MKS Odra Wodzislaw Slaski - KS Ruch Chorzow 1:3
03.10.2009
Stadion MOSir
Ekstraklasa
Zuschauer: 4.000 (1.200 Gäste)

 

Da der SVM mich derzeit mehr als ankotzt (verliert alle Spiele, wird von einem Inkompetenzteam geführt und die Mannschaft besteht überwiegend aus charakterlosen Spinnern) ergriff man an diesem Wochenende zusammen mit dem Jan die Flucht gen Polen, um dort endlich mal wieder unter normale Leute zu kommen. Der Wizzair - Flieger sollte um 17:40 Uhr von Dortmund abheben, da sollte die Abfahrt um 14:30 Uhr doch reichen, dachte man jedenfalls.
Freitag nachmittags ist natürlich viel los auf den Straßen des Ruhrgebietes aber soooo? Stau hier, Stau dort und wir beiden immer darum bemüht, alles halbwegs gut zu umfahren, denn die Zeit tickte erbarmungslos weiter. Die ermittelte Ankunftszeit des Navis pendelte zwischen 16:56 und 16:58, wobei um 17:00 der Check In schließen sollte. Ein unvorhergesehener Stau also, und man kann sich am Abend doch noch Meppen gegen Nordhorn angucken (0:3, übrigens)
Dies sollte aber mit aller Macht vermieden werden, sodass der Jan nun fuhr wie ein Besessener, dabei fast einen Opa vom Rad holte und in einer Kurve fast in ein Haus raste. Man merkte deutlich, er wollte den Länderpunkt Polska an genau diesem Wochenende machen J.
Ich persönlich hatte den kompletten Wochenendtrip innerlich schon ein paar Mal abgeschrieben, als wir um 16:57 Uhr auf den Haupteingang des Dortmunder Flughafens zurasten, direkt davor parkten und wie Gestörte zum Check In stürmten, wo wir als letzte Fluggäste eincheckten. Glück gehabt und wieder mal um 10 Jahre gealtert.
Anschließend erst einmal den Wagen umgeparkt und keine 45 Minuten später waren wir bereits in der Luft, um wiederum einige Zeit später am Flughafen Katowice zu landen.
Von hier gings dann für 40 Zloty pro Nase mit dem Bus in ca. 45 Minuten zum Katowicer Hauptbahnhof, den ich mir aufgrund der zahlreichen Beschreibungen in diversen Hoppingzines irgendwie versiffter und von mehr obskursen Gestalten bewohnt vorgestellt hatte. War ja fast ein bisschen enttäuscht. J

Da unser Hotel nur lediglich 300 Meter Luftlinie entfernt sein sollte, kam ein Taxi natürlich nicht in Frage und man versuchte auf eigene Faust den Weg zu finden, was aber aufgrund fehlenden Kartenmaterials usw. schnell misslang und man mal zwei Mädels auf Englisch anquatschte, diese auch verstanden was man von ihnen wollte, nur leider den Weg auch nicht kannten. Anstatt jetzt aber zu sagen: "Neee, weiß nich!" alarmierten sie alle anderen Umherlaufenden, uns doch den Weg zu erklären bis wir dann wussten, wohin es gehen musste. Sehr coole Leute hier alles! Das Hotel war dann auch genau standesgemäß für so zwei Adelige wie wir es sind und die Frau am Empfang ließ es sich nicht nehmen uns eine kurze Führung durchs Gebäude zu bieten.
Auf dem Zimmer nur kurz frisch gemacht und direkt weiter mal schauen, was Katowice so am Abend zu bieten hat. Irgendwie jede Menge junger Leute unterwegs und doch konnten wir kein richtiges Zentrum ausmachen (ok, haben uns auch nicht wirklich drum bemüht geschweige denn informiert). Also mal etwas die Gegend um den Bahnhof sondiert und ne leckere Pizza verspeist. Negativer Punkt lediglich, dass irgendwie nach 22 Uhr kein Bier mehr in Kiosken oder Shops verkauft wird und wir nun irgendwann zurück auf unserem Hotelzimmer von Mineralwasser leben mussten. Macht natürlich auch keinen Spaß und somit dann alsbald Gute Nacht gesagt.
Am nächsten Morgen ging es dann wieder zurück zum Flughafen, wo sich um einen Leihwagen gekümmert werden sollte. Hier reiht sich ca. ein Dutzend Anbieter nebeneinander und ich persönlich war schon bisschen erstaunt, dass SIXT der günstigste war und selbst die kleinen polnischen Anbieter weit unterbot.
Dazu gabs dann auch noch ne recht geile Karre und da der Jan "rein zufällig" seinen Führerschein im Hotel liegengelassen hatte, musste ich für den gesamten Tag Fahrer spielen. Wunderte mich dann auch nicht mehr, als er kurz nach Abfahrt den ersten halben Liter "Warka" aus dem Rucksack zauberte.

