Vålerenga IF - Lillestrøm SK 1:0
26.05.2018
Arena
Eliteserien
Zuschauer:
13.527 (ca. 800 Gäste)
Während
Gerrit die Nacht am Airport verbrachte, fand ich recht erholsamen, wenngleich
kurzen Schlaf im eigenen Auto und stapfte irgendwann mit aufgehender Sonne die
15 Minuten zum Terminal 2 des Hamburger Flughafens.
Ich liebe es
ja irgendwie gerade zu dieser Jahreszeit zu so früher Zeit zu Fuß unterwegs zu
sein. Außer dem Zwitschern der Vögel herrscht selbst in einer Großstadt absolut
angenehme Stille, die Straßen sind fast menschenleer, die Luft frisch und klar
und man selbst kommt innerlich son bisschen zur Ruhe. Herrlich!
Aber ich
schweife mal wieder ab….
Der SAS-Bomber
brachte uns mit zweistündigem Stopp in Kopenhagen sicher und pünktlich nach
Oslo, von dort fährt man am besten mit der regelmäßig getakteten Staatsbahn für
umgerechnet ca. 10 Euro one way ins Zentrum, was etwa 25 Minuten veranschlagt.
Hier kurz in
die direkt hinterm königlichen Schloss gelegene AirBnb-Butze eingecheckt und
direkt weiter mal n bisschen das Zentrum abchecken mit Tendenz Richtung
Stadion.
Ist
insgesamt natürlich die beste Jahreszeit, diese Stadt zu besichtigen. Heute
war’s sonnig, die Temperatur stieg auf 30 Grad, was genau die richtigen
Voraussetzungen sind, dass es die Norweger auf die Straßen zieht, denn die
dunkle und kalte Jahreszeit kommt ja auch in ein paar Monaten wieder.
Massig Leute
auf den Straßen also, wenngleich die Stadt dennoch einen sehr gechillten und
entspannten Eindruck macht. Typisch skandinavisch mit viel Grün, viel Wasser
und insgesamt sehr gepflegt kann es hier durchaus gefallen, obwohl ich Oslo
unter allen besuchten skandinavischen Hauptstädten dann doch nur hinter
Stockholm und Kopenhagen auf Platz 3 ansiedeln möchte.
Meine
Meinung mag allerdings nach nur gut 24 Stunden Aufenthalt auch nicht
repräsentativ sein und bedarf vielleicht noch einer zukünftigen etwas längeren
zweiten Überprüfung.
Das
außerordentlich hohe Preisniveau schreckt natürlich zusätzlich bisschen ab,
dabei hatte ich – kurz nachdem wir dann irgendwann nach einem etwas länger als
geplanten Fußmarsch am Stadion angelangt waren - plötzlich knapp 20 Euro
weniger auf der Habenseite. Ich hatte nicht etwa den Vålerenga-Fanshop
geplündert, nein, lediglich ein 0,3-Pilsken und einen zugegeben leckeren Burger
konsumiert.
Alter
Schwede ähhh Norweger, das sind ja Preise hier...
Gut, wusste
man ja vorher, dass das Preisniveau hier gaaaaaanz knapp über dem von Tschechien
liegt, was man hingegen so gar nicht wusste war, was einen bei diesem Derby
zwischen dem fünfmaligen Meister (Vålerenga) und dem ebenfalls eine Handvoll
Meistertitel erlangten Lillestrøm SK erwarten sollte.
Die Menschen
strömten jedenfalls in Massen an diesem wundervollen Samstagnachmittag in
Richtung Arena, welche seit etwa einem halben Jahr Vålerengas Heimspielstätte
darstellt und insgesamt als 0815-Stadionneubau daherkommt.
Vor dem
Stadion gab es sowas wie es Fanfest, wobei neben den obligatorischen Fressbuden
auch ne Bühne aufgebaut war, auf der irgendein Typ norwegische Stimmungslieder
sang und zusammen mit einem Maskottchen was tanzte.
Nun gut, für
meinen Geschmack etwas „too much“ , aber mich hat ja auch niemand gefragt...
