Centre d’Entrenament de la FAF1
1a Division
Kein neuer Länderpunkt im Jahre 2021, von 2020 mal ganz zu
schweigen. Irgendwie fühlt sich dies grundlegend falsch an. Auch wenn Reisen in
diesen Zeiten etwas erschwert wird, so ist es doch zumindest innerhalb Europas
kein Hexenwerk und eigentlich recht easy machbar. Eine Impfung erleichtert
dabei vermutlich vieles.
Nach einiger Zeit der Spielplan- Sondierung und Prüfung
möglicher Flugverbindungen bekam der Zwergenstaat Andorra den Zuschlag. Der
Wunsch eines Besuch aller UEFA-Mitgliedstaaten mit einem Fußballspiel ist kein
Geheimnis und soll irgendwie mittelfristig erfüllt werden.
Mit Island, den Faröer, der Ukraine, Moldawien, Belarus,
Zypern, Kasachstan und dem Kosovo fehlen aktuell noch so einige Kandidaten, geht man das
ganze allerdings ernsthaft an, sollte es halbwegs gut binnen 2-4 Jahren machbar
sein. Problem allerdings: ich gehe es nicht ernsthaft an, wenngleich an diesem
Wochenende endlich mal Andorra von der Liste gestrichen werden konnte. Kollege
Jan war von der Idee ebenfalls angetan, was ich ganz super fand, so lag unsere
letzte Tour ja noch in Zeiten, in denen man Corona allenfalls als mexikanisches
Bier kannte. Dabei ging der Kollege sehr
motiviert zu Werke und zauberte nach Ankunft am Kölner Flughafen je zwei Dosen
des äußerst lecken Paderborner-Pilger-Bieres aus dem Rucksack. Meine Bedenken „Aber
ich muss heute Abend noch fahren“ wischte er mit einem „Ja, heute Abend erst“ bei
Seite. Na denn, Prost. Schmeckte halt auch zu lecker.
Der Winzling Andorra ist als Reiseziel dabei sogar eine
vergleichsweise hart Nuss, so wird im Ligabetrieb nahezu ausschließlich
sonntags gespielt, über einen eigenen Airport verfügt man darüber hinaus auch
nicht, sodass man von Spanien oder Frankreich anreisen sollte.
Da der Montag jedoch zufälligerweise ein Feiertag
(Allerheiligen) und der Flug Köln-Barcelona-Köln halbwegs fair taxiert war,
konnte man Nägel mit Köpfen machen.
Zur Einreise nach Spanien benötigt der zweifach geimpfte
Touri ein vorab ausgefülltes Schreiben, welches sich nach vollständigem
Ausfüllprozess quasi in einen QR-Code verwandelt, welcher dann wiederum nach
Landung am Aeroporto Barcelona-El Prat von lustig vor sich hinkichernden Arzthelferinnen-Mäuschen
eingescannt wird, ehe man den Airport verlassen kann.
Ach halt, nen Leihwagen brauchen wir ja auch noch. Stellte
aber kein großes Problem dar, denn diesen hatte man vorab via Check24
reserviert. Nur, dass der AVIS-Schalter in Terminal 2 irgendwie geschlossen war
und man daher mit nem Shuttlebus noch die knapp 10 Minuten zum Terminal 1
fahren musste, störte etwas.
Bei Zeitdruck sicherlich extrem nervig, heute hatten wir
diesen aber nicht und so konnte man ca. eine Stunde nach Landung einen
azurblauen Opel-Corsa neuer Bauart im Empfang nehmen und gen Nordwesten düsen.
Der kleine Rüsselsheimer fährt sich dabei äußerst spritzig, liegt gut in den
Kurven und mäht sich griffig und bissig durch die Serpentinen, denn weitgehende
Mautvermeidung stand auf der Agenda. Ziel des heutigen Abends war das ca. 1,5
Stunden vom Airport entfernt liegende Städtchen Berga. Dies diente als
Zwischenstopp auf dem Weg nach Andorra, da man a) nicht mehr so weit fahren
wollte und b) Übernachtungen in Andorra nicht gerade günstig sind. Wirklich
günstig war unsere Behausung zwar auch hier nicht, aber nun gut.
