FC Rapid Bucuresti –FC Astra Ploiesti       3:0

15.10.2010

Stadionul Giulesti –Valentin Stanescu

Liga I

Zuschauer: ca. 8.000 (ca. 60)

 

An diesem Wochenende sollte also der Länderpunkt Rumänien eingefahren werden. Gegen frühen Nachmittag hob somit der Wizzair-Vogel (übrigens auf besten Wege meine Lieblings-Billigairline zu werden, da sie zumindest diese Bezeichnung noch verdient und dazu interessante Ziele anfliegt) in Dortmund mit dem Jan und mir an Bord ab. Ziemlich genau zwei Stunden später landete man auch schon wieder am Flughafen Bukarest-Baneasa, welcher mit dem in Tampere um den Spitzenplatz in meiner persönlichen Hitparade der „kleinsten Flughäfen ever seen“ kämpft.  Kurze Passkontrolle und raus auf die Straße, wo man durch diverse Erfahrungsberichte vor der Taximafia gewarnt war. Dauerte auch nur wenige Augenblicke, da hatte man den ersten aus der Sippe an den Hacken, konnte aber nach kurzer Diskussion den Preis auf ein akzeptables Maß herunterhandeln. Wie man jetzt weiß, sollte eine Fahrt Bukarest Zentrum – Airport nicht mehr als 20 Lei (4 Lei =ca. 1 Euro) kosten, somit war der Knabe mit 10 Euro immer noch völlig überbezahlt. Naja, ich feilsche ja nicht in einem Land, in dem die Leute weit unter dem deutschen Durchschnittseinkommen verdienen, auf Teufel komm raus um jeden Euro; zumindest dann nicht, wenn der Touriaufschlag noch im akzeptablen Rahmen bleibt. Meine persönliche Aufbauhilfe Ost, sozusagen…..

Freitag abends herrscht auf Bukarests Straßen ein feines Verkehrschaos und jeder fährt wie er will. Ähnlich wie in Istanbul findet man kaum Fahrradfahrer; ist wohl zu gefährlich! Wie dem auch sei, der Taximann navigiert uns problemlos ans Ziel bzw. Hotel. Der junge Kerl an der Rezeption zeigt sich recht erstaunt, dass Fußball der Hauptgrund der Reise sein sollte. Er selbst sei Steaua Fan und werde ebenfalls in zwei Tagen beim Derby sein. Die Chance auf Karten schätzt er als schlecht ein, es gebe zwar einen Schwarzmarkt, doch dieser sei teuer. Sehr teuer sogar. Anscheinend kommt er jetzt aber  ein wenig mit seiner eigenen Währung durcheinander  oder hat die Währungsreform von vor ein paar Jahren noch nicht so ganz verinnerlicht und behauptet, eine Karte koste bis zu 1.500.000 Lei (was ja dann ca. 380.000 € wären).

 Sehr verwirrt der Mensch, also sag uns mal lieber wie wir zum Ground von Rapid kommen, da ist schließlich in ner guten Stunden Anpfiff und wir wären gern dabei.  Einen Stadtplan hat er sogleich ausgedruckt und erklärt uns vorbildlich den Weg zum Ground. Also nix wie los, die ersten Schritte auf rumänischem Boden wollen gelaufen werden. Das Gefühl dabei kann vielleicht mit dem Wort „mulmig“ ganz gut beschrieben werden, denn bis zur Hauptstraße waren es ein paar Straßen durch das eher ruhige Wohngebiet und man braucht ja erst immer ein wenig Zeit, um das jeweilige Viertel einschätzen zu können. Erster Eindruck dabei jedenfalls ganz „nett“: Die Straßenlaternen leuchten eher zaghaft, rechts von uns kläffen sich gerade zwei Straßenhundegegenseitig an und hier und da steht mal eine dunkle Gestalt an irgendeiner Ecke.

Letztendlich aber alle Bedenken völlig überzogen; nach kurzer Eingewöhnungsphase fühlte man sich zu keine Zeit unsicher oder gar bedroht und auch die zahlreichen Straßenhunde tun einem nichts, wenn man sie in Ruhe lässt. Im Prinzip sinds nämlich leider ganz arme, verängstigte Lebewesen, sodass auch wohl die Story von irgend nem Asiaten, der angeblich mal von ner Horde Hunde gefressen wurde, ins Reich der Märchen und Legenden zu schieben wäre. 

Von der Metrostation Universitatii geht es via Metro gen Knotenpunkt Piata Victoriei und von dort mit der gelben Linie zur Station Crangasi, von wo es ca. zehn Fußminuten zum Ground des Eisenbahnervereins Rapid sind. Metrofahren ist hier übrigens ganz cool, denn man kauft am besten ein Ticket für 9 Lei und hat damit für einen beliebigen Zeitraum 10 „Trips“ frei, d. h. man muss erst entwerten, wenn man die U-Bahnstation mal verlassen hat und wieder durchs Drehkreuz muss. Reichte für uns jedenfalls die kompletten zwei  Tage aus.

Kurz vorm Stadion ertönt dann ein Pfiff aus der Pfeife eines Schiedsrichters. Scheiße, was soll das? Anpfiff doch tatsächlich schon um 20:15 statt um 20:30, wie es der Matchkalender schrieb. Nächstes Mal also doch lieber noch ne zweite Quelle zu Rate ziehen. Jetzt aber schnell. Kurz orientiert, wo wollen wir hin? Am besten Gegengerade zu 15 Lei das Stück  und nichts wie rein. Orrr, noch ne halbe Runde um Stadion, noch ein Drehkreuz und knappe zehn Minuten nach Anpfiff endlich die Plätze eingenommen.

Leute, was ein versiffter und heruntergekommener Ground!! Alles voll Dreck und Gammel, kaputte und wackelige Sitze, überall liegen Sonnenblumenschalen und auf meinem Sitz klebte noch ne Eintrittskarte von nem Kick vor drei Wochen! Sensationell! Das hat Flair! Dazu befindet sich zwischen Spielfeld und Rängen ein durchgezogener Plexiglaszaun, der dann doch etwas an italienische Stadionarchitektur erinnert.

Rechter Hand hinter dem Tor befinden sich die Fans und Ultras des Heimvereins und können mit schöner Zaunbeflaggung und netten Melodien überzeugen, wobei auch immer mal wieder Teile der Gegengeraden mit in die Gesänge einstimmen. Vom Style her alles sehr, sehr italienisch bzw. französisch angehaucht. Für ein Spiel gegen einen durchschnittlichen Gegner auf jeden Fall bemerkenswert.  Apropos Gegner, aus dem rund 100 km westlich von Bukarest gelegenen Ploiesti sind ca. 60 Anhänger mitgereist, die vielleicht ein paar Mal zu hören sind aber ansonsten nur durch Trommelrythmen auffallen. Dabei ist nicht von dem „normalen“ Getrommel  zu sprechen, sondern zwei der Jungs malträtierten je eine Trommel wie die Besessenen, ohne einen Takt zu entwickeln, zu dem man ggf. etwas singen könnte. Ungewöhnlich und ein bisschen sinnlos aber jeder wie er will…..

Spielerisch wars ne klare Geschichte, Rapid als aktuell Dritter der Tabelle und somit derzeit bestes Hauptstadtteam, schoss sich gegen den Tabellendreizehnten mit drei äußerst sehenswerten Treffen bereits in der ersten Hälfte auf die Siegerstraße und schaltete in Hälfte zwei einen Gang zurück, ohne etwas anbrennen zu lassen. Nach dem Spiel also recht zufrieden zurück ins Hotel und den Abend mit rumänischem TV-Programm ausklingen gelassen.