20.09.2020
Krandelstadion
Landesliga Weser-Ems
Forza Landesliga allez!
Die geliebte Ehefrau ist
auf einer Wochenendtour (ohne Fußball, also sinnlos), das Wetter ist
spätsommerlich schön und keine lästigen Verpflichtungen schränken mich an
diesem Sonntag in meiner Freiheit ein.
Zeit also für einen
netten Kick!
Im unweit von Bremen
gelegenen Wildeshausen wird in stetiger Regelmäßigkeit Landesliga-Fußball
gekickt, heute dann sogar mit mir als Gast, wobei die Anreise ähnlich
unspektakulär wie meistens verlief, allerdings es doch eher einem Novum
gleichkommt, dass im Verkehrsfunk vor einer Verfolgungsjagd in der Nähe gewarnt
wird. Wild-West in North-West, Obacht also und schnell weiter zum Ziel!
Nach Zahlung von 5 Euro
Einlassgebühr und dem mittlerweile obligatorischen Ausfüllen einer Kontaktliste
war man auch schon drin im Krandelstadion, welches wie ein typischer
Landesliga-Weser-Ems-Ground daherkommt. Kleine überdachte Sitzplatztribüne auf
der Geraden sowie Vereinsheim und Umkleidekabinen gegenüber.
220 Zuschauer waren
zugelassen, irgendwo da würde ich auch die heutige Zuschauerzahl verorten und
diese sollten ihr Kommen eigentlich nicht bereut haben.
Der Aufsteiger aus der
Stadt vom Jadebusen forderte die Hausherren ordentlich, welche sich wacker
entgegenstemmten ehe es nach unterhaltsamen 45 Minuten in die Halbzweit ging.
Hier ereignete sich dann
ein weiteres persönliches Novum, denn der Linienrichter zerrte sich kurz vorher
irgendwas, sodass er in der zweiten Hälfte nicht mehr fahnenschwenkend die
Linie auf und ab laufen konnte.
Problem: Es musste also ein
neuer Linienrichter her, irgendwie aber konnte oder wollte den Job auch nach Aufforderung
des Stadionsprechers niemand übernehmen. Auch ich verwarf den kurzen Gedanken
daran, hier die einmalige Chance zu nutzen, mir den Titel
„Landesliga-Schiedsrichter“ ins Curriculum Vitae schreiben zu können aufgrund
hoher Peinlichkeitsgefahr schnell wieder.
Nun begann der Präsident
(ich vermute, dass er es war, er sah jedenfalls aus wie ein Präsident) der
Hausherren persönlich nach geeignetem Personal zu suchen und wilderte auf der
Tribüne, auf der neben mir auch die zweite Mannschaft Wildeshausens (ich
vermute, es war die zweite Mannschaft, die Jungs sahen jedenfalls aus wie „zweite
Mannschaft“) saß, um irgendeine halbwegs kompetente Person zu finden.
Hierbei kam es zu
folgendem Kultdialog, der für reichlich Heiterkeit auf der Tribüne sorgte…
Tau Jonas, kannst du das
nicht machen?
Ja, aber ich bin voll.
Wie viel hast du denn
getrunken?
8 Bier!
(Irritierter Blick des
Präsidenten)
Du läufts einfach nur die
Linie auf und ab und lässt die Fahne unten, ok?
Am Ende einigte man sich
dann aber einvernehmlich darauf, dass acht Bier vielleicht doch etwas viel sind
und ein zweiter Jüngling, der nach eigener Aussage „nur“ sechs Bier intus
hatte, wurde unter lautem Gejohle seiner Teamkollegen quasi zu diesem Job
gedrängt, ehe er nachgab und unter Begeisterungsstürmen („Das glaubt uns kein
Mensch“) in Richtung Kabine trottete, um sich seiner Herausforderung heldenhaft
zu stellen.
Die Enttäuschung folgte
dann aber schon nach wenigen Minuten, denn unter den Augen der „Offiziellen“
besann man sich dann wohl doch darauf, dass es in der Landesliga dann schon
etwas ernsthafter zugehen sollte und ein anderer Jüngling aus dem Vereinsumfeld
erschien im etwas zu eng sitzenden schwarzen Dress an der Seitenlinie und
wirkte dabei sogar nüchtern.
Der Stadionsprecher
informierte das Publikum dann noch fix, dass dieser Interims-Assistent kein Abseits
anzeigen dürfe und beide Teams damit einverstanden seien. Die Alternative wäre
wohl nur Spielabbruch gewesen und das wollte hier wohl keiner.
So ging der Kick mit gut
15 Minuten Verspätung in Halbzeit 2 und am Ende konnten mit dem 1:1 auch beide
Seiten gut leben.
Ich machte mich derweil
auf den Heimweg, wo ich kurz hinter Cloppenburg noch eine Umleitung über
Bauernhöfe und Waldwege fahren musste, da sich kurz zuvor vor mir liegend ein
schwerer Verkehrsunfall mit sechs Schwerverletzten ereignete und der
Rettungshubschrauber gerade noch im Anflug war. So etwas verursacht ja immer
einen Klos im Hals und hätte die Schicksalsfügung nicht dafür gesorgt, dass der
Kick 15 Minuten später abgepfiffen wurde als geplant….Wer weiß, wer weiß.
Offenbar hat „der da oben“ noch Großes mit mir vor. Wir bleiben am Ball…