Oldham Athletic FC – Salford City FC 1:4

29.12.2019

Boundary Park

League Two

Zuschauer: 5.279 (ca. 400 Gäste)

 

 

 

Am nächsten Morgen konnte zunächst ausgepennt werden, man hatte massig Zeit und außer Fußball keine anderen Missionen zu erfüllen. Obwohl, eigentlich doch. Frühstücken nämlich.

Dem hoteleigenen wurde kein gutes Preis-Leistungsverhältnis ausgestellt und so ging’s zum direkt nebenan liegenden Morrison-Supermarkt und im angrenzenden Kaffee wurde zwei Mal das „Big Daddys Breakfast geordert.

 

2.500 Kilokalorien zum Frühstück bringen Freude und Schwung in den lahmen Organismus, ehe es nach abschließender Verdauungsgammelei auf dem Hotelzimmer auch recht früh die paar Meilen ins Städtchen Oldham (103.000 Einw.) ging.
Der Boundary Park ist die Heimat des Viertligisten Oldham Athletic und macht schon aus einigen hundert Meter Entfernung einen durchaus guten Eindruck.

Kleiner authentisch wirkender englischer Fußballground mit vier mehr oder minder unterschiedlichen Tribünen, von denen alle bis auf das neumodische Teil auf der Geraden doch schön verranzt-charmant wirken und die engen Sitzreihen jeglichen Komfort vermissen lassen. So mag ich es.


Im „Bauch“ der Tribüne , genau genommen im engen und deutlich in die Jahre gekommenen „Gastronomiebereich“ gibt es nach Zahlung von happigen 22 Pfund Eintritt vor Anpfiff noch die letzten Minuten des Old Firm per Liveübertragung und man wird Zeuge eines beinahe historischen Rangers-Sieges im Celtic-Park. Ja, aber leider halt nur vorm TV.


Egal, denn auch der Besuch hier macht Spaß. Der lebende Fußballalmanach Gerrit weiß zu berichten, dass die Fans der „Latics“, wie der Oldham Athletic FC kurz bezeichnet wird, eine Freundschaft zur älteren Generation Frankfurter pflegen, was zugleich durch eine soeben aufgehängte Fahne untermauert wird.
Weiterhin etwas ungewöhnlich, dass sich hier leichte (aber nur ganz leichte) Züge der Ultrakultur finden, denn untypisch für England ist hier so etwas wie ein Stimmungszentrum auszumachen, denn hinter einem schlichten Oldham Athletic-Banner sammeln sich gut zwei Dutzend junger Leute, die sogar mit ein paar kleineren Schwenkern herumwedeln und der Trommel ein paar Rhythmen entzaubern. War jetzt nichts, was in irgendeiner Form als „fetzig“ bezeichnet werden kann, aber erwähnenswert dennoch.

Allerdings wurde die akustische Unterstützung auf Heimseite auch recht schnell eingestellt oder zumindest deutlich zurück gefahren, denn zu deutlich war der spielerische Unterschied, der sich auf dem grünen Rasen unter uns entwickelte.

Ganz interessant in diesem Zusammenhang vielleicht zu wissen, um was für einen Club es sich bei den Gästen aus Salford handelt.

Zu allererst sei gesagt, dass es sich hier heute um ein waschechtes Derby handelt, denn beide Clubs trennen nur wenige Meilen und beide sind mehr oder minder in der Agglomeration Manchesters beheimatet.

 

Der Salford City FC war mir bis dato absolut unbekannt, dennoch ist es gut möglich, dass der Verein in Zukunft mehr und mehr in die sportliche Bedeutung rücken wird, da es sich hierbei um ein Projekt der sog. „Class of 92“ handelt, denn die einstige unter Sir Alex Ferguson Anfang der 90er groß gewordene Rasselbande um David Beckham, Ryan Giggs, Nicky Butt, den Neville-Brüder und Paul Scholes ist seit 2014 Anteilseigner des Vereins (die Hauptanteile besitzt allerdings ein gewisser Peter Lim, seines Zeichens Geschäftsmann aus Singapur und ebenfalls finanziell am FC Valencia beteiligt).

 

Der Entwicklung des nun mit reichlich liquiden Mitteln ausgestatteten Clubs ging seit Einstieg der illustren Investorenriege steil nach oben und binnen fünf Jahren kletterte man aus der achtklassigen Northern Premier League Division One in die seit Beginn dieser Saison bespielte viertklassige League Two.

Als Ziel der Entwicklung hat man nebenbei die zweitklassige Championship ausgerufen. Es bleibt also interessant zu beobachten, wohin die Reise mittelfristig geht.

Kicken können sie jedenfalls ganz ordentlich, die Jungs vom Salford City FC, denn schon nach einer Viertelstunde war der Drops hier weitgehend gelutscht, denn durch einen Doppelschlag in der 15. und 16. Minute stellte man die Weichen deutlich auf Sieg und ließ auch bis zum Schluss nie den Eindruck erwecken, dass der sich andeutende Sieg gefährdet sein könnte.

Da half auch ein in der zweiten Hälfte plötzlich quer über den Platz rennender Flitzer, der nach einiger Zeit des unschlüssigen Rumstehens von äußerst unmotiviert und desinteressiert wirkenden Ordnern in die Katakomben geleitet wurde, nichts.

Verständlich, wer hat bei 5 Pfund Stundenlohn schon Lust, mit einem Nackten zu rangeln?

Kurz kursierende Gerüchte, dass es sich bei dem Flitzer um Manfred aus Weener gehandelt hat, konnten nicht bestätigt werden und müssen trotz des dazu existierenden Bildmaterials in das Reich der Fabeln, Märchen und Fakenews verabschiedet werden.

Verabschieden taten wir uns auch zügig nach Abpfiff. Hat mir aber sehr gut gefallen hier. Kleiner sympathischer Club irgendwie, besonders das Vereinswappen mit der leicht aggressiv guckenden Eule gefällt mir. 

Pro mehr Tiere in Vereinswappen!!