1. FC Kaiserslautern – SV Meppen  4:2

18.05.2019

Fritz-Walter-Stadion

3. Liga

Zuschauer: 21.382 (2.000 Gäste)

 

 

 

So, letzter Spieltag der aus Sicht des SVM zweiten Drittligasaison.

Eine Saison, die durchaus einiges an Nerven gekostet hat und insbesondere im Verlauf der Hinrunde hat sicherlich so mancher mal im Atlas nachschaut, wo denn das Stadion von Holstein Kiel II liegt, in welches man im Falle eines Abstiegs dann hinreisen müsste. Unschöne, düstere Gedanken.

Mit Schaudern denke ich zurück an diesen grauen Sonntag im vergangenen November als wir soeben beim Halleschen FC verloren hatten und während des zähen Rückwegs über die verregnete A 2  ähnliche Stimmung wie in einer Bücherei in meinem PKW herrschte. Mickrige 12 Punkte hätte man damals nach dem 14. Spieltag auf dem Konto. Per Saldo bedeutete dies den vorletzten Tabellenplatz und so mancher fragte sich, ob die Mannschaft die Qualität und Mentalität besitzt, die Klasse am Ende zu halten.

Deutlich zu loben ist jedoch sicherlich die Ruhe und Gelassenheit, mit der der Verein nach außen hin mit dieser schwierigen Situation umging. Während man sich anderenorts vermutlich panisch selbst zerfleischt hätte, schaffte man durch Coolness und Geschlossenheit, sich an den eigenen Haaren aus der kinntiefen Scheiße herauszuziehen.

Der mentale Wendepunkt war dann sicherlich der in den Schlussminuten verwirklichte 2:1 Auswärtssieg in Jena kurz vor Weihnachten sowie das 3:2 im Heimspiel gegen Uerdingen nach einen 2:0 Rückstand.

Personalpolitisch hatte man mit der Verpflichtung des bis dato vereinslosen Nick Proschwitz ein absolut goldenes Händchen, denn mit 14 Treffern und drei Vorlagen hat der Kerl  uns vermutlich mal so richtig den Arsch gerettet.

Somit ist der Klassenerhalt bereits vor diesem letzten Spieltag fix und es kann im entspannten Partymodus die Sonderzugfahrt nach Kaiserslautern angetreten werden. Andererseits ist es kaum auszumalen, was man hätte leiden müssen, wenn es hier noch um etwas gegangen wäre.

Ein Spiel auf dem legendären Betzenberg, das schien noch vor drei Jahren so weit weg wie der HSV von der deutschen Meisterschaft und natürlich hatten die Leute Bock drauf.

Die rund 700 Tickets für den Sonderzug waren ein überaus begehrtes Gut und in Rekordgeschwindigkeit vergriffen. Geil!

Weniger geil allerdings das Gefühl, wenn der Wecker bereits um 3:50 die Nacht für beendet erklärt. Aber halb so wild, eine Dusche sorgt für die nötige Frische, schnell das wesentliche Reiseequipment zusammengekratzt und wenig später stehe ich mit meinen Boys hochmotiviert am Gleis 2 des Bahnhofs und betrachte beeindruckt den nostalgisch anmutenden Sonderzug, dessen enorme Länge den Eindruck erweckt, Waggon 1 stehe in Lingen, der letzte dann aber in Haren.

Verständlich, dass sich nicht wenige Trainspotter entlang der Strecke Emsland - Pfalz blicken lassen, um diesen nicht endenden Lindwurm auf den Speicherchip der Spiegelreflexkamera zu bannen.

Nunja, etwa 7 Stunden später wird der blauweiße Reisetross am Kaiserslauterer Bahnhof ausgespuckt und macht sich daran, den legendären Betzenberg zu erklimmen.

Das Fritz-Walter-Stadion ist ja ohne Frage ein ziemlich geiles Stadion, könnte irgendwie auch so in England stehen. Vielleicht etwas überdimensioniert für Liga 3, denn insbesondere auf den Geraden taten sich doch große Lücken auf.

