1.
FC
Düren - SC Fortuna Köln 3:2
01.04.2023
Westkampfbahn
Regionalliga West
Zuschauer: 750 (ca. 60 Gäste)
Komm doch, lieber Frühling, komm doch bald herbei. Jag den Winter, jag den Winter fort und mach das Leben frei.
Leise diese
Liedzeilen immer und immer wieder vor mich hin summend fahre ich die A1
hinunter, den Scheibenwischer auf Maximalfrequenz und das schon seit
Fahrbeginn. Anstrengend!
Düren war das
Tagesziel, dem ich unbeirrt entgegensteuerte, um dort den letzten fehlenden
Ground in der Regionalliga West wegzuscheppern. Was muss, das muss, dabei hatte
ich immer leichte Sorge, dass aufgrund des eingangs beschriebenen miesen
Wetters vielleicht doch noch kurzfristig die Absage entschieden wird und ich
die gut 200 Kilometer umsonst angetreten bin.
Bei sowas gehe
ich gerne auf Nummer sicher und so hatte ich am Vorabend mal Einblick in die
Facebookpräsenz des Gastgebers getätigt, wo sich eine Direktverlinkung zu einer
Whatsapp-Nummer verbirgt. Hier mal kurz angefragt, ob denn am Folgetag mit
bespielbarem Geläuf zu rechnen sei und als hätte man quasi auf meine Anfrage
gewartet, antwortete mir keine 10 Sekunden später irgendein Typ im Bruno
Banani-Shirt mit „Alles ok“. Na perfekt, immerhin wurden an diesem Samstag doch
einige Spiele in der Ecke abgesagt und für angrenzende Kreise, das Sauerland
usw. eine Unwettermeldung inkl. Gefahr von Überschwemmungen gemeldet.
In Düren
angekommen dann außer bisschen Nieselregen und Wind tatsächlich „alles ok“. Den
Wagen schnell strategisch clever geparkt, läuft mir kurz nach Ankunft der
Blaubacke übern Weg. Selbiger hatte sich am Vorabend zusammen mit dem ebenfalls
anwesenden Gerrit den erneut blutleeren Auftritt des SVM beim
Abstiegskonkurrenten in Bayreuth angesehen und tischten nun auf dem Rückweg mit
zwei mir bis dato unbekannten Lads in der Westkampfbahn zu Düren an.
Die
Eintrittskarte ist ja neben vielen anderen ein durchaus wichtiges Element
dieser Community der Fußballtouristen. Schön muss sie sein; nicht zu groß, denn
dann passt sie nicht mehr in meinen „Ordner“ hinter die Klarsichtfolie, zu
klein ist auch Mist, denn dann wirkt sie dort irgendwie verloren oder fällt
beim stolzen Präsentieren der Sammlung vor Verwandtschaft gar raus.
Idealerweise
gibt sie Auskunft über die beiden sich duellierenden Vereine, den Spielort
sowie Datum und Uhrzeit. Als Background dient irgendein Motiv, meinetwegen das
Stadion itself oder meinetwegen auch die lokale Fanszene oder sonst irgendwas
Geiles!
Gibt es
stattdessen irgendwelche inhaltsleeren Papierschnipsel von der Rolle, habe ich
meist direkt gar keinen Bock mehr und möchte am liebsten straight nach Hause
fahren.
Zuletzt hielt
ich ein solch perfektes Exemplar in Halbemond in den Händen, heute war es dann
wieder soweit. Alle relevanten Bestandteile enthalten, im Hintergrund ist die
schöne hölzerne Tribüne zu sehen. Somit
gehen bereits vor Anpfiff volle Sympathiepunkte an die „Marketingabteilung“ des
1.FC Düren.
Als dieser (also
der Anpfiff) dann ertönte fanden sich bei wie erwähnt widrigen äußeren
Bedingungen rund 750 in der Kampfbahn ein. Sportlich sollte die Saison für
beide Vereine keine großen Überraschungen mehr bereithalten. Fortuna Köln
belegt derzeit den 7. Tabellenplatz jenseits von Gut und Böse, der 1. FC Düren
(welcher im November 2017 aus einer Fusion der Clubs FC Düren-Niederau 08 und
SG GFC Düren 99 entstand) im ersten Jahr nach dem Aufstieg etwas dahinter auf
Platz 11, allerdings mit gutem Polster vor den Abstiegsrängen, welches ja heute
nach einer kämpferisch starken Leistung trotz Rückstand sogar noch mit drei
Punkten ausgebaut werden konnte.
Sehr zur Freude
der kleinen Fanszene, welche sich im ebenerdigen Stehplatzbereich links neben
der wunderschönen kleinen Giebeldach-Holztribüne einfindet und sich ganz
offensichtlich aus den Gruppierungen „Young Kids“ und „Platzhirsche“
zusammensetzt. Offenbar gibt es da auch wohl eine Freundschaft zu den heute
ebenfalls anwesenden „Baumberger Jungs“ von den Sportfreunden Baumberg
(Oberliga Niederrhein).
Grundsolider
0815-Support von den ca. 30 Aktiven, nichts, woran ich mich in ein paar Woche
noch nachhaltig erinnern werde, aber immerhin gibt es hier ein bisschen gelebte
Fankultur. Gut so!
Gegenüber im
Gästeblock ca. 60 Kölner, davon ca. 20 Aktive, welche ebenfalls keine Bäume
ausrissen und dementsprechend selten zu vernehmen waren. Selbiger Gästeblock besteht
dabei allerdings eigentlich nur aus einem Graswall, an dessen „Fuß“ man dann
ebenerdig am Zaun steht. Alles andere als supportfreundlich also, wobei
unmittelbar nach dem Schlusspfiff offenbar Renovierungsarbeiten an eben diesem
Gästeblock begannen und man von Seiten der Verantwortlich festen Willens ist,
das Heimspiel gegen Preußen Münster am 15. April hier stattfinden zu lassen,
statt wie in der Vergangenheit immer mal passiert ins Waldstadion nach Wegberg ausweichen
zu müssen. Vielleicht also ein lohnenswerter Kick für alle, die in absehbarer
Zeit mal nach Düren wollen.
Für uns bzw.
mich gings dann nach Abpfiff direkt wieder nach Hause und dort sofort weiter
zum Nachbarn, der zwei Tage zuvor zum zweiten Mal Vater wurde und dies
natürlich regionaltypisch mit der Tradition des „Kind-Pinkeln-Lassens“ zünftig
begossen werden musste. Vom Stadion direkt an’s Brett, so mag es der Mob!
Herzlich willkommen, kleine Nachbarin!