BV Borussia Dortmund – SG Dynamo Dresden 2:0
26.10.2011
DFB-Pokal (2. Runde)
Westfalenstadion
Zuschauer: 70.300 (ca.
10.000)
Sehr, sehr kurzfristig
entschloss ich mich an diesem freien Tag das durchaus interessante Aufeinandertreffen
dieser beiden Traditionsteams in der zweiten Pokalrunde zu beobachten. Also
bereits gegen Mittag ins Auto gesetzt und ab in Richtung Stadt des Deutschen
Meisters. Den Wagen strategisch gut in Stadionnähe geparkt, der Rest des Tages
sollte zu Fuß absolviert werden.
Also was machen mit der
noch massig vorhandenen Zeit? Erst einmal Richtung Innenstadt, wo ich ein wenig
umherschlenderte, bisschen einkaufte usw. Hier im Zentrum übrigens jetzt schon
(sechs Stunden vor Kick off) ein Polizeiaufgebot als ob es kein morgen gäbe.
Irgendwann zurück zum
Auto, Klamotten ablegen, Kamera einpacken und direkt weiter zum Treffpunkt der
Gästefans.
Mein Interesse an diesem Spiel war bereits im Vorfeld gestiegen, da Ultras
Dynamo zum Treff auf dem Friedensplatz im Dortmunder Zentrum aufgerufen hatten,
um von dort zum Stadion zu marschieren. Bei Polizei und sonstigen Behörden
klingelten nun natürlich alle Glocken. 5000 Dresdener, die sich mitten im
Feierabendverkehr quer durch Dortmund schlängeln.... Mich hätt's interessiert,
die Verantwortlichen wohl eher weniger. Nun denn, wie fast schon zu erwarten,
wurde der Marsch bzw. Treff kurzerhand umgelegt, und zwar auf irgend nen Gelände unweit
des Westfalenstadions. Hier also auch mal aufgeschlagen und gehofft aufgrund
meines norddeutschen Akzents nicht als "Wessihopper" enttarnt zu
werden. Aber zur Not hätte ich eh mein perfektes Sächsisch imitiert...
"Nöö, ich kömm äauch äus Dräsdn". Kein Problem also, alles easy. Ein
Bus, Bulli, Pkw nach dem anderen rollt auf dem Gelände ein, wo die
Verantwortlichen Bier-und Fressbuden aufgestellt haben, um die Meute
wohlgelaunt zu halten. Dies gelingt bis auf ein paar Kanonenschläge auch soweit
ganz gut, ehe sich der komplette Tross reichlich spektakulär um 18 Uhr Richtung
Stadion in Bewegung setzt.
Ein wahrlich imposantes
Bild, zumindest in der Größenordnung nur sehr selten zu toppen. Die Cops nun
sichtlich nervös und mit der einsetzenden Dunkelheit gab es dem ganzen das
entsprechende Knistern. Einzige Eingangsmöglichkeit für Gäste führt in diesem
Fall entlang der Strobelallee, was meiner Meinung nach niemals gut gehen kann.
Alles sehr unübersichtlich und dazu aufgrund der Farbgleichheit beider Clubs
zusätzlich schwer zu erkennen, ob sich nun Freund oder Feind gegenüberstehen.
So kam es wie es kommen musste: auf Höhe des Eingangs zur Roten Erde
durchbrechen einige Dynamos die Polizeikette und dreschen auf alles ein, was
nach Dortmund aussieht (direkt zwei Meter neben mir wird ein maximal
16-jähriger Trikotträger umgeboxt). Untermalt von fliegenden Flaschen herrscht
nun eine Minute Chaos und auch der Schreiber dieser Zeilen muss einige Meter
weichen, um unbeschadet zu bleiben. Dortmunder Ultras oder Hools kaum zu sehen,
sodass Dynamo machen kann, was es will und weiterhin Heimfans durch die Gegend
schubst und versucht, das Stadion zu stürmen.
Irgendwann beruhigte sich dann alles und ich machte mich auf in selbiges.
Da nicht ganz ausverkauft, gabs noch ein paar Restkarten und ich entschied mich
für einen feinen Platz auf der Südwest mit Blick auf den Gästebereich, auf dem
ja heute besonderes Augenmerk lag. Wesentlich günstiger hätte man auf dem
Schwarzmarkt nen Steher für die Südtribüne haben können, aber wenn irgendwie
möglich meide ich die Fanblöcke, allein schon aus Respekt.
Während man so dem Spielbeginn entgegen harrte, verzögerte sich der Anpfiff
direkt mal um 15 Minuten, denn vor den Toren machte der Gästeanhang wohl noch
etwas Terz.
Zur besten Championsleaguezeit um 20:45 Uhr ging's dann aber auch mal los und
im Gästeblock leuchteten sowohl im Unterrang wie auch im Oberrang zahlreiche
Bengalos auf. Nett anzusehen auch wenn das vereinzelte Auf-den-Platz- werfen -
so wenig Probleme ich auch persönlich damit habe - vermieden werden
sollte. Generell ist die Pro-Pyrokampagne grandios gescheitert, denn auch
heute gabs massenweise Polenböller in den Innenraum und sonstigen Schwachsinn.
Sofern überhaupt mal ein ernsthaftes Interesse seitens DFB und DFL bestanden
haben mag, gerade den großen Ostszenen a la Dresden und Rostock scheint die
Wahrung ihres eigenen Brutalo-Images wichtiger als ein gemeinsamer Dialog.
Ach ja, gespielt wurde ja auch noch.
Viel vorgenommen hatte man sich in Sachsen, wenn man den eigens für dieses
Spiel angefertigten und reichlich verkauften Europapokal-Mottoshirts der Gäste
folgen täte. In Wirklichkeit konnte Dresden wenn überhaupt nur die erste
viertel Stunde halbwegs mithalten, anschließend zeigte sich der individuelle
Klassenunterschied dann doch recht deutlich.
Dem Support im Gästebereich tat dies wenig Abbruch; laute Gesänge, geschlossene
Schalparaden und Hüpfaktionen erfreuten Aug und Ohr. Allein schon das
Eintrittsgeld wert, wenn nahezu 10.000 Leute hüpfen. Ansonsten allgemein
übelster Ost-Riot-Style (welch ein Wort). Vermummt, Sitze heraus reißen, mit
Ordnern und Cops hauen, gegnerische Fahnen verbrennen, die Nachbarblöcke stürmen, um auf die dort anwesenden
Dortmunder loszugehen, die wohl vergessen hatten, dass nicht Hoffenheim oder
Wolfsburg zu Gast ist Das volle Programm halt, hätte in der Blickfang Ost
damals eine Sonderseite verdient gehabt :-))
Nach dem Spiel dann geschwind zurück zum Auto und ab nach Hause.
Gelungener, aktionreicher Fußballabend allen voran mit einem überragenden
Gästeauftritt, der wohl über Jahre schwer zu toppen sein wird.