Ansonsten scheint dies hier ein ziemlich verschlafenes Nest
zu sein, was man allerhöchstens auf dem Schirm hat, wenn man Groundhopper (mit
Zwischenstopp) oder Wintersportler ist. Auf der Suche nach ein paar Kannen Bier
und etwas Essbarem irrte man noch etwas durch die weitgehend menschenleeren
Gassen, wurde dann jedoch in einem Kiosk bzw. Bistro fündig, ehe der Abend mit
paar Döschen Estrella Damm auf dem Zimmer irgendwann sein Ende fand.
Am nächsten Morgen dann weiter, denn bereits um 11 Uhr sollte
in Andorra der Ball rollen. Erst bei Tageslicht sieht man, was die Menschen
hier von Spanien halten. Zahlreiche Graffitis und Malereien ähnlich wie die aus
Nordirland bekannten Murals grenzen die Region Katalonien deutlich vom Staate
Spanien ab und auch die Einwohner Bergas wünschen dem Könighaus allenfalls einen
kräftigen Tritt in den Hintern. Zudem sieht man sich deutlich linkspolitisch
und beschwört mittels eindeutiger und an den Sozialismus angelehnter Malereien
den solidarischen und brüderlichen Unabhängigkeitskampf. Die Geschichte ist
offen und wird vielleicht irgendwo irgendwann in der Zukunft zu Ende
geschrieben.
Für uns ging es hingegen bei heiterem Wetter durch eine schön
anzusehende Gebirgslandschaft der Pyrenäen, ehe die Grenze zu Andorra erreicht
wurde. Grenzkontrollen finden hier stichprobenartig statt, wir konnten
allerdings unbehelligt passieren. Erst jetzt wurde uns klar, dass Andorra nicht
über EU-Roaming abgedeckt wird und google-Maps plötzlich stoppte, die
Navigation zu übernehmen. Ans Ziel gelangten wir trotzdem und parken den Wagen
zwei Seitenstraßen entfernt vom Stadion. Platz ist in diesen Gefilden ein rares
Gut und so lassen sich kostenlose freie Parkflächen meist nur schwer finden.
Die Gebühr von einem Euro auf einer Parkfläche war aber insgesamt fair und
akzeptabel.
Bei wiederum freiem Eintritt und demzufolge blöderweise auch
ohne Eintrittskarte ging es hinein ins Centre d’Entrenament de la FAF1, was
insgesamt nicht mehr ist als ein Kunstrasen-Trainingsplatz mit einer kleinen
überdachten Sitzplatztribüne ist.
Im Übrigen gilt hier eine Maskenpflicht auch am Platz, was
von den eifrig agierenden Ordnern auch peinlichst genau überwacht wird. Außer
Kaffee aus einem tristen Automaten ist auch das Catering nicht existent. Ob es
jetzt an Corona liegt oder immer schon so war, konnte nicht eruiert werden, ich
vermute aber erstes. Kein Vergleich zu einem sonntagmorgendlichen Kick in
Tschechien jedenfalls.
Viel wichtiger als sich den Bauch vollzuschlagen, war
allerdings auch, das Passwort für das verfügbare W-Lan zu erbetteln, was mir
dann nach Rumgenerve bei zwei, drei Einheimischen auch gelang. Eine
Offline-Karte musste schließlich aus der Hilflosigkeit heraus geladen werden,
ehe genug Arbeit für den heutigen Sonntagvormittag erledigt war und man dem
Spielgeschehen vor einer beeindruckenden Kulisse beiwohnen konnte. Mit Kulisse
meine ich dabei nicht das Zuschaueraufkommen, sondern eher das Bergpanorama,
denn lediglich ca. 50 weitere Zuseher hatten den gleichen Plan und sahen insgesamt
ein flottes Spielchen auf eigentlich ganz ordentlichem Niveau. Auch hier hat
man übrigens dieses Hobby nicht für sich exklusiv, denn so tummelten sich hier
noch zwei weitere 4er-5er-Grüppchen „Groundhopper“ am Platz. Der App nach zu
urteilen eine seltsame Mischung aus Nürnberg, München rot und München blau,
welche getreu der Geschichte von Hase und Igel uns auch bei den zwei weiteren
Spielen „begleiten“ sollte.
Der Jan und ich verzichteten allerdings auf Small-Talk und machten uns nach Abpfiff fix auf den Weg zum nächsten Spiel des Tages….