AC Sparta Praha - AC Tescoma Zlin 2:1
18.08.2007
AXA Arena
I.Gambrinus Liga
Zuschauer: 6.994

 

Nach geruhsamer Nacht hieß es am nächsten Morgen wieder Sachen zusammenpacken und mit dem PKW des Jan die knapp 500 km nach Prag abzureißen. Man muss ja schließlich seinem Pseudonym als "Der Reisende" treu bleiben. Auf den Autobahnen kaum was los, die Frau im Navigationsgerät zeigte sich des öfteren mal verwirrt, da wir theoretisch mitten durch Berge oder Wälder fuhren...... zumindest wenn man mal so zehn Jahre zurück springt.
Wir kamen also zu dem Schluss, dass die Karte nicht mehr soooo ganz aktuell sein konnte und in den letzten Jahren eine ganze Reihe neuer Autobahnen bzw. Autobahnabschnitte in Deutschland entstanden sein müssten.
Die deutsch-tschechischen Grenze konnte nach Vignettenkauf (10 Euro für die "1 Woche Vignette" ist das Günstigste; also Wucher!) zügig überquert werden und kurze Zeit später wurde zunächst der Tschechenmarkt unmittelbar hinter der Grenze angesteuert. Hier findet man zwar kaum Tschechen aber dafür jede Menge Deutsche (Käufer) und jede Menge Asiaten (Verkäufer), die mich aber aufgrund ihres hohen Aufdringlichkeitsfaktors sehr schnell extrem nervten.
Sowieso alles ein wenig sinnlos und wenig marktwirtschaftlich angelegt das Ganze hier.
Es gibt hier etwa 100 Stände, an denen komplett nahezu die gleichen Waren angeboten werden. So findet man hier eine Fülle an Pullovern, Hosen, Shirts, DVDs, Schuhen, Rucksäcken, Uhren, Sonnenbrillen und sonstigen Krams. Alles natürlich Originalware, is klar.
Naja, zumindest konnte ich für "günstig Geld" ein wenig mein Casual-Repertoir vergrößern, ehe es weiter Richtung Hauptstadt ging und dort dank relativ guter Wegbeschreibung und einer kompetenten Tankstellenmitarbeiterin das Hotel Branik, welches uns kommende Nacht beherbergen sollte, gefunden wurde.
Kurz frisch gemacht, blieben noch rund 90 Minuten bis zum Anstoß um 17:00 Uhr.
Also mit der Tram ins Zentrum und von hier einmal über die Moldau, hinauf auf einen recht steilen Berg, der einen sehr schönen Blick auf Prag bot und auf dem sich vieler Skater tummelten. Hinter der Spitze des Berges fällt die Landschaft wieder flach ab, ein großer Park breitet sich vor dem Besucher aus und hier findet man schließlich auch nach wenigen Minuten die AXA Arena, oder auch Letna, wie der Ground einst hieß.
Am Kassenhäuschen dann sehr erfreut, denn das Ticket für den Oberrang gabs für etwa umgerechnet 2 Euro; sehr fair, wie ich finde, immerhin ist Sparta nicht irgendein Dorfclub, sondern tschechischer Rekordmeister auch wenn mich Sparta von der Fanszene her nicht unbedingt interessiert und ich ja eigentlich auch an diesem Tag die Bohemians 1905 besuchen wollte, diese aber leider erst am folgenden Montag spielten. Egal, Prag ist definitiv auch einen mehrmaligen Besuch wert und somit ist die Geschichte längst nicht aus der Welt.

Der Sparta Block, samt einiger Zaunfahnen, nicht wirklich gut gefüllt, was aber wohl Standard ist und wohl nur beim Derby gegen Slavia anders aussieht. Gästefans konnten mal gar nicht gesichtet werden, sieht man einmal von einem alten, betrunkenen Kerl ab, der mit einem Zlin Trikot bewaffnet auf der Geraden herumturnte, was doch sehr lächerlich wirkte.
Was ich vom Sparta Mob halten soll, weiß ich bis heute noch nicht so recht. Bis auf gelegentlich "Sparta, Sparta"- Rufe und lauten Wechelsgesängen mit der Geraden kam von denen nicht allzu viel, auch wenn es in jeder Hälfte eine kleinere Doppelhalter-/Pyroshow, sowie ein Spruchband in Hälfte Zwei zu bestaunen gab.
Trotzdem irgendwie merkwürdig alles, denn vor jeder Pyroaktion werden die Doppelhalter verteilt, man flippt kurz ein wenig im Block herum, um danach die verteilten Utensilien wieder einzusammeln und wieder in Lethargie zu verfallen, um einige Zeit später das Prozedere zu wiederholen.
Sah irgendwie alles bisschen mechanisch aus, bisschen mehr Emotion hätte nicht geschadet.
Naja, trotzdem irgendwie ganz nett, auch weil es auf dem Spielfeld hüben wie drüben zu guten Torchancen kam und Sparta es am Ende doch noch schaffte, den 0:1 Rückstand aus Minute 6. auf einen 2:1 Heimsieg zu drehen.
Nach dem Abpfiff erwartungsgemäß alles ruhig und da wir ja keine vollkommenen Kulturbanausen sind und zumindest ich das erste Mal in Prag war, sollte noch etwas Sightseeing betrieben werden. Karlsbrücke, Prager Burg, Wenzelplatz und so was stand auf dem Programm und lies mich zu dem Entschluss kommen, dass Prag einfach nur eine wunderschöne Stadt ist, die noch schöner wäre, wenn sie von den Touristenmassen verschont bleiben würde. Aber auch so zog mich die Stadt irgendwie in ihren Bann. Sehr geil, ich ordne sie mal auf Platz 2 hinter Rom von allen bislang von mir besuchten Städten ein.
Nach rund zwei Stunden Fußmarsch stand dann aber die Nahrungsaufnahme auf dem Programm. Im Zentrum zwar fast alles Abzockerpreise, aber was solls? Lust zu laufen hatte keiner mehr und irgendwann besiegt der Hunger grundsätzlich den Verstand.
Bei leckerem Essen und feinem Bier an diesem lauen Sommerabend philosophierten der Jan und ich ein wenig über Sinn und Unsinn der ganzen Fußballreiserei und kamen ziemlich schnell einstimmig zu dem Entschluss, dass es irgendwie einfach nur das geilste Hobby überhaupt ist, sofern man was für Reisen, fremde Orte und Fußball übrig hat.....
Das Ganze wurde schließlich durch je zwei Halbe auf einer Brücke abgerundet, ehe uns die vollbeladene Tram zurück zum Hotel fuhr. Hier konnte der Jan nicht mehr zu einem finalen Bier im hoteleigenen Garten motiviert werden, was aber auch nicht schlimm war und man halt eine halbe Stunde früher das Bett aufsuchte.
Fazit auf jeden Fall: Sehr geiler Tag, Prag wird mich wieder sehen!