Vilniaus VMFD Zalgiris – Taurages FK Tauras 3:0
04.08.2013
Vilniaus LFF stadionas
A Lyga
Zuschauer: 1.800 (ca. 15)
Am nächsten Morgen konnte man vergleichsweise lange
ausschlafen, denn der Bus gen litauische Hauptstadt Vilnius fuhr erst um 8:30
Uhr los. Somit konnten beim zufriedenstellenden Frühstück im Erdgeschoss des
Hotels die letzten Nachtschwärmer auf ihrem Weg nach Hause oder sonst wohin
beobachtet werden, ehe es uns zum Busbahnhof zog.
Die in den vorherigen Berichten erwähnte Buslinie Luxexpress hat noch eine
Billigvariante, die den Namen SimpleExpress trägt und daher auch eher simpel
ausgestattet ist.
Also ein eher ganz normaler Bus ohne besonderen Luxus. Damit jedoch mit 12 Euro
für die wieder einmal vierstündigeFahrt doch recht preiswert.
Nach ereignisloser Fahrt (nur eine Passagierin war nach einer Fahrtpause
vermisst, ehe sich herausstellte, dass sie auf der Bordtoilette sitzt),
erreichten wir gegen frühen Nachmittag Vilnius.
Hier hatten wir uns aus Gründen der Lage für das „Old Town Hostel“ entschieden,
welches in unmittelbarer Nähe zum Ground und zur Altstadt liegt. Selbiges
hatten sich wohl auch die Lads von Lech Poznan gedacht, die hier erst vor 3
Tagen zum Europaleague Quali Spiel gegen Zalgiris Vilnius weilten und das
Hostel sowie den Innenstadtbereich mit reichlich Stickern verzierten, wovon
auch etliche nicht ganz politisch korrekt anmuteten und auf die Zeit der
polnischen Belagerung anspielten. Unschön, sowas!
Unser Zimmer sei jedenfalls noch nicht frei, sagte man uns hier. Macht aber
nix, denn wir waren ohnehin ordentlich verpeilt und wussten nicht genau, wo
denn der eigentliche Kick stattfinden würde.
Auf der Vereinshomepage steht das LFF-Stadion als Spielort angegeben, Wikipedia
führt allerdings noch den Zalgiris Ground nördlich der Altstadt auf.
Nun, gut, dass das Nationalstadion nur wenige Minuten von unserer Unterkunft entfernt
liegt.
Also dort mal vorbei gelugt, doch hier findet sich alles eher
menschenverlassen vor, Spielplakate oder gleichartige Dokumente, die Auskunft
über einen abendlichen Kick geben könnten, ebenso Fehlanzeige. Aber in der
unmittelbar am Stadion angegliederten Zentrale des litauischen Verbandes wird
man uns weiterhelfen können. Die davor stehenden paar Autos deuten auf
menschliches Leben hin, also mal rein da.
Nach Durchquerung einer Glastür erwartet den Fußballreisenden
hier ein längerer schmaler Korridor, der unter vereinzelten "Hello?"-
Rufen entlanggegangen wird, ohne jedoch nur einem Menschen zu begegnen. Nach
einer weiteren Tür stehen wir plötzlich unerwartet in den heiligen Hallen,
sprich der Umkleidekabine von Zalgiris, wo schon die Trikots bereit liegen.
Aber auch hier keine Menschenseele und wir hielten es nun für besser, mal
wieder rauszugehen, ehe plötzlich ein Offizieller auftaucht und uns für
Einbrecher oder räudige Trikotdiebe hält.
Aber was war das bitteschön? Wir hätten hier ohne weiteres die komplette
Umkleidekabine plündern können, selbst in einige Büroräume wären wir gelangt
und hätten von hier aus sicher den ein oder anderen Knallertransfer tätigen
können oder, oder, oder……
Aber wir sind ja keine schlechten Kerle, zudem ist mittlerweile ein Bursche
dabei, auf dem Platz die Werbeschilder zu ordnen. Auf diesen wird zugleich
zugestürmt, damit er uns über den Ort des abendlichen Kicks informiert,
was er auch eher wortkarg ( yes, no, yes) tut. Letztendlich verständlich, denn
wie uns auch bei einer späteren Stadionprüfung bewusst wurde, wird wohl schon seit
längerer Zeit nicht mehr im Zalgiris-Stadion gekickt, da hier alles vor sich
hergammelt und auf den Rängen sowie auf dem Platz das Unkraut meterhoch
wuchert. Sehr schade, da sehr feiner Ostblock-Ground.