Mit Autobahnen haben sie es in dieser Ecke nicht so und nun hieß es, die ca. 70 Km bis Odra Wodzislaw (wer kennt es nicht?) über polnische Landstraßen zu tuckern. Kam mir aber ganz recht, denn wir hatten genug Zeit und so sieht man mal n bisschen was.
Dabei wurde der Satzbeginn "Der Pole im Allgemeinen......." zum Standardsatz des Tages.
"Der Pole im Allgemeinen fährt wie der Henker", "Der Pole im Allgemeinen arbeitet samstags nicht", usw.
Nach guten anderthalb Stunden Fahrt also angekommen und den Wagen in Stadionnähe geparkt, wo uns auch dann gleich ein Wasserwerfer empfing. Leichtes Kribbeln in der Magengegend als sich vorm Eingang schon ca. 40 Jugendliche im Kapuzenpullover tummelten, aber man ist souverän genug hier nicht sonderlich aufzufallen oder gar angequatscht zu werden. Karten für die Haupttribüne wurden für 30 Zloty pro Person erstanden und ein Novum gabs am Eingangstor, wo zunächst jeder und wirklich jeder Besucher genauestens abgetastet wurde und dann mit seinem gezückten Ausweis in der Hand in eine Videokamera grinsen musste. Der Sinn ging mir nicht so recht auf, aber man wird schon wissen was man hier macht.

"Nein, Herr Richter! Ich habe am Samstag nicht bei Odra Wodzislaw Slaski im Stadion randaliert, ich lag zu Hause auf dem Sofa!"
"Aber wir haben Sie am Eingang gefilmt."
"Achso, ohhhh!"

Die Zeit bis zum Anpfiff streunte man etwas im Stadion umher als sich plötzlich vor dem Stadion ein 30-köpfiger Mob in Gerenne übte und zu allem Überfluss in Richtung unseres Mietwagens steuerte. Grund konnte nicht ganz aufgeklärt werden, scheinbar sollte ein Bus aus Chorzow "begrüßt" werden. Polizei aber schnell zur Stelle, sodass sich alles schnell beruhigte und unser Wagen auch unbeschadet blieb.

Zum Anpfiff war der Gästebereich dann mit ca. 1.300 Ruhpöttlern pickepackevoll, sodass die Leute sogar in den Bäumen saßen oder auf den Dixieklos standen. Angeblich wurden nur 700 Gästekarten verkauft, man ließ dann aber doch wohl jeden angereisten Gast ins Stadioninnere.
Zum Anpfiff hatten wir dann zunächst beide ein großes Fragezeichen auf der Stirn, denn nicht eine der sonst recht schönen polnischen Zaunfahnen hing und beide Seiten blieben bis auf anfängliche Gesänge gegen den PZPN (polnischer Verband) stumm. Wir beäumelten uns schon, was das denn hier für peinliche Szenen seien, als der Halbzeitpfiff ertönte und in beiden Lagern der Zaun beflaggte wurde. Mir fiel es in meiner Lethargie leider erst jetzt wie Schuppen von den Augen. Klar, schon in der Woche zuvor haben die allermeisten Szenen kollektiv die erste Halbzeit gestreikt, um ein Zeichen gegen fragwürdige Maßnahmen des Verbands zu setzen. Dieses Prozedere wurde also auch an diesem Spieltag fortgesetzt. Zweite Halbzeit dann folglich ein komplett anderes Bild. Bei Ruch zog der komplette Haufen 1A mit und brüllte seine brachialen Gesänge lautstark ins Rund. Wirklich netter Auftritt, der ohne Frage insbesondere wegen seiner Geschlossenheit und Disziplin zu beeindrucken wusste.
Der Fanblock des Heimteams befindet sich in der Ecke der Gegengeraden und fasste heute so ca. 300 Leute, die aber alle auffällig jung waren. Wohl kaum einer überhaupt schon 18.
Trotzdem gab man auch hier ein gutes Bild ab, schöne Klatscheinlagen und eine Blockfahnenaktion über die gesamte Gerade, mit der man Polen im Allgemeinen und Schlesien im Speziellen huldigte. Sah gut aus.
Nach dem Spiel dann anscheinend alles ruhig und wir verließen geschwind die Stadt, denn in knapp drei Stunden war Anstoß zum zweiten Spiel des Tages.