VfB
Oldenburg - SV Meppen 3:0
28.10.2007
Stadion am Marschweg
Oberliga Nord
Zuschauer: 3.560
Nach über dreieinhalb Jahren sollte es an diesem Sonntag
also zum Wiedertreffen mit dem Rivalen aus der Huntestadt kommen, mit dem man
sich schon zu ruhmreichen Zweitligazweiten packende Duelle lieferte.
Die Spannung auf das Derby war groß, die Choreovorbereitungen liefen auf
Hochtouren und der allseits bekannte Herr S. rief mich in der Vorwoche beinahe
täglich an, um mit mir über so Dinge wie "Willst du wissen, was
ich anziehen werde?" "Wie viele werden wir wohl sein?" undsoweiter
zu reden.
Ja, und dann war es auch schon soweit. Derbytime! Gute 130 Zugfahrer trafen
sich wie vereinbart am Sonntag Morgen am Meppener Bahnhof, wobei sich der Zugfahrerhaufen
nach allen Zustiegen an den auf der Strecke liegenden Bahnhöfen schlussendlich
auf knapp 200 Mann vergrößerte, ehe man schließlich recht lautstark
in Oldenburg einfiel.
Die Handvoll "OL-Späher" am Bahnhofsvorplatz suchten recht schnell
das Weite als sie den doch recht imposanten Gästehaufen aus der Bahnhofshalle
treten sahen und waren fortan auch den ganzen Tag nicht mehr zu sehen.
Somit machten sich die Zugfahrer auf einen netten etwa halbstündigen Sonntagsspaziergang
durch Oldenburgs City und entfernte dabei einige kleinere Anti-Meppen-Plakate
an diversen Hausmauern und Straßenschildern. Da hatten sich die Oler ja
richtig Mühe gemacht, kletterten des Nachts an Straßenschildern hoch......
Am Stadion wollten die grünen Begleiter den Haufen von hinten an den Gästebereich
heranführen, man entschied sich jedoch für den Alternativweg über
den Marschweg hinter der Haupttribüne, wo sich die "Gastgeber"
jedoch ebenfalls sehr bedeckt hielten.
Nach Ticketkauf und peniblen Einlasskontrollen, die sich insgesamt gut eine
halbe Stunde hinzogen, konnte die Choreografie vorbereitet und zum Einlaufen
der beiden Mannschaften präsentiert werden. So wurde der gesamte Auswärtsbereich
von blau-weißen (Vereinsfarben) und gelb-roten (Stadtfarben) Folienbahnen
überdeckt, dazu wurde vorne am Zaun der Spruch "Mit unserem Stadtpatron
zum Derbylohn", in dessen Mitte sich der Stadtpatron befand, gezeigt. Alles
in allem eine gelungene Aktion!!!!
Der aktive Teil der Oldenburger auf der Gegengeraden zeigte
ein optisch gelungenes "110 Jahre VfB Oldenburg" Banner, dazu so etwas
wie die "Skyline" Oldenburgs, (oder so?). War vom Gästeblock
aus schwer zu erkennen, da der Heimblock nicht steil genug ist, um so etwas
entsprechend zu präsentieren.
Im weiteren Verlauf dann zweimalig weißer Rauch auf Meppenseite, ein Spruchband
"Gratulation! Ihr habt die dicksten Kartoffeln!" auf Oldenburgseite.
An sich ziemlich ausgelutscht, ständig mit dem aufgedrückten Meppen=Bauern
Image provozieren zu wollen, schongleich wenn man selber aus einer Stadt kommt,
deren Grenzen man nur knapp verlassen haben muss um nichts anderes als Kühe,
Länder und Weiden zu sehen.
Wie dem auch sein, in der Folgezeit durchgängiger, lautstarker und geschlossener
Support von Meppen, so soll es sein!
Bei Oldenburg waren zwar oftmals maximal 30 Leute um so etwas wie Support bemüht, wurden aber die meiste Zeit von allen Umherstehenden gnadenlos im Stich gelassen, sodass man hier keine große akustische Durchschlagskraft entwickeln konnte. Man scheint hier jedenfalls ein großes Dummkutten, Normalo und Erfolgsfan-Problem zu haben, was sich dann logischerweise negativ auf den Support auswirkt, hinzu kommt der wenig stimmungsförderliche Standort. Dennoch, für ein Derby entschieden zu wenig!
