FSV Zwickau – SV Meppen 0:1

10.02.2018

Stadion Zwickau

3. Liga

Zuschauer: 3. 850 (ca. 80 Gäste)

 

 

  

Wenn man so ein richtiger Groundhopper ist, also so ein total krasser Typ, der Woche für Woche mit der Kamera bewaffnet und dem Groundhopping-Informer (für die Jüngeren: das war ein Buch, in das man vor der Groundhopper-App-Ära mit einem Stift liebevoll die besuchten Stadien ankreuzen konnte. Ja, tatsächlich; ein echtes Buch!!) im Rucksack um die Sportplätze schleicht, dann fährt man zwar natürlich die Auswärtsspiele des eigenen Vereins, möglichst mit fünf weiteren Reisegenossen im Fiat Uno zusammengequetscht und baut sich stets eine Tour drumherum, damit die Kreuze nur so fallen wie Engländer in Marseille im Sommer 2016.

 
Auch Blaubacke und ich wollten an diesem Wochenende mal so einen auf richtige Hopper machen und das Spiel der Blauweißen mit zwei weiteren Spielen kombinieren. Der bis ins kleinste Detail ausgetüftelte Masterplan sah vor, am Freitag direkt nach der Arbeit in den Osten durchzustarten und dort abends der Partie Luckenwalde gegen Lok Leipzig beizuwohnen, wobei am Sonntag dann ein Besuch bei Chemie Leipzig (gegen Budissa Bautzen) auf der Agenda stand.

So weit so gut, aber leider wurde ein paar Tage zuvor das erstgenannte Spiel warum auch immer abgesagt und da mir das Spiel am Sonntag dann aufgrund der Witterung dann auch zu riskant war, der ganze Plan übern Haufen geworfen. Kann man mal machen…

Jan, der so oder so die brutale Hin- und Zurückvariante per Auto für Zwickau vorgesehen hatte und notfalls alleine gefahren wäre, war so freundlich, Blaubacke und mich samstagsfrüh mitzunehmen, spontan kam noch Gerrit dazu, der irgendwie für den Bus verpennt hatte und nun verzweifelt morgens um 5:15 Uhr nach einer Mitfahrgelegenheit suchte.

So hatte der ursprünglich allein zu fahren geplante Jan ruckzuck seinen Wagen mit drei gestörten Typen gefüllt und steuerte das Kfz souverän via Kassel, Jena und Erfurt gen Zwickau, während ich als einziger Autoinsasse gelangweilt an meinem Beck’s nuckelte. 

Passiert man die Grenzen der Stadt Zwickau, dauert es nicht lang und es fallen einem zahlreiche teils großflächige und überwiegend gut gemalte  „Red Kaos 97“ Graffitis ins Auge und betrachtet man die leicht trostlos anmutende Szenerie hier in der sächsischen Provinz als Ganzes, ist die so oft in den zahlreichen hier geborenen Fan/-Ultrapostillen erwähnte Orientierung an Polen irgendwie nicht von der Hand zu weisen.  Mit einer Machete angegriffen hat und allerdings heute dann auch hier niemand…

Für freche 3 Westtaler gibt es hier eine Parkmöglichkeit und kurz nachdem die weiteren PKW-Fahrer sowie eine 3er-Abordnung aus Flensburg begrüßt worden waren, traf auch der oben erwähnte Szene-Bus ein. So versammelten sich letztlich ca. 80 Emsländer und Sympathisanten im Gästeblock hinterm Tor, was dann auch absoluter Minusrekord der bisherigen Saison darstellte.

Ich habe mich ja im Laufe der letzten Zeit schon mehrmals über das Auswärtsfahrverhalten der SVM-Anhänger ausgekotzt und will das jetzt auch gar nicht wieder großartig aufgreifen, aber nicht mal dreistellig in Zwickau zu sein, ist schon hart. Während mich Spiele in Lotte oder Wiesbaden beinahe langweilen und zeitgleich völlig sinnlos von anderen zu beinahe Kultfahrten stilisiert werden, war für mich persönlich Zwickau eines der vielen Highlights der Saison, gerade weil man hier auf einen alten Gefährten aus Zweitligazeiten traf, mit dem man am Ende der Spielzeit 1997/1998 gemeinsam aus Liga 2 abstieg und schweren Zeiten entgegentaumelte.

Neben einer respektablen und altehrwürdigen Ultragruppe lockt hier weiterhin ein neues Stadion, welches nach jahrelangen Querelen im August 2016 mit einem Testspiel gegen den Hamburger SV eingeweiht und auf den nicht sonderlich kreativen Namen „Stadion Zwickau“ getauft wurde.

Ähnlich unspektakulär wirkt das Stadion optisch, denn das besondere Etwas fehlt hier absolut. Typischer Neubau irgendwie mit leider kaum Charme. Kein Vergleich zu unserer geilen Hütte.
Während sich auf dem Rasen ein eher schwaches Spiel bot, in dem nach einem schön vorgetragenen Angriff Benny Girth in der 22. Minute das Leder über die Linie drückte, die mitgenommenen drei Punkte letztlich aber äußerst schmeichelhaft waren, würde ich für die akustische Unterstützung unsererseits allenfalls die Schulnote „befriedigend“ geben. Von den vergleichsweise wenigen Leuten stand noch die Hälfte mehr oder weniger zum stillen Fußballgucken im Block verteilt, während sich die andere Hälfte zwar redlich bemühte, aber insgesamt wollte es heute nicht so richtig zünden.

Von der Gegenseite hörst du halt auch kaum was, wenn du eher zum singenden Teil gehörst, viel Bewegung und ein paar aufgeschnappte Fetzen frisch und schwungvoll vorgetragener Liedchen hinterlassen aber insgesamt einen ganz ordentlichen Eindruck.
Nach dem Spiel dann alles easy - sieht man davon ab, dass aufgrund grenzenloser Naivität bzw. Dummheit noch die Zaunfahne einer Einzelperson in gierige Ossihände fiel…

Von den bekannten Gesichtern verabschiedet bzw. sich eine gute Rückfahrt gewünscht, ging es dann dank Teufelskerl Jan, der den Audi teils mit 200 km/h über den Asphalt drosch, in Rekordzeit von 5 Stunden zurück ins schöne Emsland.  

Danke an Blaubacke für die Bilder!