Hamburger SV - SC Preussen Münster 4:1
31.08.2024
Volksparkstadion
2.Bundesliga
Zuschauer:
57.000 (ca. 8.000 Gäste)
Kinners, wie
die Zeit vergeht.
Mein letzter
Besuch im Hamburger Volksparkstadion datiert auf den 29.11.2003. Das sind mal
knapp 21 Jahre, wobei ich es gefühlt maximal auf 15 oder so getippt hätte.
21 Jahre. Von
heute nochmal so lange und ich bin nicht mehr ganz weit von der 70 weg und vermutlich ein tattriger verwirrter Greis.
Erschreckend
und beängstigend zugleich.
Höchste Zeit,
mal wieder dem einstigen Bundesliga-Dino in der Freien- und Hansestadt einen
Besuch abzustatten und zu schauen, was sich in den letzten 2 Dekaden in der
Fanszene so getan hat.
Dabei war
dieses Spiel gar nicht mal das Hauptspiel des Tages, dazu aber im nächsten
Bericht mehr.
Bock hatte ich
trotzdem, auch weil ich neugierig darauf war, wie die Szene aus Münster sich an
diesem Tag präsentieren sollte.
In meinem Kopf
ist es noch gar nicht richtig drin, dass die Preussen jetzt Zweitligist sind.
Zu lange war die Zeit in der Regionalliga und zu schnell ging letztlich der
Durchmarsch als dass mein kleines Spatzenhirn das schon vollständig verarbeitet
hätte.
Aber die
Möglichkeit mal ein Spiel gegen den vermeintlich großen HSV im Volksparkstadion
zu sehen, lockt den Westfalen natürlich ungemein und so ist die Anzahl an Autos
mit den Kennzeichen MS oder auch WAF (Warendorf), die sich auf der A1 gen
Norden schlängeln, an diesem Samstagmorgen überdurchschnittlich hoch und der
ein oder andere schwarz-weiß-grüne Schal lugt freudig aus der Seitenscheibe
hervor.
Vor Ort
bestätigt sich dann der Eindruck einer kleinen Invasion. Die westfälische
Presse quantifiziert die Anzahl der mitgereisten Adlerträger auf etwa 8.000.
Ich bin schwer im Schätzen, hätte es auf etwas weniger getippt, aber soll wohl schon
passen.
Tatsächlich ist
dies hier ein Spiel mit leichtem Nostalgie-Flair, denn beide Teams sind
Gründungsmitglieder der Bundesliga und so kam es in der Saison 1963/1964 direkt
am ersten Spieltag zum direkten Aufeinandertreffen in Münster, welches 1:1
endete.
Während
Preussen direkt am Ende der Saison abstieg und nie wieder ins Oberhaus
zurückkehrte, dauerte die des HSV ja „etwas“ länger, sodass man sich ja eine
eigens dafür dienende, mittlerweile aber ja abgeschaltete Uhr dafür kaufte.
Während man in
Hamburg also wie jedes Jahr hofft, endlich wieder zurückzukehren, kann es für
Münster nur darum gehen, die Klasse zu halten.
Der heutige
Rahmen war jedenfalls perfekt. Schönes Sommerwetter, ein erneut ausverkauftes
Stadion und zwei gut aufgelegte Fanlager.
Die „Nord“ der
Hamburger hinterließ einen durchweg guten Eindruck. Schon vor Spielbeginn haute
man einen ziemlich geilen Song mit Ohrwurmcharakter raus (siehe Instagram-Beitrag)
und riss dabei mal locker 4-5 Fackeln an.
Zu Spielbeginn
gab es dann eine sehr gelungene optische Huldigung der Heimat Volksparkstadion
und der Support war durchweg auf hoher Lautstärke, stellenweise kratzte das Dezibel-Messgerät an
die Markierung „brachial“. Zudem gab es zahlreiche Soli-Spruchbänder an den
Spieler mit der Nummer 44.
HSV-Verteidiger Mario Vuskovic war am 16. September 2022 bei einer
Trainingskontrolle der NADA positiv auf das Dopingmittel Epo getestet worden.
Die B-Probe bestätigte das Ergebnis. Daraufhin wurde der Kroate zunächst am 15.
November 2022 vorläufig gesperrt, die Sperre aber jüngst bis November 2026
erhöht. Der Spieler selbst beteuert seine Unschuld, weitere rechtliche Schritte
sind geplant.
Der Qualität
des Supports tats dies keinen Abbruch, vielleicht sogar eher im Gegenteil. Ich
bin überhaupt kein Insider, aber mein rein subjektiver Eindruck ist, dass man
hier nach Auflösung der Chosen Few und einigen Jahren der
Orientierungslosigkeit mit den Castaways eine Gruppe mit fähigen und
motivierten Leuten gefunden hat. Ich war jedenfalls gut zufrieden.
Im deutlich
vollen Gästebereich tummelte sich wie gesagt eine stattliche Anzahl
Preussen-Anhänger, wobei es schwerfällt, den Auftritt zu beurteilen. Von der
Masse natürlich top, wenngleich sowas dann auch immer jede Menge „Eventies“
anzieht, die sich eher selten am Support beteiligen.
Dennoch gab es
einige utopisch gute Klatscheinlagen und gelegentlich knallten die Gesänge ganz
gut durch den Volkspark. Hauptsächlich ging der Support dann aber von den paar
hundert Leuten rund um die Gruppe „Fede Nerblo“ aus. Müsste ich eine Schulnote
vergeben, so würde ich vermutlich eine 2- geben, aufgrund des für Münster wenig
ermutigenden Spielverlaufs aber alles schwierig zu beurteilen.
Spaß hat es in
jedem Fall gemacht und ich hatte den Kauf des Tickets zu keinem Zeitpunkt
bereut.
Persönlich
freute mich dann noch, dass in der 83. Minute Thorben Deters seinen ersten
Zweitligaeinsatz erhielt. Thorben ist ein guter Junge mit SVM-Vergangenheit.
Sein Vater ist niemand geringeres als SVM-Legende und eisenharter Ex-Verteidiger
Bernd Deters, der von 1976 bis 2000 (Jugendmannschaften mit eingerechnet) das blauweiße
Trikot trug und somit untrennbar mit der Zweitligageschichte des Vereins
verbunden ist.
Sein Name ist
heute noch jedem (älteren) Meppener bekannt und in ganz ausgewählten emsländischen
Lokalitäten bestellt man auch heute noch an der Theke einen „Bernd Deters“.
Man erhält eine
Mische aus feinsten Rosche-Korn und roter Limonade aka Emsland-Sonne.
Prost!