Lierse
SK - Royal Antwerp FC 1:2
05.01.2008
Hermann-Vanderpoorten Stadion
Tweede Klasse
Zuschauer: 7.356
Royal Antwerp FC - Allesfahrer des Jahres 2008?
Nein, doch eher purer Zufall, dass man (der Jan und ich) sich an diesem Samstag
erneut dazu entschloss, gen Belgien zu reisen und dort dem Anhang des Antwerpener
Fußballclubs die letztmalige Chance, sich im Derby gegen den Lierse SK
einen guten Eindruck bei uns zu verschaffen, gab
Das Aufeinandertreffen dieser beiden Vereine ist schließlich so ziemlich
das einzige nennenswerte Highlight in der aktuellen belgischen zweiten Liga,
da beide Vereine bereits wesentlich erfolgreichere Zeiten gehabt haben und daher
auch entsprechend Anhang um sich scharen, was man bei den übrigen Zweitligisten
ja nicht unbedingt behaupten kann, sieht man von ein paar vereinzelten Trikotträgern
mal ab.
Zudem trennen die Städte Antwerpen und Lier nur wenige Kilometer, sodass
die Grundzutaten für ein interessantes Derby gegeben waren.
Dies schienen auch die Verantwortlichen so zu sehen und deklarierten das Spiel
kurzerhand zum "High-Risk-Match" mit den üblichen sinnlosen Spielereien.
Geschlossene Kassenhäuschen am Spieltag (naja von 10-13 Uhr hatten sie
offen, aber was soll ich um 13 Uhr in Lier, wenn um 20 Uhr Anstoß ist?)
usw.
Dazu kommt eine schlecht gemachte Vereinshomepage und auf telefonische Nachfrageversuche
meinerseits nur eine nervige Tonbandansage.
Letztendlich und mit dem Risiko 300 km für eine Strecke umsonst zu fahren,
machten wir uns getreu dem Motto "ein Berny kommt überall rein, wo
er hinfährt" dennoch auf den Weg und erreichten ohne Probleme das
Städtchen Lier, in dem man lediglich der stadteinwärtsführenden
Hauptstraße folgen muss, bis irgendwann zur rechten Hand das Hermann-Vanderpoorten
Stadion auftaucht. Auf dem Weg hierhin schon einige Cops mit Räumfahrzeugen
und Pferden unterwegs, Antwerpen muss ja einen ziemlich üblen Ruf haben,
wenn die hier so einen Trara veranstalten. Zumindest ist mir nicht bekannt,
dass Lierse großartig Gewaltpotential hat.
Tickethäuschen hatten wie angekündigt auch alle geschlossen, wobei
lediglich ein Schalter geöffnet war und man hier die Auskunft erhielt,
von wegen "Risikospiel, keine Karten im Verkauf usw." Ja ja, wussten
wir schon alles. Mit ein wenig Überzeugungsarbeit und Trickserei gelangte
man aber schließlich doch an zwei Tickets und konnte den Ground grinsend
betreten. Dieser weiß darüber hinaus ganz ordentlich zu gefallen,
so finden sich drei unterschiedliche Tribünen, wobei insbesondere die Gegengerade
mit ihren ursprünglich erhaltenen Stehtraversen und dem zusätzlichen
Sitzplatzbereich gut was hermacht. Zum einen finden sich hier sowohl die Heimfans,
welche sehr nah am Spielgeschehen sind sowie der Gästeblock am Rand der
Tribüne. Lediglich die eine Hintertorseite fällt etwas aus dem Gesamtbild,
so befindet sich hier lediglich undefinierbarer Quatsch in Form von Werbeaufstellern
und ähnlichem Zeugs.
Gästefans hatten so geschätzte 400 den Weg hierher gefunden, welche
bereits nach zehn Minuten akustisch besser zu gefallen wussten, als in den gesamten
neunzig die Woche zuvor, was aber auch vielleicht daran lag, dass ihr Team forsch
aufspielte und gleich in der 6. Spielminute durch Peter Utaka in Führung
ging.
Erwähnenswert vielleicht noch, dass es von Gästeseite zum Anpfiff
das obligatorische bengalische Feuer gab und die Heimfans dies mit einer Art
Spruchband (Sinn unbekannt) und einigen blaugelben Rauchpatronen konterten.
Was folgte waren einige Gesangesduelle, die mal wieder stark an England erinnerten.
Kurz aber teilweise recht laut, wenn auch nicht der Oberhammer. Ich denke Bundesliga-Mittelmaß
trifft es ziemlich genau aber dafür, dass wir uns hier in der zweiten belgischen
Liga befinden auf jeden Fall voll in Ordnung. Trotzdem sieht man mal wieder
was eine gescheite Ultragruppe auf den Rängen so bewirken kann oder - in
diesem Fall halt - nicht bewirkt.
Das Spiel war übrigens auch sehr unterhaltsam, da beide Mannschaften recht
offensiv ausgerichtet waren und Antwerpens Glouftsis in der 88. Minute den 2:1
Auswärtssiegtreffer erzielte, was einen recht hübschen Torpogo der
Gäste begleitet von kurzzeitig richtig lauten Gesängen zur Folge hatte.
So wüscht sich wohl jeder eine Auswärtsfahrt, zudem wars der erste
Auswärtsdreier für Royal in der Saison überhaupt.
Nach dem Spiel dann alles ruhig, der Lierse Anhang versammelte sich an einem
Pub in unmittelbarer Stadionnähe ohne irgendwie dritthalbzeitliche Ambitionen
zu haben und der Antwerpen Anhang verließ ohne großartig gesehen
zu werden flugs mit Bussen den Ort des Geschehens.
So etwas bezeichnen die Belgier also als "High-Risk-Match", nagut....
Frage mich nur was bei einem "No-Risk-Match" so passiert..... Liegen
sich da Heim- und Gästefans küssend in den Armen?
Wie dem auch sein, Heimfahrt dann problemlos und zügig! Alles in allem
ein lohnenswerter Ausflug!