Die nicht so recht zufriedenstellende Saison, die sportliche Bedeutungslosigkeit dieses Spiels und die schwierige finanzielle Situation der „Roten Teufel“ mögen Grund hierfür sein, wenngleich über 21.000 Zuschauer für ein Drittligaspiel ja ohne Frage ein sehr guter Wert ist.

Während auf unserer Seite abgesehen von Tragen einheitlicher Shirts auf eine optische Aktion verzichtet wurde, zeigte die Lauterer Westkurve ein recht gutes Statement in einer Situation, wo der Einstieg eines umstrittenen Investors finanzielle Sicherheit gibt, jedoch gleichermaßen die Vereinsidentität gefährdet.

Wenn ich jetzt was zum Spiel schreiben soll, muss ich gestehen, dass ich mir insbesondere die erste Hälfte nochmals im TV ansehen müsste. Beim 1:0 war ich noch beschäftigt, die Zaunfahne festzuknoten und mich mit irgendwelchen Eventies verbal auseinanderzusetzen, die sich dadurch in ihrer Sicht behindert fühlten. Einfach zwei Reihen höher hinsetzen, schafft eine schnelle Problemlösung, aber vielleicht ist es ja ganz schön, erstmal zu motzen. Bleibt doch bitte das nächste Mal einfach zu Hause, euch braucht eh kein Mensch.

Ja, und dann verspürte ich plötzlich Durst und während ich so in der Schlange vorm Catering stehe, in der es aufgrund hoher Inkompetenz des Thekenpersonals nicht weiter geht, fallen die Tore zum 1:1, 2:1 und 3:1. Zur Halbzweit stands dann jedenfalls schon 4:2.

Na, Mahlzeit. Sechs Tore in der ersten Hälfte hat man ja auch nicht alle Tage. Dumm dann nur, dass es die einzigen sechs bleiben sollten, die zweite Halbzeit, in der ich „Zeit gehabt“ hätte, blieb torlos.

Aber ich will nicht meckern, insgesamt fand ich die Art und Weise wie hier von uns Stadt und Verein repräsentiert wurden, wirklich in Ordnung. Statt besoffener Bauerntrottel, die ques durch den Block fallen,  fanden sich doch überwiegend korrekte Leute und während der Support in HZ 1 noch so ein bisschen Startschwierigkeiten hatte, fand ich’s in der zwoten Hälfte über weite Strecken richtig gut und dadurch, dass nicht nur die Ultras plus Umfeld mitzogen, sondern auch der Nachbarblock mit einstieg, phasenweise  fein laut.

Kann man zufrieden mit sein und jeder, der halbwegs rational denken kann, weiß zu schätzen, was Mannschaft und alle Verantwortlichen in dieser Saison erneut geleistet haben. Riesengroßer Respekt davor und folgerichtig wurde bis weit nach Abpfiff das Team gefeiert! Wenn es eine starke Verbindung zwischen Fans und Mannschaft gibt, dann hier und so freuen wir uns jetzt schon diebisch auf die dritte Runde in Liga 3, welche sicherlich nicht an Attraktivität eingebüßt hat.

 
Der Rückweg verlief dann feuchtfröhlich bei guten Gesprächen mit guten Leuten und der feierwütige Mob brachte die zwei „Samba-Waggons“ ordentlich zum Beben. Für kurze Aufregung sorgte dann auf Höhe Frankfurt plötzlich ein weiterer Sonderzug (?), der auf einmal für wenige Sekunden auf dem Parallelgleis fuhr. Der dort reisende Halle-Riotpöbel war mindestens ebenso überrascht von diesem unerwarteten „Meet and Greet“ und dem spontanen Austausch von gegenseitigen Gastgeschenken auf dem Luftwege und nach wenigen Sekunden war der Spuk auch schon wieder vorbei.

Abschließend gilt noch ein dickes Dankeschön an alle, die an der Organisation des Sonderzugs beteiligt waren und an Blaubacke, der mich auch diese Saison zuverlässig mit Bildmaterial wie zum Beispiel dem unten zu findenden versorgt hat…