FC Inter
Mailand- UC Sampdoria Genua 3:2
09.01.05
Giuseppe Meazza
Seria A
Zuschauer: 60.000
Am Bahnsteig war außer uns und einigen heruntergekommenen Gestalten nicht
viel los und man hoffte insgeheim auf eine Zugfahrt mit viel Platz zum Beine
ausstrecken und so....
Die Hoffnung wurde aber spätestens mit Einfahrt des Zuges ad acta gelegt,
denn in diesem Moment strömten die bepackten Menschenmassen, darunter viele
südosteuropäischer Herkunft, in Richtung Zug um diesen zu besteigen.
Ebenso wir und jetzt hiess erst einmal zum reservierten Abteil durchdrängeln
in welchem uns sogleich eine Mutti mit Kind und dessen Oma Platz machen mussten,
da sie sich irrtümlicherweise in Wagen 11, statt in Wagen 10 breitgemacht
hatten. Tja, dumm gelaufen. Das nächste Mal vorher besser gucken, ne?
Unsere Plätze waren in einem geschlossenem Sechserabteil, welches wir drei
jedoch mit einem italienischen Ü60-Ehepaar und ihrem, vom Alter her geschätztem
möglicherweise Sohn, teilen durften.
Möglicherweise schreibe ich, da jede weitere Konversation mit ihnen recht
schwierig war, da sie kein Wort deutsch oder englisch konnten und unsere Italienischkenntnisse
ebenfalls im unteren Minusbereich liegen.
So weit, so gut. Zug fährt ab, Bierdose geht auf.
Schlafen ist hier eh nicht möglich, höchstens etwas dösen. Aber
man will nicht meckern, so ist doch der Preis von 30 Euro für die Zugstrecke
Rom- Mailand recht akzeptabel.
Knapp die ersten beiden Stunden werden auch so trinkenderweise bewältigt,
ehe mich die Müdigkeit in Form von jeweils 10 bis 20 minütigen Schlafphasen
überkommt. Die anderen beiden haben indes aus Rücksichtsnahme das
Abteil verlassen und asseln irgendwo anders im Zug rum. Kurz geh ich sie noch
besuchen, ehe mich wieder die Müdigkeit ins Abteil treibt.
So vergeht die Zeit, man tuckert durch die Nacht. Irgendwann weckt mich der
Opa neben mir aus meinen feuchten Träumen und zeigt durch das Fenster nach
draußen. Was los? Was weckt man mich???
Der Zug macht einen ca. 45minütigen Halt in Florenz (oder wars Bologna??
Keine Ahnung, auch egal) und am Bahnsteig draußen stehen meine zwei Kollegen
und winken durchs Fenster ins Abteil. Hahaha, lustig!!! Ohhh Mann, was für
Cazzos!!! Scheiße, ich will schlafen!! Bin doch keine 20 mehr.....
Irgendwann hatte ich dann meine schreckliche Totpunktphase überwunden,
die anderen beiden gönnten sich mittlerweile auch etwas Schlaf und so etwa
gegen 6:30h (eine Stunde früher als planmäßig) erreichten wir
Milano Centrale.
Hier galt es dann im Bahnhofsumfeld ein standesgemäßes Hotel zu finden
und gleich das zweite, welches abgecheckt wurde, wusste preislich einigermaßen
zu gefallen und wurde so mit unserer Anwesenheit beehrt (Hotel Augustus, Bahnhof
durch Haupteingang verlassen, Strasse hinterm McD links rein).
Hier hieß es dann noch einige Stunde Augenpflege, ehe man gegen Nachmittag
ins Zentrum aufbrach um sich auch hier etwas Kultur zu gönnen.
Da Mailand jedoch meiner Ansicht nach nur einen Bruchteil an Sehenswürdigkeiten
zu Rom vorzuweisen hat, wurde eigentlich nur der Dom begutachtet, der auch noch
durch Renovierungsarbeiten teilweise verhüllt war.
Nun noch schnell per Metro in den Stadtteil San Siro, wo man sich schon einmal
das Stadio Giuseppe Meazza ansah. Wie eine Festung stand es da, erleuchtet durch
einige Scheinwerfer.
Sehr beeindruckend!
Den letzten gemeinsamen Abend unserer bis dato bereits genialen Italy-Tour musste
natürlich zünftig begossen werden und so kaufte man sich hierzu in
einem Supermarkt, in dem ein betrunkener Penner randalierte, weil man ihn beim
Klauen einer Sonnenbrille erwischte, Wodka und Bier!!
Mit diesen Flüssignahrungsmitteln ließ man den Tag auf dem Hotelzimmer
Revue passieren und als irgendwann zu später Stunde die Vorräte vernichtet
waren, musste man sich notgedrungen schlafen legen.
Nachdem wir dann nett ausgeschlafen hatten wurde dann auch recht bald ausgecheckt,
das Gepäck am Bahnhof untergebracht und Richtung Giuseppe Meazza gefahren.
Hier dauerte es keine fünf Minuten und wir hatten jeder ein Ticket zu je
20 Euro erstanden.
Plätze waren im obersten Rang dieses Stadions und bevor wir diese traditionsreiche
Stätte betreten sollten, klapperten wir noch die vielen Fanstände
ab und schauten kurz hinter der Nordkurve (Standort der Inter- Ultragruppen)
und beäugten einige Jungs bei der Anfertigung eines längeren Spruchbandes.
