Motor Lublin – MZKS Arka Gdynia  1:0

20.07.2025

Arena Lublin

Ekstraklasa

Zuschauer: 14.718 (ca. 250 Gäste)

 

 

 

Am nächsten Tag bin ich wieder recht früh auf den Beinen, denn bereits um 7:49 fährt mein Zug zum nächsten Tagesziel, nach Lublin.

Am Katowicer Bahnhof mischen sich Reisende mit Feierwütigen, die irgendwie von 2-3 Stunden den Absprung verpasst haben und nun völlig fertig nicht so recht wissen, wohin mit sich.

Einer pennt zum Beispiel einfach in einem Stuhl vor einem verschlossenen Cafe. Komatöser Tiefschlaf, aber den Bierbecher dennoch fest in der Hand. Top-Lad!

Mein Ziel ist wie gesagt das ostpolnische Lubin.

Die etwa 4,5 stündige Fahrt via Warschau schlägt mit fairen 79 Zloty (ca. 19 Euro) zu Buche und so wie sämtliche genutzte Züge auf diesem Trip pünktlich waren, so fahre ich auch hier gegen frühen Nachmittag on time in der 350.000er Stadt ein.

Etwas komisch ist, dass der moderne Bahnhof rund zwei Kilometer vom Zentrum entfernt liegt und es somit erneut zu einem Spaziergang kommt. Dabei passiere ich zwangsläufig den alten Ground von Motor Lublin sowie das angrenzende Speedwaystadion (dazu später mehr).

Nach Einchecken im Hotel bleibt noch genug Zeit, die Stare Miasto (Altstadt) zu erkunden, der Anstoß sollte erst um 17 Uhr sein.  

Fazit: sehr sehenswertes Zentrum mit vielen Restaurants, Bars, Cafés sowie schöner Architektur. Lublin ist die neuntgrößte Stadt des Landes und beheimatet fünf Universitäten, dementsprechend jung geprägt ist die Bevölkerung im Stadtbild. Ein wenig irritierend erscheint in diesem Zusammenhang die Städtepartnerschaft in Delmenhorst.

 

Ehe ich am Abend nach dem Spiel nochmal hierher (also in die Altstadt, nicht nach Delmenhorst) komme, um bei ein paar Perla-Pivo (Lublin ist Hauptsitz der Brauerei) den Tag ausklingen zu lassen, zieht es mich mittels E-Scooter hinaus zum bahnhofsnahen Ground von Motor.

Die Arena ist ebenfalls sehr neu (Eröffnung 2014) und daher einigermaßen unspektakulär und steril. Ein leichtes Grinsen allerdings huscht über mein Gesicht als ich nach Betreten des Stadions sehe, dass vor dem bereits gut gefüllten Heimbereich das Banner mit der Aufschrift „Za Motor, Za Wolnosc, Za Piro“ prangt, was frei übersetzt etwa „Für Motor, Für die Freiheit, Für Pyro“ heißt und natürlich würde es mit dem Teufel zugehen, würde es heute keine pyrotechnischen Akzente geben.

Und so kam es wie es kommen sollte. Zu Anpfiff wird ein blockübergreifendes Bild präsentiert, welches fünf vermummte Fans darstellt. Einer trägt dabei übrigens die Sturmhaube in den Farben Slask Wroclaws, zu dessen Anhängerschaft die Fans von Motor Lublin eine langjährige und tiefe Freundschaft pflegen. Links und rechts wird das sehr detailreich und perfekt gemalte Bild von Bengalos umrandet. Saustarkes Intro!!

Generell ist die Euphorie hier recht groß seit man im letzten Jahr nach sage und schreibe 33 Jahren wieder ins Oberhaus des polnischen Fußballs zurückkehrte.

Nach Herunterlassen der auf dem Banner gezeigten Szenerie erleuchten ca. 30 Bengalos den frühabendlichen Himmel und ergeben abermals ein hervorragendes Bild.

Auch die akustische Unterstützung aus dem Heimbereich lässt kaum Wünsche offen, so knallt sie doch auch hier polentypisch durchs Eck. Der Bereich der aktiven Fans umfasst den gesamten Hintertorbereich sowie die Hälfte der Geraden im Unterrang.

Im Gästebereich haben so schätzungsweise 200 Leute von der weit entfernte Ostsee den Weg hierher aufgenommen und erfahren Unterstützung von einem guten Dutzend an Freunden von Cracovia Krakow. Von hier kommt akustisch aufgrund der Distanz recht wenig bei mir an, letzlich aber auch ein stabiler Mob, den man hier zum Saisonauftakt über 600 Kilimeter entfernt von der Heimat an einem Sonntagabend präsentiert. Respekt! 

So endet auch dieser Kick insbesondere aufgrund der starken Heim-Atmosphäre für mich sehr zufriedenstellend, sodass ich mich wie erwähnt zurück ins belebte Zentrum begebe und dabei den Speedwayground passiere. Habe ich mit diesem Sport bislang so gar keine Berührungspunkte, so nehme ich durchaus überrascht wahr, dass das Rund sehr gut gefüllt ist (locker gut vierstellig) und sogar Fanaktivitäten zu erkennen sind. Aufgrund der zeitlichen Überschneidung bedeutet das ja sogar, dass der Speedwayclub Orlen Oil Motor Lublin seine eigenen Fanszene hat, die unabhängig von der der Fußballabteilung agiert. Sogar ein paar Dutzend Gästefans aus Wroclaw lassen sich von außen durch den Zaun erspähen. Gar nicht schlecht, aber leider ist Motorsport in jeglicher Form leider so gar nicht meins….

Ich lasse diesen abermals gelungenen Tag mit reichlich Eindrücken in einer Bar mit ein paar Pivo gemütlich ausklingen, ehe es am Folgetag zurück nach Deutschland geht, wo die kleine Tour aber noch nicht endet, sondern vielmehr ihren zweiten Teil im britischen Königreich findet.