FC Petrocub Hincesti – FC Ordabasy 1:0
17.07.2024
Champions League Quali (3.
Runde, Rückspiel)
Stadionul Zimbru
Zuschauer : ca. 6.000
Am nächsten Tag klingelte der Handywecker bereits
wieder recht früh, denn man sollte Bucuresti vorerst wieder verlassen.
Die Airline „Tarom“ bugsierte uns in einem
halbvollen Propellerflieger in die Hauptstadt der Republik Moldau.
Wer es etwas ökologischer und preiswerter mag,
kann diese Strecke auch im Zug zurücklegen, benötigt dafür aber irgendwas
zwischen 11 und 14 Stunden, wobei auch der Nachtzug eine Option wäre.
Ich hätte darauf durchaus Bock gehabt, letztlich
fiel die Entscheidung aber auf die mit eine Stunde Flugzeit deutlich bequemere
und gar nicht mal schwerwiegend teurere Variante.
Am durchaus modernen Airport in Chişinău
angekommen, geht’s mit dem Bus ins Zentrum, wenn man dieses als solches
bezeichnen möchte.
Das Verfahren läuft so, dass man einfach in den passenden
Bus steigt und irgendeine Kassiererin anschließend durch die Reihen geht, um
die umgerechnet 30 Cent je Fahrt einzusammeln. Das Ganze ist eben nur mit
Bargeld möglich, von daher empfiehlt es sich, etwas davon in kleinen Scheinen
dabei zu haben.
Großen Respekt erhält dabei die sich während der
Fahrt bei ca. 40 Grad durch den völlig überfüllten Bus wuselnde nur ca. 1,50
Meter kleine Kassiererin, die unnachgiebig abkassiert.
Trotz aller Begeisterung für diese kaum erwartete
„osteuropäische“ Arbeitsmoral waren wir froh, als wir irgendwann völlig
durchgeschwitzt den Bus verlassen konnten.
Beim nächsten Mal dann doch vielleicht ein
Yandex-Taxi, denn während in Bukarest Bold und Uber die großen Player auf dem
Taxi-App-Markt sind, empfiehlt es sich in Moldau, die Yandex-Go-App auf dem
Smartphone zu haben, von der in der Folgezeit einige Male Gebrauch gemacht
wurde.
Kostet ja alles kaum etwas in diesem von relativer
Armut gebeutelten Land mit seinen knapp 3 Millionen Staatsbürgern, von denen
wiederum etwa ein Drittel im Ausland sein Geld verdient.
Die Eindrücke, die wir in der kurzen Zeit unseres
Besuchs sammeln konnten, sind folgendermaßen:
Das Zentrum der Hauptstadt ist gepflegt und jung
und kommt zumindest im Sommer recht lebendig daher.
Im Winter, wenn alles grau ist und die Bäume
entlaubt sind, mag dies durchaus ganz anders wirken, denn ein Großteil der
Mittelschicht und Arbeiterklasse wohnt in seelenlosen Plattenbau-Ungetümen, bei
denen man teilweise Sorge haben muss, sie könnten irgendwann einfach so in sich
zusammenfallen.
Die Stadt an sich hält recht wenig für Touristen
bereit. Es gibt fußläufig vom Zentrum einen recht schönen Park mit See, einen
kleinen Triumphbogen ein paar Kirchen, einige gepflegte Grünflächen sowie
einige durchaus hippe Restaurants und Cafes.
Ab 22 Uhr muss man aber schon suchen, wo man noch
einkehren kann und in Supermärkten wird nach 22 Uhr kein Alkohol mehr verkauft,
wie wir später zu unserem Leid feststellen mussten.
Die Menschen begegneten uns eher zurückhaltend,
aber nie unfreundlich.
Könnte man vermuten, dass man Reisenden aus
anderen Teilen der Welt neugierig und offen begegnet, so hält sich dies doch eher
in Grenzen, stattdessen erfährt man eine gewisse Distanz und Kühle.
Aber was bilde ich mir ein hier großartig zu
urteilen?
Ich, der aus einem Land kommt, in dem trotz dessen,
dass manches nicht rund läuft und das größte Problem ein verspäteter Zug oder
das schlechte Wetter zu sein scheint, immer noch Milch und Honig im Vergleich
zu hier fließen. Offenbar ist es die Unsicherheit gegenüber Fremden in diesem
von nur wenigen Touristen bereisten Land gepaart mit den grundsätzlichen
Sprachbarriere, die diesen Eindruck entstehen lassen.
