FC Kobenhavn – Hannover 96 1:2
03.11.2011
Parken
Europaleague (Gruppenphase)
Zuschauer: 27.853 (ca. 12.000)
Europapokal,
Europapokaaaaal.....
Weil mir die Ehre, mit dem eigenen Verein jemals international spielen bzw.
reisen zu dürfen, wohl auf Ewigkeit verwehrt bleiben wird, holt man sich das
Europapokal- Feeling halt mit anderen Vereinen, was natürlich kein adäquater
Ersatz ist aber immer noch besser als hinterm Ofen zu sitzen.
Dass der Kick beim dänischen Meister interessant werden könnte war zumindest
nach dem zweiten Blick klar. Hannover hat für die Euro-League sicherlich auch kein
Abo, was auch den Anhängern bewusst sein dürfte. Da versucht man halt
mitzufahren, wo's irgendwie geht. Wo wir beim nächsten Punkt wären: Die
Gruppengegner. Worskla Poltawa: Nun ja, sicherlich exotisch aber halt nicht das
Ziel, das der normale Familienvater zu bereisen gedenkt. Standard Lüttich: Sicherlich
ebenfalls nett und für Europapokal ja schon Nahverkehr aber die
Sicherheitsorgane trüben auch hier durch wahnwitzige Auflagen den Reisespaß
(das muss man sich mal durchlesen, schon sehr krank). Bleibt eigentlich nur
noch ein Besuch bei den wesentlich entspannteren aber nicht minder
interessanten Dänen.
Wobei bereits die Ticketbeschaffung oscarverdächtig, um nicht zu sagen
unentspannt von statten ging. Dass das zur Verfügung gestellte 10%
Kartenkontingent nicht reichen würde, war schnell klar aber der Mensch ist trickreich
und stößt so schnell auf den dänischen Onlineticketanbieter billetungen. dk,
der noch massig Karten anbietet. Also mit wenigen Mausklicks und der
Kreditkarte flink zwei Karten geordert, sehr schön.
Zu schön, um wahr zu sein, denn neben mir hatten rund 2.000 Hannoveraner die
gleiche Idee und als dem FCK dies auffiel, wurde man wohl leicht nervös. 3.000
im Gästeblock und eine ungewisse Zahl quer im Stadion verteilt, bereiteten wohl
so manchem schlaflose Nächte.
Kopenhagen machte es
sich im Folgenden recht einfach und verschickte einfach an jeden deutschen
Besteller eine Mail, in der es hieß, die Tickets seien nicht für deutsche Fans
und werden somit storniert. Einlass am Stadion somit unmöglich, schönen Tag
dann noch!!!
Spaßvögel sind sie ja, die Dänen. Das muss man ihnen lassen. In der Gewissheit,
dass dies rein rechtlich überhaupt nicht wasserfest ist und die
Schadensersatzforderungen für bereits gebuchte Hotels, Flüge, Bustouren usw.
astronomisch sein würden, eine erboste E-Mail am den FCK geschickt und seiner
Empörung Luft gemacht. So auch wohl eine ganze Reihe anderer Leute, aber einige
Tage passierte erstmal nix.
Die Erlösung folgte
aber dann irgendwann mit der Nachricht, dass jeder Besteller aus Deutschland
nochmals neue Karten aus Hannover bekommt, da der FCK noch einige Blöcke für
Gästefans bereit stellt. Ok, so solls doch sein.
Die Anreise erfolgte in
zwei Etappen. Früh morgens mit dem Sparticket von Meppen nach Hamburg und vom
Hauptbahnhof dann noch bis zur S-Bahnhaltestelle Poppenbüttel. Dort wartete
bereits der Jan lässig mit einem Kaffee in der Hand auf mich und gemeinsam
gings im Pkw weiter Richtung dänische Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin natürlich
viele Fahrzeuge aus Hannover, eine wahre Invasion rollte gen Kopenhagen, sodass
es letztlich über 10.000 Rote sein sollten.
