Onze Estrelas Clube de Bofareira – Juventude Clube do Norte   1:1

30.03.2024

Estadio Municipal Arsenio Ramos

Regional de Futbol da Boa Vista

Zuschauer: ca. 150

 

 

 

Der Osterurlaub sollte meine Frau und mich nach Verden verschlagen. Nein, nicht das Städtchen an der Aller, wobei es da sicherlich auch recht schön ist.

Und eigentlich auch nicht nach Verden, sondern auf Verden, auf die Kap Verden nämlich.

Knaller Einleitung, oder?

Naja, die Zeit von Jahresbeginn bis Ende März war jedenfalls irgendwie nervig bzw. stressig und so wollte man zumindest eine Woche dem grauen Deutschland den Rücken kehren. Irgendwohin wo es warm ist und man einfach mal die Seele baumeln lassen kann.

Ja, und so war dann der Flug Amsterdam-Boa Vista-Amsterdam (der Rückflug mit Zwischenstopp auf Teneriffa) für einem fairen Preis zügig gebucht.

Die Kap Verden oder auch Kapverdische Inseln oder auch Cabo Verde sind ein aus 15 Inseln bestehendes Archipel ca. 600 km westlich der Ostküste Afrikas auf Höhe des Senegal.

9 dieser Inseln sind bewohnt und laden mit ganzjährigen Temperaturen zwischen 25-30 Grad und kaum Niederschlag ein.

Was für eine Woche Urlaub sicherlich ganz toll zu scheinen mag, bedeutet für die einheimische Bevölkerung Trockenheit und Wassermangel, was eigentlich dazu führen müsste, das „Verde“ also „Grün“ auszutauschen gegen „Marron“ für „Braun“, denn so ist es hier überwiegend.

Kap Morron dann also quasi. Aber da kann man sich vermutlich gleich „Mordor“ nennen, klingt zumindest phonetisch ähnlich.

Die Inselgruppe war bis 1491 komplett unbewohnt und wurde dann von portugiesischen Seefahrern entdeckt und kolonialisiert. Fortan entwickelten sich die Kap Verden zu einem Drehkreuz des Sklavenhandels zwischen Amerika, Europa und Afrika, der Rest ist beinahe 400 Jahre traurige Geschichte. Erst seit 1975 ist das kleine Inselvolk unabhängig.

Springen wir nach diesem sehr kurzen und völlig oberflächlichem Abriss aber wieder ins Hier und Jetzt.

Am Karfreitag um die Mittagszeit setzt der Flieger mit uns an Bord nach 6:45 Stunden Flug am kleinen Flughafen der Insel auf. Hier ist alles völlig entspannt, das Motto der Einheimischen lautet „No stress!“ und tatsächlich wird man recht schnell entschleunigt. Die Passkontrolle verläuft absolut easy, irgendwie musste man von zuhause aus irgendeine Einreisegenehmigung für 31 Euro kaufen und dabei haben, was aber hier seltsamerweise niemand sehen wollte.

Schnell noch eine Sim-Card (7 GB für 15 Euro) erstanden und schon stand unser appartment-eigener Fahrer bereit, der uns die nur 15 Minuten zur Unterkunft fuhr. Um nicht völlig einen auf Touri zu machen, hatten wir uns ein nettes Appartment mit Meerblick angemietet, wenngleich die großen All-Inn-Resorts der europäisch/amerikanischen Ketten nur wenige Fußminuten entfernt liegen.

Für Leute, die Erholung suchen, sind die Ostinseln Sal und eben Boa Vista vermutlich erstes Ziel, etwas individueller geht es auf den Inseln Fogo oder Santiago zu.

Viel außer Sonnenbaden und stundenlangen Strandspaziergängen kann man auf Boa Vista nun wirklich nicht machen, außer saisonales Whale-Watching, mit dem Quad durch Dünen heizen (nicht so cool wegen Schildkröten-Brutplätzen) oder Kite-Surfen.

Und Fußball gucken. Das sogar recht easy, denn jede Insel spielt von etwa Dezember bis Mitte April eine inseleigene Meisterschaft aus, ehe es anschließend um die Kapverdische Meisterschaft geht. Die Gruppe „Boa Vista“ besteht dabei aus 8 Mannschaften, welche allesamt meistens samstags und sonntags um 14 und 16 Uhr ihre Spiele im einzigen nennenswerten Ground der Insel, dem Estadio Municipal Arsenio Ramos in der Hauptstadt Sal Rei austragen.

Ja, und vor diesem stehen meine Frau und ich gerade. Es ist noch eine viertel Stunde vor Anpfiff und erst sehr gemächlich beginnt man damit von irgendwo her „Eintrittskarten“ herzubeschaffen, die in Form eines gelben Armbändchens für je 1,50 € daherkommen, während direkt nebenan vor einem etwas ärmlich wirkenden Viertel auf einem „Fleischmarkt“ ein halber Ochse mit schweren Axtschlägen zerlegt wird.

Der Ground verfügt über eine unüberdachte Tribüne auf der Geraden, das war es dann auch schon. Reicht aber für hiesige Verhältnisse vollkommen aus, wobei es sich heute mit schätzungsweise 150-200 Zuschauern füllt.

Die Mehrheit drückt dabei dem Team von Juventude die Daumen, wobei das Dargebotene schon harte Kost war. Kreisliganiveau, um das mal mit deutschem Standard zu vergleichen, ständig lag irgendwo einer rum, weil das Foul offenbar ach so hart war und es wurde der Ball wild nach vorne gebolzt. Ohne Scheiß, vermutlich hätte selbst ich hier noch eine halbe Stunde mitspielen können und wäre weder nach oben oder nach unten qualitätsmäßig aufgefallen. Sinnbildlich für den ganzen Hafer war es, dass Onze Estrelas eigentlich den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, aber beim Stand von 1:1 der Spieler der Elfer einfach neben (!) das Tor setzte und dabei nichtmal hart schoss.

Bei einer Anstoßzeit von 14 Uhr ertönte dann irgendwann warum auch immer um 16:11 Uhr der Abpfiff und obwohl direkt im Anschluss noch ein zweiter Kick möglich gewesen wäre, hatten wir genug gesehen von dieser hohen Ballsportkunst und verzogen und per Taxi wieder in unsere temporäre Bleibe, wo die kommenden Tage allerfeinst geurlaubt wurde.