FCSB – AC Virtus   4:0

16.07.2024

Stadionul Steaua (Ghencea-Stadion)

Champions-League Qualifikation (2. Runde, Rückspiel)

Zuschauer : 7.262 (ca. 10 Gäste)

 

Go East. Die kleine Sommertour führte den Jan und mich nach einigem Hin und Her gen Rumänien und in die Republik Moldau.

In letztgenannter Destination solltedann natürlich auch ein neuer Länderpunkt eingefahren werden. Schnell also hin, bevor sich (hoffentlich nicht) der Russe das kleine Land holt.

Zunächst aber Bukarest, wo uns am Airport Henri Coanda zur besten Mittagszeit der Wizzair-Flieger aus Dortmund ausspuckt.

Auf dem kurzen Fußweg zum für eine Nacht gebuchten Airporthotel „Casa Romaneasca“ schlugen einen 39 Grad gut nieder, sodass man sich zunächst etwas akklimatisieren musste, sogleich den hoteleigenen Outdoor-Gastrobereich unter Schatten spendenden Bäumen aufsuchte und sich dort zwecks Erfrischung die ersten zwei Halben reinschraubte und einen Happen speiste. Herrlich!

Dat is Urlaub.

Zuletzt war ich im Jahre 2010 in der rumänischen Hauptstadt und seitdem hat sich offensichtlich einiges getan. Die Zuganbindung vom Airport zum Gara de Nord (Nordbahnhof) gab es meines Wissens damals noch gar nicht (wie auch, wenn der gesamte Teil des Airports damals noch nicht existent war) und wurde von uns heute genutzt, um ins Zentrum zu kommen. Eigentlich hatte man keinen so rechten Plan, was man eigentlich machen sollte, zudem wurde die Stadt gerade von einem heftigen Sommergewitter heimgesucht, sodass wir temporär in einer Kneipe Unterschlupf suchten, ehe es dann per Bus auch schon raus ging in den 6. Sektor (Bukarest besteht aus 6 Sektoren), wo das Ghencea-Stadion steht.

Normalerweise trägt der FCSB seine Heimspiele im Nationalstadion aus, welches aber speziell in den Sommermonaten primär für andere kulturelle Events genutzt wird. Es wäre für das heute zu erwartende Zuschaueraufkommen ohnehin völlig überdimensioniert gewesen, denn lediglich gut 7.000 Interessierte wollen das Spiel heute sehen.

Der rumänische Meister hatte das Hinspiel beim Champion aus San Marino vor einer Woche mit einem 7:1 „knapp“ für sich entscheiden können, sodass die zu spielenden 90 Minuten nur noch reine Formsache waren. Gästefans waren wie zu erwarten bis auf zwei Handvoll Familienmitglieder oder sowas nicht zu erkennen. Wer die Fan- bzw. Vereinskultur im rumänischen Fußball etwa verfolgt, der weiß sicherlich um das Chaos um dubiose Geschäftspraktiken, Vereine mit ziemlich gleichen Namen, verkauften Lizenzen und so weiter.

Der heutige Gastgeber ist ein Paradebeispiel für dieses Wirrwarr. Älteren Lesern ist vermutlich der Verein Steauea Bukarest ein Begriff, den es in der ursprünglichen Form so aber nicht mehr gibt. 
Bereits in einem meiner früheren Berichte musste man im Zusammenhang mit Steaua die Person Gigi Becali thematisieren und kommt auch 14 Jahre später nicht drumherum.
Der als äußerst launisch und größenwahnsinnig geltende Geschäftsmann und Multimillionär kaufte Steaua in den frühen 2000er-Jahren und alleine über dessen exzentrische Verhaltensweise ließen sich wohl ganze Seiten füllen. So werden Spieler völlig überteuert eingekauft aber bereits nach wenigen schlechten Spielen wieder vom Hof gejagt, der Trainerverschleiß ist ähnlich immens wie emotional getroffene Kurzschlusshandlungen und zum Beispiel zu Beginn der Pandemie verbat er allen Spielern sich gegen COVID 19 impfen zu lassen. Ich denke, man hat ein ungefähres Bild über diesen Kerl…. 

Der erfolgreichste Verein des Landes Steaua Bukarest, welcher 1947 als CSA Steaua gegründet wurde, entspringt dem Verteidigungsministerium, das sich lange Zeit als alleiniger Rechtebesitzer sah.

Nach einem langwierigen Rechtsstreit in der Causa Becali/Verteidigungsministerium musste Becali im Jahre 2014 seinem Investitionsobjekt wohl oder übel den sperrigen Namen „SC Fotbal Club FCSB SA“ verleihen, da es ihm nicht mehr erlaubt war, den Namen Steaua, das bisherige Logo noch die Vereinsfarben Blau und Rot zu nutzen. Wider Erwarten rechnete die UEFA dem FCSB, wie der Verein in der Kurzform heißt, sämtliche nationale und internationale Titel aus der ruhmreichen Vergangenheit Steauas an. Damit stellt Becalis Elf weiterhin die erfolgreichste Mannschaft des Landes dar.

Auf der anderen Seite nahm zur Saison 2017/2018 die wiedereröffnete Fußballabteilung des Armeesportclubs Steaua Bukarest mit dem erstrittenen Name und Logo des Spieltrieb in der 4. Liga auf. Mittlerweile spielt der Verein wieder in der 2. Liga , darf aber nach bisherigen Regelungen nicht aufsteigen, da dies Vereinen mit staatlichem Background generell verboten ist.

Dass so ein Mist natürlich alles andere als förderlich für die Entwicklung einer starken Fanszene ist, sollte einleuchtend sind und so ging auch hier ein starker Bruch durch die einst starke Fanszene Steauas.

Die Gruppen der Peluza Nord schlossen sich dem FCSB an, während die der Sud den Armeesportverein unterstützen. Ein irgendwann vielleicht mögliches Aufeinandertreffen beider Vereine hätte also durchaus starke Brisanz.

Heute jedenfalls versammeln sich so knapp 300 Leute hinter dem Peluza Nord-Banner und sorgen im sonst eher spärlich gefüllten Eck für ganz ordentliche Stimmung. Das Liedgut bestand dabei hauptsächlich aus gängigen Melodien, die sich zum Teil auch wiederholten. 5-6 Schwenker waren aber konstant in der Luft, sodass es am Ende für den Stellenwert dieses Spiels ganz ok war.

Mit nem Bolt-Taxi gings nach Abpfiff zurück ins Airporthotel, wo schon recht früh wieder der Wecker klingeln sollte…