Derbycharakter kam lediglich dadurch auf, dass beide Seiten
immer wieder einige Spruchbänder zeigten. So gab es auf Meppenerseite ein
"Oberliga`s finest? Here we are!", was sich auf die "Oberliga`s
finest" Aktion der Oldenburger in einem der vorangegangenen Spiele bezog,
ein "Das Feuer von Donnerschwee - Wohl nur ne Schnapsidee", was sich
auf die "Das Feuer von Donnerschwee neu entfachen" Aktion beim Aufstiegsspiel
gegen Lingen (Fever-Pitch berichtete) bezog, sowie ein "15:50 Uhr: Essen
bei Elena!" (Anm: Elana, griechisches Restaurant vorm Stadion und für
gewöhnlich Treffpunkt des OL- Pöbels).
Oldenburg zeigte neben dem bereits Angesprochenen noch "Willkommen in der
Hölle!", "VfB Fans gegen Rassismus- Für eine bunte Kurve"
und noch ein anscheinend im Block gespraytes "Was will Essen denn da?"
als wenig gelungener Konter.
Trotz der hervorragenden Unterstützung seitens des Gästeanhanges
zeigte die Mannschaft leider erneut das gewohnte Bild, zwar bemüht und
mit Einsatz bei der Sache jedoch in der Offensive viel zu harmlos und wird sich
dennoch mal eine Torchance heraus gespielt, so wird diese kläglich verschenkt.
Und wie es im Fußball halt immer so ist, nutzt dies ein cleverer und abgezockter
Gegner immer aus und schießt stattdessen irgendwann das Tor. So auch heute,
Meppens Famiyeh vergibt eine 100%ige, Oldenburgs Kilicaslan trifft im Gegenzug
zum 1:0, die Meppener jetzt natürlich völlig verkrampft und es folgen
Gegentreffer zwei und drei, ebenfalls durch Kilicaslan. Lupenreiner Hattrick
heißt so was wohl. Bitter und skurril zugleich, denn so hatte besagter
Erkan Kilicaslan in der Sommerpause seine Unterschrift schon fast in Meppen
getätigt, um sich dann im letzten Moment noch für die betuchteren
Oldenburg zu entscheiden!
Söldner, elendiger!
So kam es also am Ende wieder mal zu einer viel zu hohen 3:0
Niederlage, die das Publikum erneut spaltete. Die einen fordern den Kopf des
Trainers, andere wollen den gesamten Vorstand ausgewechselt sehen und wieder
andere sehen die Mannschaft als unfähig an.
Kommt dann nach Abpfiff noch ein komischer Haufen provozierender Oldenburger
auf der Tribüne hinzu, so ist schnell mal ein Zaun ramponiert, ein Tor
aufgebrochen und eine kurze aber heftige Auseinandersetzung mit der Staatsmacht,
die man letztlich als Unentschieden werten kann, im Gange.
Dann noch rund 15 Minuten Blocksperre ehe sich alles allmählich beruhigt
und der Rückweg zum Bahnhof angetreten werden kann. Hier dann alles sehr
gesittet und diszipliniert, Oldenburger konnten erneut nicht ausgemacht werden.
Festzuhalten bleibt: Oldenburg Sieger auf dem Platz, auf den Rängen allerdings
ein haushoher Sieg der Meppener, die gezeigt haben, dass sie an guten Tagen
locker Regionalligareife besitzen. Oldenburg hingegen zu keiner Zeit eines Derbys
würdig!
Interessant vielleicht noch: Zwei Tage nach der Niederlage wurde Alo Weusthoff als Trainer des SVM freigestellt und mit dem Ur-Meppener Hubert Hüring der Mann vorgestellt, der das Ruder in den verbleibenden 22 Spielen noch rumreißen soll!
Chaos Club Meppen im Oktober 2007!
Bilder mit freundlicher Genehmigung von www.stadionfreund.de