Zu Spielbeginn
um 17 Uhr war das Stadion dann zwar nicht zu 100 Prozent gefüllt, aber die wenigen
freien Sitzplätze fielen kaum ins Gewicht.
Dennoch war
ich kurz vor Spielbeginn gut „am Hassen“, denn meine Cam vermeldete „Speicherkartenfehler“.
Was?? Ausgerechnet
jetzt? Hatte ich noch nie sowas!!!
Wohl der GAU
eines jeden Hoppers, der gierig mit dem Finger am Auslöser lauert, um ja keine
optische Aktion zu verpassen. Hatte natürlich auch keine Ersatzkarte dabei,
warum auch?
Jedenfalls
ein großes Danke an Gerrit, der mir so mit seinen Handybildern aushalf, denn
auch mein Smartphone hatte irgendwie keinen Akku mehr.
Völlig
amateurhaftes Auftreten meinerseits. Da gibt’s nix zu entschuldigen.
Jedenfalls
begann der Lillestrøm Anhang mit einer überaus fetten Ladung schwarzem und vor
allem gelbem Rauch, während im gegenüberliegenden Block zunächst mit Papptafeln
ein ebenso gelungenes Bild produziert wurde, in Hälfte zwo wurde dann auch bei
Vålerenga schön die Bengalo-Keule geschwungen und quer im ganzen Block
gezündelt. Sah sehr gut aus, bei einem Abendspiel unter Flutlicht sicher noch
nen ganzen Ticken geiler.
Die Verantwortlichen
waren dabei übrigens zum Teil vermummt, zum anderen Teil aber auch nicht,
sodass ich mal davon ausgehe, dass der Umgang mit Pyrotechnik hier wesentlich
liberaler gehandhabt wird als bei uns (oder die Jungs unfassbar dumm waren und
die folgenden zwei Jahre mal bisschen SV haben).
Auch
akustisch war es durchaus gut, vor allem der Gästeanhang schien sehr motiviert,
aber auch auf Heimseite wurde die gesamte Hintertortribüne immer wieder vom
kleinen Ultrahaufen, welcher mittig unten der Tribüne an den schwarzen Shirts
deutlich zu erkennen war, angetrieben.
Als dann Vålerengas
Finne (Ja, der Spieler heißt wirklich Bard Finne, obwohl er gar keinen Bart
trägt und auch gar kein Finne, sondern Norweger ist… Sachen gibt’s) in der Nachspielzeit das Tor zum den 1:0
Endstand in die Maschen knallt, war natürlich hier richtiger Abriss angesagt.
Schöner
Torpogo, Leute fallen überwindet her, während die Gäste schnell und relativ
konsterniert den Heimweg antreten und es auch auf den Straßen wohl ruhig
bleibt.
Trotzdessen
dass sich beide Lager offensichtlich nicht sehr mögen, scheint die körperliche
Auseinandersetzung nicht unbedingt zu den Vorlieben der freundlichen Norweger
zu gehören und so findet ein Fußballbachmittag, der unsere Erwartungen übertroffen
hat, ein friedliches Ende.
Wir machten
uns allmählich wieder auf den Weg ins Zentrum, wo nach etwas Essenaufnahme die
Mission Anstand, für das abendliche Championsleague-Finale eine geeignete
Lokalität zu finden. Die ersten zwei Pubs wurden gleich abgewunken, da zum
Bersten gefüllt mit vornehmlich roten Trikots (die Skandinavier sind allgemein
sehr Premier League affin) ehe wir im Hard Rock Café noch n Stehplatz mit
bester Sicht aufs Spielfeld aka Flachbildschirm ergattern konnten. Bei
Bierpreisen von zehn Euro je Glas blieb das große Gezeche dann aber
verständlicherweise aus ehe es um kurz vor 23 Uhr bei allmählich eingesetzter
Dämmerung zurück in die Unterkunft ging.
Auspennen und am nächsten Mittag problemlos wieder nach Hause! Guter Trip!