Insgesamt hat grundsätzlich wohl jeder genug
damit zu tun, irgendwie halbwegs durchzukommen und sein Leben sowie das seiner
Familie halbwegs passabel zu gestalten. Und überhaupt ist nun Deutschland in
vielen Fällen auch nicht als Land ausufernder Gastfreundschaft und Herzlichkeit
bekannt und ein Moldauer würde vermutlich ähnlich urteilen.
Aber ich schweife leicht ab… Wo war ich?
Ach ja, Fußball, der hier am Abend anstand und
von uns beehrt werden wollte.
Aktueller Meister der Republik Moldau ist
Petrocub Hinchesti, welches erstmalig die jahrelange Dominanz von Sheriff
Tiraspol durchbrechen konnte. Das etwa 40 Kilometer von Chişinău entfernte
eigene Stadion erfüllt allerdings kaum internationale Ansprüche, sodass man ins
Stadion von Zimbru Chişinău, was gleichzeitig Nationalstadion ist, ausweicht.
Selbige Hütte wirkt zwischen all den wuchtigen
Wohnblocks sogar etwas deplatziert, das insgesamt Panorama erzeugte aber eine
leichte Erektion, so geil ist dies.
Bevor dieses allerdings genossen werden konnte,
kam etwas Hektik auf.
Schon beim Betreten des wuseligen
Stadionvorplatzes wurden die geschlossenen Kassenhäuschen mit leichter Sorge
registriert. Der Jan setzte sogleich zum Spurt an, um evtl. um die nächste Ecke
noch offene Verkaufshütten auszumachen, kehrte aber wenige Minuten später
wieder mit der Aussage „Karten nur online“ zurück.
Nun denn. Die passende Info auf der
Facebook-Seite des Heimteams war schnell gefunden und davon abgeleitet hieß es
nun Account anlegen, Bestellvorgang starten, Tickets in den Warenkorb,
Bezahlvorgang abschließen. Alles vom Smartphone natürlich. Bisschen nervig….
Tatsächlich kam man recht fix bis zum letzten
Schritt, als dann allerdings unsere Kreditkartenzahlungen nicht durchgingen.
Eine Transaktion aus Moldau; das ließ sicherlich die Sicherheitsmechanismen
meines Kreditkartenanbieters aktiv werden.
Sonst ja vermutlich sehr sinnvoll, war dies heute
mehr als hinderlich, denn es waren nur noch 15 Minuten bis Anpfiff. Also die
Strategie wechseln. Die Typen am Einlass waren zu gar keinen alternativen
Optionen bereit und auch die Bitte an Einheimische uns doch bitte von deren
Account eine Karte zu bestellen, hatte keinen Erfolg.
Also die Strategie wechseln. Meint aufteilen und
Leute anquatschen. Die Lösung aller Probleme lag dann tatsächlich hier und nach
wenigen Minuten der Hektik hatte ich zwei ausgedruckte E-Tickets zu je 100 Lei
(ca. 5 Euro; Originalpreis lag bei 75 Lei) in den Händen. Jan konnte ebenfalls
eines ergattern, was er kurzerhand an einen von zwei ebenfalls recht
verzweifelten Deutschen weiter verkaufte.
Vier Minuten vor Anstoß drin in der Hütte. Puhhh, was ein Stress.
Die beiden Jungs aus der BRD erweisen sich
schnell als echte Top-Lads und das, obwohl sie sich Hannover (!!) und Frankfurt
zugehörig sahen. Schnell war man auf einer Wellenlänge und schaute das Spiel
bei etwas Austausch gemeinsam.
Ein Spiel, welches aufgrund des 0:0 im Hinspiel
noch reichlich Spannung bot; welches recht ordentlich besucht war und in
welchem beide Teams auf Augenhöhe agierten, wobei Hinchesti allerdings den
einzigen Treffer des Tages erzielte und diesen hauchdünnen Vorsprung bis zum
Ende der langen Nachspielzeit hielt, auch wenn der Gast aus Kasachstan
insbesondere in der zweiten Hälfte massig Druck aufs Tor der Gastgeber ausübte.
Beim Retten des 1:0 wurde Hinchesti von etwa 40
Aktiven unterstützt, welche sich am Rande der Hintertortribüne eingefunden
hatten, bisschen was sangen, bisschen hüpften und auch noch weiße
Plastikfähnchen dabei hatten. Nix Dolles, aber allemal mehr als erwartet.
Nach Abpfiff zog unsere 4er-Kombo also zufrieden ob des neuen Länderpunktes von dannen, tauschte kurz die Handynummern und verabredete sich am Folgetag für ein Treffen am Busbahnhof….