FC Bologna  - CFC Genoa 1:1

05.01.2024

Stadio Renato Dall’Ara

Seria A

Zuschauer: 25.095 (ca. 3.000 Gäste)

 

 

Was will man machen, wenn in Deutschland noch alle Ligen in der Winterpause sind und allenfalls Testspiele oder Hallenfußball-Zirkus geboten wird?

Klar, mal wieder etwas in Italien rumtouren. Das Ganze zur Abwechslung mal komplett autofrei und so ging’s an diesem Freitag um 7:30 Uhr ab Meppen mit dem IC zum Airport in Köln/Bonn und von dort mit Eurowings in etwas mehr als 1:15 Stunden Flugzeit nach Bologna.

An Bord dann mindestens eine Handvoll weiterer Typen, denen ich aufgrund von Kleidung und Habitus ebenfalls einen Fußballbackground zusprechen würde.

Einer von denen stimmte sich auf ganz eigene Art auf Italien ein, denn er trug während des gesamten Fluges eine Sonnenbrille. Na denn…

Pünktlich in Bologna gelandet hieß es jetzt, ins Zentrum zu kommen, da mein Hotelzimmer wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt lag. Vom etwa 10 km entfernten Airport fahren Busse, wesentlich schneller (etwa 15 Minuten vs. Etwa 50 Minuten) gehts dann mit dem „Marconi Express“.

Dieser ist eine Mischung aus Zug und Achterbahn, denn das aus lediglich zwei kleinen Wagen bestehende Gefährt brettert in recht hoher Geschwindigkeit auf Schienen gen Stadtzentrum respektive Bahnhof. Der Preus ist zwar mit 11 Euro one way sicherlich nicht niedrig, dafür gehts wirklich fix und so werde ich nach kurzer Fahrt am Bahnhof ausgespuckt.

Selbiger kommt übrigens sehr, sehr sauber und modern daher. Wohl der sauberste Bahnhof den ich je gesehen habe, kein Vergleich zu vielen Schmuddelbahnhöfen in Deutschland. Man hätte getrost vom Boden essen können.

Dennoch ein Ort mit trauriger Geschichte, denn 1980 detonierte hier eine von italienischen Neofaschisten platziere Sprengladung und riss 85 Menschen in den Tod, verletzte weitere 200 schwer.

Ebenso wie der Bahnhof gepflegt und mondän kommt auch das Zentrum der Innenstadt daher. Auf dem Weg zum ausladenden Piazza Maggiore wandelt man mitunter unter prachtvollen Säulenarkaden. Die Stadt ist mit ihren rund 80.000 Studierenden bei knapp 390.000 Einwohnern dementsprechend jung und dynamisch. Die 1088 gegründete Universität Bologna ist die älteste Europas und weltweit renommiert.

Gefiel mir sehr gut, zumal das Zentrum sehr kompakt wirkt und sicherlich gut zu Fuß abgelaufen werden kann.

Gut gefiel mir dann auch, dass man einige Wochen zuvor erfuhr, dass Berger denselben Abendkick plant und ebenfalls samt 6-köpfiger Begleitung ab Nachmittag in Bologna weilt.

Also mal kurz den Standort geteilt und siehe da. Keine 800 Meter von mir hat man sich in einer Pizzeria niedergelassen. Also mal hin dort, schließlich knurrt er Magen und die Kehle ist trocken. Ja, Moin alle!

Die sympathische Reisegruppe ist motiviert. Bologna, Länderpunkt San Marino und Cesena werden auf der Tour „fallen“, die Heimfahrt zurück ins Emsland wird dann am

Montag klimaschonend per Zug angetreten. Stark!!

 

Bei einer riesigen Pizza und Birra alla spina wird sich ausgetauscht („Pizza Casa“, sehr guter Laden. Kein Schnickschnack, sehr authentisch, absolut faire Preise, leckeres Essen), ehe anschließend noch in einem Pub ein weiteres Bier gekippt wird, bevor es gemeinsam im Bus die gut 20 Minuten zum Stadion geht.

Hier, inmitten eines Gewusels von Fußgängern, Motorrollern und Autos trennen sich unsere Wege, denn wir sitzen in unterschiedliche Bereichen.

Grüße gehen raus!

Und da steht es nun vor mir. Das Stadio Renato Dall’Ara. Eröffnet im Jahre 1927 und benannt nach einem langjährigen (30 Jahre) Ex-Präsidenten.

Ich wollte schon ewig mal hierher, ständig kam etwas dazwischen, heute hat’s mal geklappt. Freut mich sehr.

Schon von außen macht der Ground einiges her, unverwechselbares Merkmal ist sicherlich der gemauerte Turm auf der Gegengeraden.

Irgendwie gibt es auch in Bologna konkreter Umbaupläne, in deren Zuge zum Beispiel das Stadion vollüberdacht werden soll. Wer also das Ding noch in seinem jetzigen Zustand machen will, darf sich vermutlich nicht mehr allzu viel Zeit lassen.

Dem Komfort wird diese Renovierungsmaßnahme sicherlich nicht schaden, denn wer keinen Platz auf der überdachten Haupttribüne ergattert, ist Wind und Wetter ausgesetzt und muss sich zum Beispiel wie heute ordentlich nass regnen lassen.

Tut dem ganzen aber keinen Abbruch, denn die Atmosphäre ist gut bis sehr gut.

Die Curva Bulgarelli ist wie immer gut gefüllt, eine Abordnung der Freunde aus Bochum ist offensichtlich auch zugegen. Der Auftritt ist solide, die Gesänge weitgehend durchgängig, hin und wieder wird hier und dort etwas mit Pyrotechnik hantiert, wenngleich insgesamt sicherlich Luft nach oben ist. Das Wetter und das mäßige Spiel mögen ein Grund sein.

Absolut stark aber der Auftritt der gut und gerne 3.000 Gäste aus der Hafenstadt Genua. Allein die Farbkombi rot-blau finde ich persönlich wunderschön und so verleihen die Anhänger des Cricket and Football Clubs und ältesten (noch existenten) Fußballvereins Italiens (gegründet 1893) unterstützt durch allerlei Schwenker dem Gästebereich eine wunderschöne Optik und ebenso donnernde Akustik.

Doch, da hatte jemand richtig Bock. Hat Spaß gemacht!

Auf dem Platz ging Genua schnell in Führung und Bologna schaffte es erst in der 95 Minute den Ausgleich zu erzielen, sodass am Ende eine leistungsgerechte Punkteteilung zustande kam.

Zufrieden machte ich mich zu Fuß auf dem Weg ins Hotel, welcher gut und gerne 50 Minuten benötigte und erklärte den Tag nach einem finalen Bier für beendet.