So, nun war es aber auch schon eine halbe Stunde vor Anpfiff und somit Zeit
für uns, die Plätze einzunehmen. Die markanten spiralförmigen
Aufgänge hoch zu laufen, kann einen schon gut Puste kosten aber wenn man
es erst einmal geschafft hat (da war es wieder, dieses unbeschreiblich Kribbeln
kurz bevor man ein Stadion zum ersten Mal von innen sieht) wird man reichlich
belohnt. Welch ein Fußballtempel, welch ein Bauwerk, welch eine geniale
Dachkonstruktion!!
Nicht zu unrecht von vielen als eines der schönsten Stadien der Welt bezeichnet,
verdankt es seinen Namen dem gleichnamigen bereits verstorbenen Milan Kultspieler.
Die kurze Zeit bis Spielbeginn beobachteten wir aus luftiger Höhe das Treiben
im Stadion, genauer gesagt im Gästeblock. Dieser war mit rund 5000 Gästen
prall gefüllt, zudem tummelten sich mehrere Hundert im Oberrang.
Zu meiner Freude stülpten sich alle Gäste im Unterrang Laibchen in
den Vereinsfarben über und boten so eine hübsche Dauerchoreo. Auch
hier, wie ein paar Tage zuvor in Rom, lautstarke Gesänge bereits vor dem
Anpfiff und als selbiger ertönte zeigten die Genueser neben einigen Schwenkern
und etwas Pyro auch das Wappen der führenden Ultragruppierung.
Sah alles zusammen sehr, sehr fein aus.
Die Jungs von Inter übten sich die erste Spielminute in stillem Gedenken
an die vielen tausend Opfer der Flutkatastrophe in Süd-Ost-Asien, was durch
das Transparent "26-12-04: curva nord in lutto!" ausgedrückt
wurde. Danach folgten dann auch akustische Duftmarken und einige Doppelhalter
wurden präsentiert. Nix besonderes eigentlich. Zudem sah man im Vergleich
zum Support der Gäste sehr alt aus, denn diese machten richtig gut Party.
Auf dem Spielfeld tat sich Inter hervorragend im Vergeben bester Einschußmöglichkeiten
hervor, was auch kurz vor dem Halbzeitpfiff durch die Gästeführung
bestraft wurde.
Sah geil aus, als der gesamte Gästemob nach dem Tor wie eine Lawine nach
vorne rannte.
Ja, wirklich ein guter Support und selbst in der Pause wurde durchgesungen.
Beim Anpfiff zu Hälfte zwei gab es etwas Konfetti aus dem Oberrang der
Curva Nord ehe man sich dort überwiegend wieder aufs dumm rum stehen konzentrierte.
Neee, neee. Das konnte mich wahrlich nicht umhauen.
In der 83.Minute dann die 2:0 Führung durch Kutuzov, der Genua Mob legte
sogar noch eine Schippe drauf und drehte nun völlig durch. Geil!! Sampdoria
auch mal zu Hause sehen, sollte ebenfalls in die Grobplanung reingenommen werden.
Nun ja, die ersten Inter Fans machten sich bereits angefressen auf den Heimweg
als in der 88.Minute Martins den Anschlusstreffer markierte. Dennoch glaubte
wohl keiner im weiten Eck daran, dass hier noch was anbrennen würde aber
was jetzt folgte hab ich in meinen Leben noch nicht erlebt. Inter wachte plötzlich
auf und startete einen regelrechten Sturmlauf. Vieri glich in der 91. Minute
aus, ehe Recoba drei Minuten später das 3:2 schoss!! Unfassbar, was jetzt
hier los war, einfach mit Worten nicht zu beschreiben. Welcher Fan wünscht
sich so etwas nicht selbst einmal mit seinem Team erleben zu dürfen. Von
wegen "das Spiel dauert 90 Minuten!"
Das "Drehbuch" zu diesem Spiel hätte Steven Spielberg nicht besser
schreiben können:
0:1 Tonetto (44.)
0:2 Kutuzov (83.)
1:2 Martins (88.)
2:2 Vieri (90+1.)
3:2 Recoba (90+4.)
Im Gästeblock jetzt natürlich Totenstille denn der Schock saß
tief und man hoffte wohl insgeheim daran, dass gleich Fritz Egner mit seiner
verstecken Kamera um die Ecke gesprungen käme. Kam er aber nicht.
Selbst mir taten die Jungs und Mädels leid, denn diese geniale Unterstützung
hätte schon zumindest einen Punkt verdient gehabt.
Aber so ist Fußball und genau deshalb lieben wir alle diesen Sport so
sehr!
Während die Zuschauer siegestrunken und begeistert das Stadion verlassen,
gibt es für den Gästeanhang eine Blocksperre von mir unbekannter Dauer
und wir müssen nun etwas Gas geben, um am Abend unseren Flieger ohne Zeitdruck
zu erreichen.
Irgendwann gegen 21 Uhr erhebt sich dieser dann in die Lüfte Richtung Köln,
welches wir kurze Zeit später erreichen.
Auf dem Rückweg noch schnell den Jan in seinem Praktikums-Containerdorf
nahe Ibbenbüren rausgelassen und der Groundboy kutschierte uns sicher nach
Hause.
Tja, was bleibt nach diesen Hammer 5 Tagen noch weiter zu sagen:
Super Tour, viel gesehen und erlebt, immer gerne wieder! (Hört sich ja
fast wie ne Bewertung bei Ebay an J).
Ein ganz besonders fetter Dank aber in erster Linie an meine beiden Mitreisenden,
ohne die diese Tour wohl nur einen Bruchteil an Spaß gebracht hätte!
Mille Grazie!!