CA River Plate - CD Godoy Cruz Antonio Tomba 1:2

23.04.2011

Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti (El Monumental) 

Torneo Clausura 

Zuschauer: 45.000 (ca. 700)

Auch der kommende Karfreitag war ein fußballfreier Tag und stand im Zeichen des Sightseeings. Unweit des Plaza de Majos fand irgendein Filmdreh statt, ne Aktionszene, um genau zu sein. Zumindest lag ein Bus auf der Seite und n paar kaputte Autos drum herum. Bekannte Hollywoodgrößen wurden aber am Set nicht gesichtet. Also wurds hier auch irgendwann langweilig und man wanderte weiter in der Stadt herum. Palermo, Recoleta usw. sind durchaus nette Stadtteile mit viel Grün usw. Nach dem Essen am Abend wohnten der Jan und ich neben zahlreichen anderen  noch irgendeiner Karfreitagsprozession am Plaza de Majo bei und kam so auch im Urlaub seinen christlichen Pflichten nach. Amen!

Am nächsten Tag gings dann gegen Abend raus zum Stadion von River Plate. Vorher wäre sogar noch der Kick Indenpendiente gegen All Boys möglich gewesen, aber das nicht über 90 Minuten und da man keinen Bock auf solch ein Gehampel hatte, ließ man es gleich ganz bleiben.  Den Weg von der Haltestation Nunez zum Ground kannte man ja schon von der Ticketbeschaffung einige Tage zuvor. Auf dem Weg dorthin erkennt man auch recht schnell, warum River auch „Millionarios“ genannt wird. Das Viertel scheint recht wohlhabend zu sein, denn hier trifft sich u. a. der betuchte porteno (Einwohner der Hauptstadt) zum Tennis spielen oder luxuriöse Appartmentwohnungen ragen gen Himmel. Kein Vergleich zum Erzrivalen Boca, der seine Ursprünge eher im Arbeitermilieu hat. Vorm Stadion auch wieder ein unheimliches Gewusel und auch hier steht der Argentinier artig Schlange, um insgesamt zwei sehr lasche Sicherheitskontrollen über sich ergehen zu lassen.  Endlich drin war mal wieder Staunen angesagt, denn auch hier tat sich vor einem bzw. besser gesagt unter einem ein wahnsinniges Stadion auf. Allein  das ist ja schon das verrückte an Buenos Aires. Quasi in jedem zweiten Viertel steht ein Ground. Und zumeist ist das nicht irgendein Kackground mit drei Stufen und nem Holzzaun drumherum, sondern geile Schüsseln oder Kästen, fein Oldschool mit ordentlich Flair.

Also mal Platz genommen fast ganz oben auf Höhe der Mittelinie. Übrigens war in allen Stadien, die wir so besucht haben, mit Sitzplatzticket frei Platzwahl. Von hier sehr nette Sicht aufs Spielgeschehen aber auch auf die Ränge. Die barra von River gehört neben „La Doce“ sicherlich zu den bekanntesten (und berüchtigsten) des Landes und trägt den geilsten Gruppennamen ever.

„Los Borrachos del Tablon“ was frei übersetzt „Die Besoffenen von der Tafelrunde“ heißt. Genialer Gruppenname und auch die Gruppenfahne weiß zu überzeugen, denn so ziert diese u. a. ein Weinkrug. Phänomenal auch hier wieder der Einmarsch der barra brava, der sich in einem nicht endenden menschlichen Wurm seinen Platz zwischen den rotweißen Bahnen erschlängelt. Das alles untermalt mit lauten, dumpfen Trommelrhythmen.  Der bis hierhin gute Eindruck konnte jedoch in den folgenden 115 Minuten nicht ganz gehalten werden, denn der Support von L.B.d.T. war gut, erzeugte aber keine Gänsehaut. Gut, man war auch ein gutes Stück weit entfernt, um das wirklich objektiv beurteilen zu können und außerdem klagt man hier auf hohem Niveau. Mehr als erwartet war auch im Gästeblock los, denn ca. 700 aus der knapp 500 km entfernten Provinz Mendoza tummelten sich hier, boten eine eher durchschnittliche Show. Erwähnenswert vielleicht noch, dass man blau blinkende Trommeln dabei hatte; sieht man ja sonst auch eher selten.

Das Spiel? Oh ja, das Spiel. Habe ja mal irgendwo gehört, dass River überhaupt noch der einzige Club in Argentinien ist, der halbwegs mitbieten kann, wenn mal wieder ein reicher europäischer Club einen Spieler abwerben kann. Die Frage ist dann allerdings, warum BIETET man dann nicht mit? Auf dem Platz kein Spieler, dessen Name ich schon ansatzweise mal gehört hatte, dazu übelster Rumpelfussball inklusive dem Gegner aus fünf Meter unbedrängt in die Beine spielen, dauernd lag einer vor Schmerzen gekrümmt auf dem Platz, um wenig später wieder wie ein junges Reh umherzuspringen.  Völlig unfassbar, dass beide Teams zur Spitzengruppe gehören und noch Chancen auf die Meisterschaft haben. Sehr schön, dass Godoy Cruz dieses unsoziale Verhalten dieser Möchtegern-Ballzauberer abstrafte und den 1:0 Rückstand zur Pause noch schön in ein 2:1 drehte (1:1 in der 48. und das 2:1 in der 85.). Sehr sympathisch.

Nach Spielende und obligatorischer Heimblocksperre gings zurück. Während man an der Haltestelle Nunez auf seinen Zug zum Retiro wartete tauchten am gegenüberliegenden Gleis einige „Los Borrachos-Jungs“ auf. Und was trägt einer von denen auf seinen Schultern?  Einen überdimensionalen Weinkrug…….Dachte, ich seh nicht richtig.