Nach ereignisloser Fahrt erreichten wir gut eine Stunde vor Anstoß Bytom,
parkten unser Fahrzeug etwas abseits an nem Tesco-Supermarkt und legten die
restlichen Meter zu Fuß zurück. Ein kleines bisschen Brisanz gab
es bei diesem Kick zu vermelden, da der heutige Gastgeber eine innige Freundschaft
zu den Kibice von Arka Gdynia pflegt, welche zur den Erzfeinden des heutiges
Gastes aus Danzig zählen. So gab es konsequenterweise auch wohl vor dem
Spiel einen kleineren Angriff auf die Gäste, was die Ordnungshüter
aber recht schnell beruhigten.
Karten für die Gegenseite gab es für 35 Zloty pro
Nase problemlos zu kaufen und somit rein ins recht geile Stadion, an dem der
Zahn der Zeit doch merklich nagt und der Besucher eine recht verbaute Spielstätte
vorfindet. Fanden vor einigen Jahrzehnten noch über 30.000 Zuschauer im
Ground Platz, so verwitterte das Stadion finanzbedingt doch zusehens, sodass
die Kurven derzeit überhaupt nicht mehr freigegeben werden. Die Haupttribüne
ist da noch am besten erhalten und das 2008 errichtete Dach ist sicherlich das
charakteristischte Merkmal des Stadions. Auf der gegenüberliegenden Seite
findet sich ein mit Gras überwachsener Erdwall, auf dem sich in provisorisch
errichteten Unterständen die Pressevertreter finden, auf der einen Ecke
befindet sich der Gästebereich, in dem sich ca. 200 harte Jungs von der
Ostsee einfanden. Für eine Entfernung von über 500 km und wenn man
bedenkt, dass in Polen insbesondere die weiteren Spiele kaum normale Zuschauer
fahren, sondern nur Ultras und Hools, schon ganz OK.
Auf der anderen Ecke befinden sich halt noch so 200-300 Sitzschalen auf derer
zwei auch wir Platz nahmen und von hier ganz gute Sicht auf Heim- und Gästeblock
hatten.
Wie auch beim Spiel am Nachmittag wurde hier von beiden Lagern die erste Halbzeit
schweigend gegen den Verband gestreikt und lediglich ein Banner mit der Aufschrift
"Stop Cenzurze na Stadionach" zierte den Zaun vorm Heimblock. Die
Message versteht man sicherlich auch ohne große Polnischkenntnisse. Schön
zu sehen, wie hier alle an einem Strang ziehen, völlig egal ob jetzt Ultra,
Hooligan, Familienvater oder Rentner. Die Fans kämpfen für ihre Rechte
und jeder akzeptiert das, weil jeder verstanden hat, dass Fußball ohne
lebendige Fankultur noch halb soviel wert ist. In Deutschland hätten bei
vergleichbarer Aktion hundert Pro irgendwelche Querköpfe ständig versucht
ihre Kuttenlieder anzustimmen und im Forum rumgeheult a la "ihr schadet
der Mannschaft, wenn ihr nicht supportet, bla bla
. (siehe Meppen beim
letzten Boykott).
Mit dem Halbzeitpfiff wurde aber auch hier der Heimbereich mit überwiegend sehr, sehr hübschen Zaunfahnen geschmückt und ein megalautes Poooolonia Byyyyytom von der gesamten Haupttribüne in den polnischen Abendhimmel gebrüllt. Schon sehr geil. Vom Support her kam Bytom sehr brachial, also eher wenig melodisch rüber und auch die Abwechslung war jetzt nicht so gegeben, insgesamt aber trotzdem gut, besonders weil man den Kontrast zu Halbzeit eins deutlich sah. Im Gästebereich gab man ebenfalls ein ganz kompaktes Bild ab, konnte sich aber akustisch nur selten bemerkbar machen.
Zufrieden mit dem Gebotenen machte man sich nach dem Abpfiff auf den Weg zum Auto, verharrte noch kurz hinterm Gästebereich, der von massig Staatsmacht abgeschirmt wurde und sah, wie wenig zimperlich die Policija mit Fußballfanatikern umgeht. Einmal nicht gespurt gibt's gleich den Gummiknüppel auf die Finger. Irgendwann also die paar Kilometer zurück nach Katowice, wo auf dem Hotelzimmer noch ein paar Büchsen vernichtet wurden und das Sportstudio geschaut wurde, ehe auch dieser Tag beendet wurde.
Da Montag für beide wieder die Arbeit rief, gings am Sonntag wieder zurück zum Flughafen, wo man noch ein paar Stunden rumgammelte, ehe der komplett ausgebuchte Flieger gen Heimat bestiegen wurde.