19.07.2025
Nowa Bukowa
Ekstraklasa
Zuschauer:
11.925 (ca. 600 Gäste)
Am nächsten
Morgen konnte zunächst ausgeschlafen werden; insgesamt kam diese kleine Tour
relativ stressfrei aus. Mit Mietwagen und etwas mehr Tempo wären zwar noch ein,
zwei Grounds mehr möglich gewesen, aber ich bin mittlerweile offensichtlich in einem
Alter, in dem man mal einen Gang runter schaltet und nicht mehr wie ein Irrer
der Quote nacheifert.
Per Bahn (180
Zloty) ging es als abermals via Warszawa Wschodnia (Westbahnhof) die fast 500
Kilometer gen polnisches Kohlenpott; nach Katowice. Hier hatte ich erst vor
knapp einem Jahr auf meiner Reise zum
Spiel nach Ostrava einen kurzen Zwischenstopp gemacht, so war mir das Zentrum rund
um den recht modernen Hauptbahnhof nicht ganz fremd. Den Weg von dort zum
direkt am Spodek (Veranstaltungshalle in Form eines UFOs) gelegenen Hotel
konnte ich zumindest weitgehend ohne die Hilfe von Google Maps bewerkstelligen.
Da noch etwas
Zeit blieb, schlenderte ich bei sommerlichen Temperaturen noch etwas herum, aß
und trank eine Kleinigkeit, ehe es abermals zu Fuß die rund eine Stunde hinaus
ging zum neuen Ground von GKS oder GieKSa, wie der Verein im polnischen Volksmund
allzu oft genannt wird, ging.
Die am selben
Tag auf dem Katowicer Rynek (Marktplatz) stattgefundene Demo gegen die
polnische Einwanderungspolitik muss ich schlichtweg verpasst haben. Nicht
schlimm, denn mit fremdenfeindlichen Klientel umgebe ich mich generell ungern,
den gemeinsamen „Aufmarsch“ der eigentlich hart verfeindeten Szenen von Ruch
Chorzow und GKS Katowice für ein vermeintlich starkes Polen hätte ich jedoch
gerne mal aus der (distanzierten) Nähe beobachtet.
Aber mal ab zum
Spiel des heutigen Tages…..
Vor einigen
Monaten hat der Verein der legendären, aber vollkommen in die Jahre gekommenen
Hütte an der Ulica Bukowa den Rücken gekehrt und spielt nun in Anlehnung an die
alte Heimat an der „Nowa Bukowa“, einem erwartungsgemäß recht steril daherkommenden
15.500er-Neubau am Stadtrand. Auf dem Stadionvorplatz wird wenig überraschend
alles geboten, was den Eventouristen so gefällt. Offizielles Merchandising,
Fressbuden, sogar ein Bobby-Car-Parcours für die ganz kleinen. Irgendein Typ
rennt auch noch in einem aufblasbaren Kostüm verkleidet als Einhorn rum. Die
immer wieder zwischendurch erkennbaren Stiernacken in „GKS-Hooligans-Shirts“
bilden zusammen damit ein einigermaßen absurdes Bild.
Naja, ich
verziehe mich schnell ins Stadion und beobachte die sich langsam füllenden
Ränge. Die Szene von GKS hat offenbar eine optische Aktion zu Spielbeginn
geplant, so lassen bereitgelegte Papptafeln und im Stadionumfeld geklebte Flyer
zur korrekten Anwendung dieser zumindest vermuten.
Ob Gäste aus
dem rund eine Stunde Autofahrt entfernten Częstochowa anreisen werden, hatte
ich vorher gar nicht recherchiert und so war ich doch positiv überrascht, dass
sich rund eine halbe Stunde vor Kickoff der Gästeblock ziemlich füllte und am
Ende rund 600 in schwarzen Shirts gekleidete Lads anwesend waren.
Die Heimszene
setzte diesen abendlichen Spiel im wahrsten Sinne des Wortes einen passenden
Rahmen, indem mittels Papptafeln das Gründungsjahr des Vereins (1964) geformt
wurde und anhand einer ganzen Reihe Bengalischer Fackeln oben sowie links und
rechts davon in einen Rahmen gefasst wurde. Zunächst dachte ich, die Aktion
wäre grandios gescheitert, es lag aber wohl eher am ungünstigen Winkel zwischen
mir und der Tribüne. Letztlich eine einwandfrei gelungene Choreo.
Die
Vereinsgründung kam im besagten Jahr übrigens durch die recht irrwitzig
wirkende Fusion der Vereine Rapid/Orzeł, Górnik Katowice, Koszutka Katowice,
Katowicki Klub Łyżwarski (Kattowitzer Schlittschuh Klub), Katowicki Klub
Sportowy Górnik, Górniczy Klub Żeglarski Szkwał und weiterer Kattowitzer
Sportinstitutionen zustande. Ja, ist denn heut schon Weihnachten?
Aber zurück auf
die Ränge des gut gefüllten Stadions. Man kann von den ganzen neuen Arenen, die
es mittlerweile auch in diesem Land gibt, halten, was man will, aber sie sind
der Stimmung im Stadion und dem Zuschauerzuspruch insgesamt natürlich nicht
nachteilig. So knallt der durchgängige Support der weitgehend in Gelb
gekleideten GKS-Szene in diesem kompakten und von der Größe völlig passenden
Stadion sehr gut und auch der Gästemob ist gut aufgelegt, wenngleich man ihn
aufgrund der Distanz eher optisch in Form von Klatscheinlagen als akustisch
wahrnimmt. Zumindest scheint sich in den zuletzt recht erfolgreichen Jahren die
Szene von Częstochowa ganz gut entwickelt zu haben, denn der heutige Mob ist
größer als der der Heim-Szene bei meinem Besuch dort vor ein paar Jahren.
So ist es wieder mal eines dieser Spiele, bei dem die Augen mehr auf den Rängen kleben als auf dem Rasen. Dort geht es zwar rassig-umkämpft, mit dem am Ende auf der Anzeigentafel stehende 0:1 aber eher torarm zu und der Conference-Teilnehmer aus Częstochowa verbucht den Saisonauftakt als „erfolgreich“.