeindruckender Seen und gewaltiger Gebirgsmassive.
Etwas weniger passend fügt
sich in dieses Bild ein Typ ein, der wenige Meter abseits der Autobahn mit
seinem Gesäß Richtung Straße an einem Baum angelehnt steht und scheißt.
Unfassbar, was für ein Asi.
Landschaftlich
vielerorts reizvoll, ist die Schweiz eh so ein Land, mit dem ich recht wenig
anfangen kann. Inmitten der Europäischen Gemeinschaft liegend wurschtelt man so
alleine vor sich hin und hält sich mit einer gewissen Prise Arroganz politisch
aus allem heraus; allein die Ticketbeschaffung beim FC Luzern für das heutige
Spiel grenzt ja fast an Ausländerfeindlichkeit.
Auf der FCL Homepage hat es einen Online-Ticketshop, in dem man sich
bequem seinen „preiswerten“ Platz
aussuchen kann (günstigstes Ticket für 23 Franken; der Umrechnungskurs ist
derzeit fast 1:1). So weit, so gut.
Man klickt sich also durchs Menü, in dem man selbst dann auch seine Adresse angeben muss, wenn man das Ticket lediglich ausdrucken möchte. Nach dem letzten Klick, der normalerweise zum abschließenden Kauf führen sollte, erscheint die Meldung, dass dieser Service nur für Inländer verfügbar sei. Völlig entrüstet über derlei Diskriminierung wähle ich die obenstehende Nummer einer Infohotline. Doch anstatt hier einen kompetenten Ansprechpartner zu finden, der sich für diesen verbesserungswürdigen Service entschuldigt, gibt mir eine Stimme vom Band zu verstehen, dass die Hotline nicht aus dem Ausland verfügbar sein.
Hallo? Was seid ihr denn für Penner??
Wutentbrannt greife ich
nun zur Nummer der Geschäftsstelle und wenig später kommt es vor dem heimischen
PC fast zur Eskalation. Da verweist doch tatsächlich eine Bandstimme auf die
Nummer der Infohotline. Spätestens jetzt hätte man auf einen Spielbesuch bei
diesem arroganten Vögeln verzichten müssen, aber mit einem kleinen Trick kommt man dennoch an seine
Karten. Im Adressfeld wird Meppen kurzerhand in die Schweiz verlegt, somit ist
man ja für das System kein Ausländer mehr und kann so nach abgeschlossenem
Zahlvorgang sein Ticket ausdrucken. Unglaublich, was für Hampelmänner!
In Luzern also
irgendwann angekommen, wurde der Wagen im Parkhaus am Bahnhof geparkt und da
das Thermometer mittlerweile weit über 30 Grad zeigte, per pedes ein geeigneter
Badeplatz am mitten in der Stadt gelegenen Luzerner See gesucht. Ziemlich
überrascht war ich dann als man nach 15-minütigem Spaziergang auf einen großen
Stadtpark mit Badestellen traf, in dem sich hunderte junger Leute tummelten. So
etwas in der eigenen Stadt zu haben ist ja schon recht geil. Allgemein ist
Luzern sicherlich ne Top-Stadt, hier hätte man eigentlich noch etwas länger
verweilen müssen. Nur die allgemein hohen Preise stören etwas.
Ich hatte jedenfalls
ehrlich gesagt nicht mit so einem genialen Badeplatz gerechnet und gab mich
dementsprechend unprofessionell mit langer Hose bei 35 Grad, keiner Badehose,
keinem Handtuch usw., sodass ich mir ein Plätzen im Schatten suchte, während
Jan etwas vorbereiteter war und ein Bad im kühlen Nass des Sees genoss. Nachdem
man hier also ne gute Stunde verweilt hatte, begaben wir uns zurück zum
Bahnhof, wo gerade zufällig der ca. 400 Mann starke Baselmob, der fast komplett
aus Ultras bestand, ankam und ein geiles Lied durch die Bahnhofshalle schickte,
ehe er den rund 2,5 km langen Fußweg zum Stadion antrat. Wir suchten dieses mit
dem Pkw ebenfalls auf und parkten einige Zeit später in der Nähe der
Swissporarena, der neu erbauten Heimstätte des FC Luzern.
Gebaut ist diese 17.500er
Multifunktionsarena auf dem Gelände des ehemaligen Stadions Allmend, was bis
dato Heimspielstätte des FCL war, nun allerdings kickt man seit rund drei
Wochen in dieser Arena, wobei das offizielle Eröffnungsspiel erst am 3.
September gegen den Hamburger SV stattfindet.
Zum Anpfiff meldete man
wie zu erwarten ausverkauftes Haus und die aktive Szene der Luzerner zeigte den
ersten Teil einer Choreografie, der sich auf die Geschichte bzw. Entwicklung
des Vereins bezieht. Optisch und auch von der Durchführung gut gelungen. Die
Baseler hingegen bekamen von alldem nichts mit, denn nahezu der gesamte Haufen
verharrte bis nach Durchführung der Heimchoreo außerhalb des Gästeblockes und
lief erst wenige Minuten nach Anpfiff geschlossen ein. Über den Sinn und Unsinn
solcher Aktionen kann man sicherlich diskutieren, in diesem Fall jedoch recht
imposant wie der Haufen flink den Zaun beflaggt, die erste Pyrotechnik
verwendet wird und der Capo die Menge dirigiert. Als Zugabe klettern plötzlich
noch zwei junge vermummte Baseler unter dem Fangnetz von außen in den
Gästeblock und werden wenig später heldenhaft gefeiert. Der Grund: Luzern hat
nicht genügend auf eine seiner Zaunfahnen Acht gegeben und ist daher um ein
Exemplar ärmer. Im Folgenden nimmt auch Basel den Support auf, welcher durchaus
– und trotz der erbarmungslosen Sonne, die mitten auf den Gästebereich knallt –
überzeugen kann. Gesänge, die von der Melodie her oft auch in unsrigen Gefilden
bekannt sind aber durch den Schweizer Dialekt schon wieder vollkommen anderes
klingen.
Auch das Heimpublikum
ist verzückt vom guten Spiel ihres Teams und angetrieben von der
Hintertortribüne ziehen einige Male weite Teile des „normalen“ Publikums doch
ganz gut mit. Zur zweiten Spielhälfte wird mithilfe des zweiten Teils der Choreografie
auf das Jetzt und Hier Bezug genommen, was vom Publikum mit reichlich Applaus
gewürdigt wird. Alles in allem also ein vollends gelungener Nachmittag, vor
allem aufgrund zweier gut aufgelegter Szenen, der lt. diverser Meldungen im
Netz wohl später am Bahnhof noch seine Verlängerung fand als Luzern den
Fahnenverlust nicht teilnahmslos hinnehmen wollte und die Polizei zur Trennung
der Fanlager etwas mit Gummischrot umher schoss. Sehr schön!
Wir bekamen allerdings von alldem nichts mehr mit, befanden wir uns doch schon auf der Autobahn gen France, um auf dem Weg nach Marseille heute noch ein paar Kilometer gut zu machen und am nächsten Tag weniger Zeit im Auto zu verbringen, sondern stattdessen unsere Astralkörper am Mittelmeerstrand zu präsentieren. Grenoble hieß das Ziel unserer Reise und war nach ca. vier Stunden Fahrt kurz nach Mitternacht erreicht. Hier schnell in die Unterkunft eingecheckt und nach einem finalen Bier hieß es gute Nacht.