AIK – Djurgardens IF 2:0
16.05.2016
Allsvenskan
Arena
Zuschauer: 26.109 (ca.
2.500 Gäste)
Das Derby in Stockholm
zählt für nicht wenige zu den Top-5-Derbys in Europa, denn wenn die drei
Platzhirsche AIK, Djurgardens und Hammarby aufeinandertreffen, ist eigentlich
immer für reichlich Aktion gesorgt.
Zum einen, weil die liberalen
Schweden auch beim Fußball so agieren und die Repressionsschraube (noch) nicht
so fest angezogen wurde wie oftmals anderorts und zum anderen, weil alle Clubs
einen begeisterungsgsfähigen Anhang hinter sich wissen. Auf der einen Seite das
nach einigen Jahren in der zweiten Liga wiedererstarkte Hammarby, das seinen
Anhang traditionell aus der „Working Class“ rekrutiert und dies vorzugsweise im
Stadtteil Södermalm, auf der anderen Seite Djurgardens IF, welches der Club für
ganz Stockholm ist und last but not least AIK, welches in den nördlichen Viertel
der Stadt bzw. logischerweise im Vorort Solna das Sagen hat.
Die Terminierung auf den Pfingstmontag war skandinavientypisch früh fix und kam
mir ganz recht, denn so konnte das Derby mit einem kleinen Kurz-Städtetrip mit
der Freundin, die noch nie im schönen Stockholm war, verbunden werden.
Vorher aber das Übliche. Sonntagmorgen viel zu früh um 3:45 aufgestanden und ne
dreiviertel Stunde später im Auto nach Düsseldorf gesessen, von wo es dann nach
Stockholm/Arlanda ging.
Busticket (return) ins Zentrum immer noch bei frechen 23
Euro je Nase. Wer in Stockholm günstig will, muss lange suchen oder am besten
gar nicht erst suchen. Ist halt alles recht happig, besonders Nahrungsmittel
und natürlich insbesondere Alkohol. Unser Hotel (Motel L, Nähe Station
Gullmarsplan) war noch nicht bezugsfertig, aber wenigstens die Rucksäcke konnten
abgelegt werden. So, und was nun??
Das Wetter war unter
aller Kanone, denn wie viele sicherlich leidvoll erfahren haben, war es wenige
Tage vor Pfingsten mit gut 20 Rad und Sonne noch allerfeinst, um dann pünktlich
zum Wochenende ins komplette Gegenteil umzuschlagen. Ohne zu lügen, Petrus
zeigte sich heute als Oberasi. 8 Grad, Nieselregen und stärker Wind ist nun
nicht das ideale Wetter für dieses Stadt, ach eigentlich für überhaupt gar
keine Stadt….Also mal auf intellektuell gemacht und ab ins Fotografiemuseum „Fotografiska“,
welches mit einer Ausstellungsfläche von 2.500 m2 nicht gerade klein ist.
Die nicht zuletzt
aufgrund der umgerechnet 12 Euro Eintritt hoch gesteckten Erwartungen wurden
aber nicht erfüllt. Interessiere ich mich ja durchaus für Fotografie so war das
hier nicht meine Art von "Kunstverständnis".
In einer Ecke war das
Thema zum Beispiel „Spannen im Startpark.“
Irgendein perverser
Japaner hat einfach mal Pärchen bzw. ganze Gang-Bang-Gruppen bei ihrem "Hobby"
nachts im Park abgelichtet und zum Teil selber noch mitgefummelt. Das ganze kommt
dann zum Teil unterbelichtet und verwackelt daher und nennt sich auch noch „Kunst“.
Generell gab es in
dieser Ausstellung viel nackte Haut, aber nicht so wie man es sich wünscht.
Nein, viel Unästhetisches war dabei. Also wirklich, ist das Kunst oder kann das
weg??
Naja, nächster Tag dann
besseres Wetter. Zwar immer noch nicht warm, dafür wenigstens trocken.
Djurgardens hatte am Derbytag ab Nachmittag zum gemeinsamen Treffen im Vasapark
aufgerufen, und ca. 200 folgten diesem Aufruf, ganz „zufällig“ schlenderten
auch wir hier mal vorbei und beobachteten das Treiben mit einem Cappuccino von einem
Straßencafé heraus.
Insgesamt aber eine sehr entspannte Atmosphäre, ehe der Haufen etwa 1,5 Stunden
vor Kick Off gen unter etwas Pyroeeinsatz, aber insgesamt doch sehr gesittet,
gen Feindesland aufbrach.
Wir taten dem einige Zeit später gleich und standen eine gute Stunde vor Anstoß
vor der Multifunktionsarena namens FriendsArena.
Von außen nicht so
wirklich mein Geschmack, von innen etwas besser, wenngleich natürlich alles
topmodern und mir fehlt da ja generell son kleines bisschen der Gammelfaktor.
Aber konnte man sich heute ausnahmsweise mit arrangieren, denn beide Fanlager
trafen die letzten Choreovorbereitungen für das gleich anzupfeifende Derby.
Und so kam es dann auch. AIK ließ ein Transparent mit dem Vereinswappen mittig vom Oberrang herab und flankierte dies
links und rechts mit schwarzgelben bzw. gelbschwarzen Fahnen sowie eine Menge
an selbenfarbigem Rauch. Sah gut aus, wenngleich man leicht kritisieren könnte,
dass die Fahnen im von uns aus gesehen linken Bereich nicht so ganz kompakt
verteilt wurden wie rechts, aber egal.
Auch Djurgardens wählte heute eine einfache und klare Botschaft, denn das auf
der Blockfahne dargestellte „Vinn“ lässt sich auch ohne Schwedischkenntnisse
übersetzen. Untermalt auch hier mit reichlich Pyrotechnik in Vereinsfarben und
ich musste mir doch leicht am Kopf kratzen als ich wenige Tage später im TV das
Relegationsspiel zwischen Frankfurt und Nürnberg sah und der Stadionsprecher
bei jedem Bengalo hysterisch ins Mikrofon kreischte.
Tja, in Sachen
Lockerheit können wir uns manchmal noch ordentlich was von den Schweden
abschauen, aber hier herrscht vermutlich auch nicht der Anspruch, die Eliteliga
zu einem Hochglanzprodukt für zahlungswillige Besserverdiener zu vermarkten und
so juckt der Einsatz von Pyro hier großartig keine Sau und der Anpfiff erfolgt
einfach mal zehn Minuten später. Geht doch!
Auch stimmungstechnisch waren beide Mobs auf gutem Niveau, wobei ich
Solna den
Punktsieg zukommen lassen möchte. Insgesamt etwas laustärker,
geschlossener und
kompakter, was sicherlich durch den Spielverlauf begünstigt wurde.
Dazu auch während des Spiels immer mal wieder Pyroeinsatz und
nicht wenige Spruchbänder in Richtung der gegnerischen Kurve. Die
Punkte
bleiben also heute in Stockholms Norden, was die Spieler Djurgardens
nochmal
zum finalen Rapport vor den teils vermummten und wütenden Anhang
antanzen
lässt, es insgesamt aber nach Abpfiff ruhig bleibt.
So gelingt es zumindest AIK in Schlagweite zu den Sonnenplätzen zu kommen,
während Djurgardens und auch Hammarby im Recht bedeutungslosen Tabellenbereich
umherirren.
Von der Tabellenspitze grüßt derzeit Malmö FF gefolgt von solch „Fußballmächten“
aus Norrkoping und Örebro.
Unser Rückflug dann am nächsten Tag. Immer wieder schön, dieses Stockholm…