Wir trafen gegen frühen
Nachmittag ein und entschieden uns fürs Parken am Parken, höhöhö…. Anschließend
gings via Linienbus ins Stadtzentrum (ca. 3 Kilometer), wo auf einem zentralen
Platz Treff der Hannoveraner Szene war. Rund 3.000 waren hier versammelt, um
gegen 17 Uhr den gemeinsamen Marsch zum Stadion anzutreten. Rund 70-80
Gestalten suchten vorher noch etwas Stress und attackierten ohne ersichtlichen
Grund die dänische Polizei mit Pyrotechnik, Stühlen und Fahrrädern. Die
Uniformierten knüppelten daraufhin recht kompromisslos in die Menge, ehe sich
alles beruhigte. Seltsame und vor allem sehr unsinnige Aktion von Hannover. Der
Marsch zum Stadion hingegen war aufgrund dieser Masse schon recht imposant,
immer wieder wurden Bengalos gezündet und laute Gesänge hallten durch die
Gassen der Stadt. Hannover hatte Kopenhagen definitiv „eingenommen“.
Irgendwann also rein
ins an für sich doch sehr schicke Stadion (eigentlich ist es auch hier eher
eine Multifunktionsarena), was ein wenig an Grounds in England erinnert und wie
erwartet zu ca. 50 % mit Gästefans gefüllt gewesen sein dürfte. Der
Hintertorbereich war komplett Hannover-Fanblock, dazu waren nahezu der gesamte
Oberrang der Gegengerade sowie rund die Hälfte der Haupttribüne mit
Niedersachsen gefüllt. Die aktive Kopenhagen-Szene findet sich am linken unteren Rand der Hintertortribüne und wusste
durch guten Support durchaus zu gefallen. Lautstark, abwechslungsreich, viel
Fahneneinsatz! Hut ab! Die Hannoveraner
zeigten zu Spielbeginn ein durch Fähnchen aus Glitzerfolie dargestelltes Kreuz,
welches durch die Farben Grün und Weiß ergänzt wurde. Optisch sehr gelungen,
dazu untermalt durch zahlreiche bengalische Lichter.
Akustisch war es
ebenfalls ok, mehr aber auch nicht. Mit mehr als 10.000 Leuten muss einfach
mehr kommen, da muss einem Gänsehaut nach Gänsehaut über den Rücken laufen und
der Ground in seinem Grundmauern erschüttert werden, als ob der Tag des
Jüngsten Gerichts gekommen wäre. Die Hannoveraner Ultras schafften es aber zu
keiner Zeit weite Teile der Masse mitzuziehen und wirkten so oftmals etwas
isoliert vom Rest der Masse. Nun ja, so bliebs dann doch eher ein
durchschnittlicher Support. Sportlich gesehen konnte H 96 heute einen wichtigen
Schritt Richtung KO-Runde machen, benötigte dazu jedoch einen Sieg, um den
Abstand zum Dritten Kopenhagen auf vier Punkte bei noch zwei ausstehenden
Spielen zu vergrößern.
Dabei sah es sogar nach
dem 1:0 durch Kopenhagen eher ungünstig aus, aber mit fortschreitender
Spieldauer erhöhten die Gäste den Druck und konnten so durch Tore von
Schlaudraff und Stindl (Traumtor) die Partie drehen. Solch Europapokalspiele wünscht sich wohl ein
jeder Fan mit seiner eigenen Mannschaft. Geil!!!
Da wir zwei aber
grundsätzlich für Hannover wenig übrig haben, nach dem Spiel schnell im Spurt
zurück zum Auto, um dem zu erwartenden Abfahrtstau zu entgehen, was dann auch
so eben gelang.
Haben ja schließlich noch gute sechs Stunden Rückfahrt aber mit Udo Lindenbergs Live-CD wurde auch diese bravurös gemeistert.