Budapest Honved FC – Puskas Akademia FC 2:1
09.02.2019
NB I
Hidegkuti Nandor Stadion
Zuschauer:
1.780 (8 Gäste im Gästeblock)
Es ist so
etwa Mitte November 2018 als ich wieder einmal mehr oder weniger ziellos das
Netz nach interessanten und zeitlich wie finanziell machbaren Spielen im bald
heranbrechenden neuen Jahr durchforste.
Nach einiger
Zeit fällt mir das Derby in Budapest in das engere Blickfeld. Schnell mal
mögliche Flugverbindungen gecheckt, Eurowings offeriert zu ganz passablen Preisen
die Strecke Düsseldorf-Budapest. Samstagfrüh hin, Sonntagmittag zurück. Flink
die relevante Whattsapp-Gruppe nach möglichen Mitfahrern befragt, woraufhin
Gerrit und Dennis (für Erstgenannten erhöhte die Aussicht auf einen neuen
Länderpunkt die Attraktivität zusätzlich) nicht lange fackelten und ebenfalls
einige Taler an Eurowings transferierten.
Aber wer ein
wenig die Ansetzungen der letzten Derbys abgleicht, merkt schnell, dass in
Ungarns Eliteliga der Samstagabend gerne der Zeitpunkt für die „Topspiele“ ist.
Hürde Nummer
1 also genommen, um direkt vor der zweiten zu stehen. So kommt es durchaus hin
und wieder vor, dass das Budapest-Derby gerne mal den Charme der Partie
Drochtersen/Assel gegen SW Rehden versprüht, nämlich dann, wenn sich eine oder
schlimmstenfalls beide Szenen im Boykott befinden.
Die Fanszene
der Grünweißen ist ja erst seit etwa einem Jahr wieder im Stadion aktiv,
nachdem man vier Jahre jeglichen Support verweigerte.
Und auch bei
der Fanszene der Lilaweißen lief es in letzter Zeit nicht immer rund, denn auch
hier ist man aktuell mehr oder weniger mit der Vereinsführung auf Kriegsfuß.
Die Gründe
liegen - ohne hier wirklich tiefe
Einblicke in die Thematik zu haben – offenbar hauptsächlich in der Einführung
eines neuen Vereinswappens, welches tatsächlich sehr hässlich ist, jedoch laut
Verantwortlichen Modernität und Erfolg suggerieren soll… Soso! Schmeißt euren
Marketingberater hochkant raus!
In der Folge
kam es dann das ein oder andere Mal zum Supportboykott und der ein oder anderen
Randale, sodass dann plötzlich im Januar ein Derby vor leeren Rängen vom
Verband gewünscht wurde.
Na, große Scheiße.
Man sah sich schon nach Alternativen um, da zeigte der von Seiten Ujpests
eingelegte Widerspruch Wirkung und man vollzog quasi die komplette Kehrtwende.
Derby ohne
große Einschränkungen und mit zwei aktiven Fanszenen. Geilo! Manchmal braucht
man einfach ein wenig Glück...
So viel zur etwas
längeren Vorgeschichte, irgendwann fiel mir dann noch ein, dass ich vor
geraumer Zeit mal auf ne Anfrage eines Kumpels zugesagt hatte, am Vorabend mit
ein paar flotten Jungs getreu dem Motto „Angry music for nice people“ noch einem
Parkway Drive-Konzert im Kölner Palladium beizuwohnen, was man ohne größere
Blessuren überstand, die Nachtruhe jedoch entsprechend kurz ausfiel, ehe man
Samstag in der Früh leicht übernächtigt am Düsseldorfer Airport stand und dort
die anderen beiden Bagaluten Gerrit und Dennis begrüßen konnte.
Der
Eurowings-Flug verlief problemlos und so irrte man bereits gegen Vormittag durch
die Straßen der ungarischen Hauptstadt, ehe wenig später der erste Halbe am
Donauufer in die gierigen Schlünder gekippt wurde. Fast ein wenig romantisch…
In einer
schmierigen Eckspelunke wurde etwas später gespeist, zusätzlich wurden weitere
Kannen geordert, sodass man einige Zeit später „leicht“ angeschossen aufbrach,
bzw. den Weg zum Ground von MTK Budapest antrat, wo o.g. Partie das kleine
Vorprogramm zum Derby darstellen sollte.
Das
eigentliche Stadion des 14-maligen ungarischen Meisters Budapest Honved wird
derzeit umgebaut, weshalb man diese Bude hier nun als Ausweichstadion nutzt. Während wir
uns in die Schlange vorm Kassenhäuschen anstellen, rauschen ein paar Busse mit
dem Pöbel von Ferencvaros vorbei, wobei der kahlgeschorene Modulmob wild
gestikulierend aus den Fenstern hängt und aus seiner Abneigung gegenüber den
Anhängern der dritten Kraft in Budapest keinen Hehl macht. Sehr schön!
Wir betreten
anschließend nach Löhnung von je 8 Euro ziemlich punktgenau zum Einlaufen der
beiden Mannschaften (trotz massig Zeitpolster zu lange am Bier gelabt, dadurch
dann mal wieder fahrlässig mit der Zeit umgegangen und unnötig Hektik erzeugt)
das Stadion.
Es ist kein
sonderlich schöner Bau, ich mag generell irgendwie keine Stadien, in denen
hinter den Toren einfach mal gar nichts ist, außer einer hässlichen grauen
Betonwand; wirkt ja irgendwie unfertig.
Bis 2014 stand hier noch das alte Hidegkuti-Nandor-Stadion (benannt nach einer
MTK-Spielerlegende), ehe an selbiger Stelle dieser komische Neubau hingepflanzt
wurde.
Naja, sei es drum.
Wenigstens hat Honved nen mittelgroßen (ca. 100-150 Mann/Frau) Stimmungsmob zu bieten, der auch die
kompletten 45 Minuten (Halbzeithopping allez!) ganz gut Gas gibt und ein paar
melodische Sachen trällert. Auffällig dabei ist, dass nahezu ein jeder irgendwelche
Utensilien mit dem Aufdruck der „Puskas Army“ mit sich trägt, was dann wohl der
Name der Hauptfangruppe sein dürfte. Der Name geht zurück auf den Godfather of
Hungarian Football schlechthin. Ferenc Puskas, welcher von 1927-2006 lebte,
12 Jahre für Honved kickte und dabei krasse 358 Tore schoss, ehe er zu Real
Madrid wechselte. Im ungarischen Fußball und darüber hinaus eine wahre Legende.
Eine Halbzeit muss hier dann leider trotzdem reichen, denn es galt pünktlich zu 19:30 Uhr im Norden der Stadt zu sein….