Naja, der Kerl muss uns jedenfalls für relativ gehirnamputiert gehalten haben ,
es wäre ja in etwa so als ob man auf Schalke jemanden fragt, ob heute Abend in
der Arena angestoßen wird oder im Parkstadion.
Nun, wir wussten jedenfalls Bescheid; also mal zurück zum Hostel, wo unser
Doppelzimmer nun auch fertig war. Zwar recht geräumig, dafür aber eher gammlig
und auch geruchstechnisch grenzwertig. Besonders im Bad schimmelte doch so
einiges vor sich hin und so musste erstmal das extra bereit stehende Raumspray großzügig
aufgetragen werden.
Bloß wieder schnell weg hier, mal die Altstadt von Vilnius unter die Lupe
nehmen, welche nur ein paar Meter entfernt ist. Soweit ganz nett und für Fans
von Kirchen und sonstigen barocken Bauwerken sicherlich besonders lohnenswert
aber dafür, dass die Altstadt den Status UNESCO Weltkulturerbe besitzt, hätte
ich mir etwas mehr erhofft. Naja, vielleicht bin ich auch zu sehr Banause oder
die ganze Schönheit offenbart sich erst auf den zweiten Blick.
Nachdem man sich genügend Eindruck verschafft hatte, ging's noch für zwei
Stündchen zurück ins Hostel, um zu entspannen und via Webradio den DFB-Pokalspielen
zu lauschen.
Dann aber endlich rüber zum Austragungsort des abendlichen Spiels: der
letztjährige Tabellenzweite aus Vilnius empfängt den 9. aus der Vorsaison (wobei
die Liga nur 10 Vereine hat; absteigen muss aber nur der letzte) allerdings
hält sich hier der Zuschauerandrang eher in Grenzen.
Allerdings stimmen die angegeben 500 nie im Leben, 1.500 bis
1.800 dürften es schon gewesen sein und das bedeutet somit unangefochtener
Zuschauerrekord der Tour. Die Eintrittskarten zu 13 Litas (ca. 4 Euro) werden stilecht
aus einem umfunktionierten Kleinwagen verkauft und zu unserem Verwundern findet
sich auch ein Dutzend Anhänger des Gastteams ein, die auf der Tribüne
untergebracht werden und hinter einer Zaunfahne für etwas Support sorgen.
Auch auf Seiten des Gastgebers gibt es ein ca. 50 Mann starkes Grüppchen, das
durchaus optisch wie auch akustisch zu gefallen weiß und die Partie mit einer
kleinen „Kassenrollenaktion“ einleitet.
Erinnerte auch vom optischen Style einiger Zaunfahne her schon etwas an
Polen und verdient damit einem Daumen nach oben. Im Allgemeinen war's ein sehr
netter Fußballspielbesuch an einem lauen Sommerabend.
Für ständigen Biernachschub sorgten darüber hinaus abwechselnd
der Jan oder ich, auch das übrige Publikum war recht trinkfreudig und
gleichzeitig recht begeisterungsfähig ob der spielerischen Leistung ihres
Teams. Der verdiente Sieg wurde dann auch vom gesamten Team vor dem Fanblock so
frenetisch gefeiert, als hätte man soeben die Meisterschaft gewonnen. Irgendwie
sehr sympathisch hier.
Wir ließen den Abend noch im Hostelzimmer Revue passieren und nach
mittelprächtiger Nacht (ne ganze zeitlang wegen Gestanks wach gelegen ) ging's
am nächsten Morgen wiederum via Bus zurück nach Riga und von dort aus zurück
nach Deutschland.
Fazit: Nette Tour durch allesamt sehr sehenswerte baltische Hauptstädte, ein besonderer Dank geht an Jan fürs Planen der Reiseroute bzw. Spielauswahl!