Hutnik Nowa Huta Krakow – AKS Beskid Andrychow 1:2

11.05.2013

Stadion Meijski Hutnik (Suche Stawy)

III Liga Grupa Malopolsko-Swietokrzyska

Zuschauer: 1.000 (ca. 80)

Die Tram führt einen in gut 20 Minuten raus in den östlichen Randbezirk, der mit der touristisch geprägten Glitzerfassade vom Zentrum Krakaus so gar nichts mehr gemeinsam hat und auch in der Regel nicht von Touris aufgesucht wird.

Nowa Huta war einst eigenständig, gehört nun aber auch politisch zu Krakau und ist ganz klar von der Arbeiterklasse geprägt. Entworfen am Reißbrett und 1949 unter sowjetischer Einflussnahme erbaut, ist dieser Stadtteil von sozialistischer Architektur, sprich grauen Plattenbauten noch und nöcher  (in Nowa Huta leben rund 220.000 Menschen) geprägt. Auf ein paar Seiten im Netz hab ich vorab gelesen, dass Nowa Huta zu den gefährlichsten Ecken in ganz Polen zählt, was ich so aber allein vom kurzen Eindruck nicht bestätigen kann.

Zumindest bei Tag ganz normales Straßenbild mit jungen Familien, Kindern usw. Klar muss ich hier nachts nicht als Volltouri durch die Plattenbausiedlungen streunen und mich dann wundern, wenns was an die Mappe gibt, aber wie überall gilt auch hier: Wer sich normal verhält, der kommt normalerweise auch klar.


Als dann jedoch zwei Haltestellen vorm Ziel eine 15-köpfige Abordnung Hutnik-Hools in das Abteil zusteigt, in dem sich neben mir kaum noch Menschen befinden, springe ich doch mal kurz raus und in das nächste Abteil wieder rein. Besser ist's.
Die Tram hält dann direkt vorm Stadion und für 10 Zloty gibt's Eintritt. Als ich dann drin war, holte ich erstmal tief Luft.
Richtig geile Atmosphäre, deshalb nehm ich den ganzen Aufwand usw. in Kauf. Kleines aber feines verranztes Stadion, direkt am Eingang lodern leckere Würste auf einem alten Holzkohlegrill und auf der gegenüberliegenden Seite der sicherlich 600 Mann starke Hutnik Mob hinter richtig schicken Zaunfahnen.

Wir sprechen hier übrigens von 4. Liga Polen. Welch Wohltat für meine Seele, hatten doch die beiden vorher gesehenen Spiele schon leichte Anflüge von Bundesligazirkus.

Hier gabs noch Fußball und Fanszene pur. Ein paar Worte noch kurz zum gastgebenden Verein:

Hutnik blickt als dritte Kraft Krakaus auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück, denn von 1990-1997 spielte  der Verein in der obersten polnischen Liga, befand sich seit dem Abstieg jedoch im freien Fall und ist derzeit in Liga 4 angekommen.

Dennoch verfügt man vom Anhang her über genügend Potential sich neben den großen Clubs Wisla und Cracovia zu behaupten und die Anhänger Hutniks zählen zu den einzigen innerhalb Krakaus, die bei Auseinandersetzungen auf Waffen verzichten. Macht sie ja fast schon wieder sympathisch, ansonsten sollte jeder, der sich ein wenig mit der polnischen Szene beschäftigt, wissen wie blutig - und in der Vergangenheit auch leider manchmal tötlich - Wisla und Cracovia auch außerhalb von Spieltagen ihren " heiligen Krieg" austragen, weshalb ich da jetzt nicht weiter drauf eingehe. Ist so oder so mal richtig krank. Da gibt's für mich auch nix zu begründen.
Zurück zum heutigen Kick: Hutnik hatte zum heutigen Kick via Videoclip n bisschen mobilisiert, denn Beskid Andrychow zählt in der Liga zu den wenigen Vereinen, der über eine Ultraszene verfügt. Interessanterweise gibt's da auch Kontakte zur Szene von Energie Cottbus, was auch durch die - in Deutschland mittlerweile verbotene - Zaunfahne des Inferno Cottbus 99 (die mit dem Rykers-Logo und dem Keltenkreuz) optisch sichtbar wurde. Letztendlich sollen dann 20 Sorben anwesend gewesen sein.
Auf der anderen Seite die Freundschaft zwischen Hutnik und Magdeburg, die ja etwas bekannter sein dürfte und auch recht offen gelebt wird.
Im Folgenden zeigten sich dann beide Seiten von ihrer besten Seite. Beskid natürlich mit ihren rund 80 Ultras stimmenmäßig Hutnik klar unterlegen, aber dennoch waren sie öfter zu hören und konnten auch optisch in Form einer kleinen Choreo und einer etwas größeren Pyroaktion punkten. Hutnik hingegen fand ich richtig stark und auch hier zog man das volle Programm durch.

Ach, einfach Bilder anschauen, die beschreiben es ja am ehesten. Nach dem Spiel dann - soweit ich das beurteilen kann - alles ruhig und für mich ging's via Tram zurück zum Hauptbahnhof. Da ich mich noch recht aktiv fühlte, wurden die ca. 2 km zum Hostel noch gelaufen, ehe ein schöner Tag nach zwei Halben auch sein Ende fand.
Am nächsten Tag kickte dann noch um 12:30 Uhr Cracovia, blöd nur, dass mein Flieger um 12:40 gen Dortmund abheben sollte. Kurz überlegt auf nen Flieger später am Abend umzubuchen aber schnell wieder verworfen, da dieser schon unverhältnismäßig teuer war.
Somit dann gegen frühen Nachmittag in Dortmund gelandet, der Pilot setzte bei der Landung megahart auf, sodass sogar ein paar Passagiere kurz kreischten und man Wortfetzen wie "Bruchpilot",“ spinnt der?“  oder "verrückt" aufschnappen konnte. Ich selbst stieß mir leicht mein Knie am Sitz vor mir; definitiv die bislang härteste erlebte Landung.
Aber letztendlich auch halb so wild. Da mein Auto ja noch in Weeze stand , war noch eine zweistündige Bahnfahrt und eine ebenso lange Autofahrt angesagt, ehe ich gegen 19:30 Uhr wieder in heimischen Gefilden war.