FC Lokomotiv Tbilisi – Dinamo Tbilisi 0:6
04.08.2019
Mikheil Meskhis Annex
Erovnuli Liga
Zuschauer: ca. 1.000
Zunächst konnte ausgeschlafen werden und obwohl das Frühstück
offiziell nur bis 11h zu haben war, erwartete uns Langschläfer auch um 12h ein liebevoll
gedecktes Tischlein mit allerhand Leckereien. Selbst ein Omelett bereitete uns
die Mutter des Hauses gerne zu.
Zeit hatten wir heute so satt wie wir nach dem Frühstück waren, denn der
einzige Kick des Tages sollte erst um 21 Uhr angepfiffen werden.
Dabei war im Vorfeld der Hasspegel gegen den georgischen Verband
schon gut ausgeschlagen, denn das zweite Spiel des Tages, welches für 17 Uhr
angesetzt war, wurde aufgrund der Euroleague-Quali des FC Saburtalo bis auf
weiteres verschoben. Umso ärgerlicher, als dass der Kick in der geilen Mikheil
Meshki-Schüssel hätte stattfinden sollen, stattdessen blieb uns nur das
Tibilisi Derby in dem uncharmanten Teil direkt daneben.
Naja, trotz der plötzlich reichlich vorhandenen Freizeit verzichteten wir
darauf, irgendeinen sicherlich lohnenswerten Ausflug ins georgische Hinterland
zu machen und schauten uns die Stadt an, die den ersten Eindruck einer jungen,
dynamischen Hauptstadt bestätigen konnte, auch wenn der Tourismus zumindest in
der Altstadt schon voll angekommen ist und jeder Knallkopp dich in sein
Restaurant führen will oder die wahlweise eine Bootstour (with free wine and
beer) auf der Kura anbieten möchte.
Nichtsdestotrotz - wer mal richtig feiern möchte, wird hier sicherlich nicht
enttäuscht.
Wir fuhren jedoch erstmal mit der Seilbahn hoch zur Kartlis
Deda (dt: Mutter Georgiens), einer eindrucksvollen Statue, die über der Stadt
thront, von wo man eine schöne Sicht auf eben diese hat. Hier wurden dann auch
in entspannter Atmosphäre die ersten Bierchen des Tages gekillt, irgendwann
fing es dann jedoch an zu regnen, woraufhin wir wieder nach unten fuhren und in
einem überdachten Lokal den Regenschauer bei weiteren Pilsken abwarteten.
Zu späterer Tagesstunde dann mal mit der Metro raus in den
westlichen Teil der Stadt namens Saburtalo, wo man mal am Stadion antanzte,
hier aber noch so gar nix los war. Irgendwann bezogen wir daher Position in
einem Café/Kneipe, welches auf der anderen Straßenseite lag und testeten auch
hier mal das Bier.
Kurze Zeit später tauchte von hinten kommend eine Person auf, die mir irgendwie
bekannt vorkam. Lange Haare, Anfang 50, kleine Tochter dabei. Na, wenn das
nicht der König ist.
Nein, nicht der König Georgiens (den gibts nämlich gar nicht)
sondern der König der Groundhopper Carlo „Fari“ Farsang.
Schnell kam man ins Gespräch - sympathisch-verrückter Typ. Tourt seit einigen
Tagen für drei Wochen durch Georgien, die Tochter ist noch nicht mal in der
Schule und verbucht 43 Länderpunkte auf der Habenseite. Krass! 1. Liga Rumänien
komplett. Oberkrass! 😊
Auch im Stadion schaute man das Spiel zusammen und sah, wie Dinamo den kleinen Stadtrivalen
in einem Spiel Marke Trainingsspiel mit 6:0 in die Schranken wies.
Ansonsten klingt die Partie Lokomotiv Tbilisi gegen Dinamo Tbilisi vielleicht
ein bisschen nach krassem Kaukasus-Stadtderby; ein Derby ist es zwar auch- aber
krass ist dann schon was anderes. Eintrittskarten gibts nicht, die knapp 1.000
Zuschauer spazieren einfach gratis rein und das Stadion ist ebenfalls
ziemlicher Mist, denn nur auf einer Geraden ausgebaut.
Die Mehrheit der Anwesenden drückte erwartungsgemäß Dinamo die Daumen, dies eher
schweigend, nur im etwas abgetrennten „Gästebereich“ fand sich ein kleiner Haufen
Dinamo Lads hinter einer „Elita Dinamo Tbilisi“- Fahne ein, der aber bis auf
gelegentliche Sprechchöre auch keine Bäume ausriss.
Trotzdem war es n cooler Abend mit guten Gesprächen, zudem laberte man noch
kurz mit ner kleinen Gruppe Rostocker, die wider Erwarten ganz cool waren und
einem nicht direkt n Ackermatch anboten. Naja, waren auch schon um die 50, die
Jungs und insgesamt gemäßigt… wird daran gelegen haben. Machen jeden Sommer
trotz Familie eine 14-tägige Tour in irgendein Land zusammen und auf die Frage
nach der Stimmung zu Hause kam der äußerst merkenswerte Satz : „Jeden Meter,
den du abgibst, kriegt du nie wieder!“
Ha, ha!! Weltklasse!! So viel Wahrheit!!!
Nach dem Spiel hatten wir noch massig Zeit, denn der Flieger gen Heimat ging
erst zu nachtschlafender Zeit um 4:30 Uhr, sodass man noch in der Innenstadt
was aß und trank und dann irgendwann den Airportbus nahm.
Der Turkish Airlines-Flieger ging pünktlich raus und nach kurzem Umstieg in
Istanbul landete man dank zwei Stunden Zeitverschiebung im Laufe des
Vormittags wieder in Köln.
Fazit: Cooler Trip, obwohl zeitlich sehr straffes Programm. Gerade für Georgien
müsste man sich normalerweise Minimum ein bis zwei Tage mehr gönnen, um auch
das Hinterland etwas genauer zu erkunden. Bei den 30-40 Jahren, die mir
halbwegs optimistisch gerechnet auf diesem Planeten bleiben, sollte aber auch
das vielleicht noch mal drin sein :-)
Tiflis