Olympique Lyon - SV Werder Bremen 7:2
08.03.2005
Stade de Gerland
Champions League Achtelfinale Rückspiel
Zuschauer : 38.922


Konnte ich aus unterschiedlichen Gründen schwer gefrustet weder Werders Auftritte in dieser Champions League Saison gegen Inter Mailand, gegen Anderlecht und gegen Valencia beiwohnen, so sollte es doch wenigstens der Auftritt in Lyon sein.
Eigentlich hatte ich mir Arsenal als Gegner gewünscht, was bekanntlich den Drecks Bayern vorenthalten blieb aber Lyon war auch durchaus OK, da mich persönlich ja die italienische und französische Fanszene und alles was dazu gehört sehr interessiert.
So sprach man die ganze Geschichte unmittelbar nach Auslosung mit einigen Leute ab und als sogar Brands seinen Bulli zu Verfügung stellen wollte, stand dem Ganzen nichts mehr im Wege und die Reise konnte Montag abends gegen 23:30 Uhr beginnen.
In Meppen waren wir dann mit dem Waurich, Korte M (allein dessen Anwesenheit steigerte den Spaßfaktor um ein vielfaches)., Brands, Schrotti und mir zu fünft und nachdem am Grenzübergang zu Luxemburg noch Kai und sein Karlsruher Kollege eingesammelt wurden, waren wir Sieben komplett.
Die Fahrt über die französische Autobahn verlief recht langweilig, da es hier über mehrere hundert Kilometer ungefähr so aussieht, wie in vielen Teilen unseres schönen Emslandes.
Äcker und Felder....sonst fast nichts! An Schlaf war trotzdem zumindest bei mir irgendwie nicht zu denken.
Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir dann also auch Lyon und nahmen stark an, dass vor geraumer Zeit zuerst die Stadt und erst danach die Strassen drumherum und zwischendurch gebaut wurden. Wie sonst erklärt man sich eine derart konfuse und völlig unsinnige Verkehrführung??
Dem Schrotti gelang es dennoch uns in Zentrum zu fahren, wo in einem Touristeninfoschuppen eine geeignete Unterkunft gefunden werden sollte.
"City completely full" erklärte und die Dame konnte uns aber nach einigen Telefonaten eine Behausung im Westen der Stadt anbieten, die wir einfach mal aufsuchen sollten.
Nun folgte trotz Stadtplan eine zweistündige (!!!!) Irrfahrt durch den Westteil der Stadt, von der ich etwa die Hälfte hinterm Steuer saß, weil der Schrotti nach der anderen entnervt das Steuer abgab.
Irgendwann waren wir einstimmig in der Überzeugung, dass die Strassen definitiv nicht mit den Strassen im Plan übereinstimmen und nur mit Hilfe der Polizei (!!!!!!!!!) fanden wir unsere Unterkunft, indem diese und Hilfe anbot und ich einfach ganz wichtig hinterher fuhr.
Noch ein Wort zur Polizei in Lyon. Super nett, super entspannt, super hilfsbereist immer ein Lächeln auf den Lippen; deutsche Kollegen: Bitte als Vorbild nehmen!!!

Nachdem dann unser Quartier bezogen war, ging es dann auch sofort wieder per Taxi (der Fahrer wollte und weis machen, Lyon hätte 5 Mio. Einwohner und erinnerte mich zudem stark an einen Typen aus irgendeinem Spielfilm) ins Centrum, um eine standesgemäße Lokalität aufzusuchen.
Diese fanden wir auch sogleich und erfreulicherweise waren ebenfalls schon etliche Bremer vor Ort.
Quasi als Bonus führte direkt vor der Kneipe eine Demo entlang, an der sich mehrere tausend Personen (zum größten Teil wohl Studenten, Schüler und Linke, die gegen die Sparmaßnahmen der Regierung im Bildungswesen protestierten) beteiligten und es flogen sogar vereinzelt Steine, Flaschen und Böller auf den Gästeanhang von der Weser.
Auf dem Marktplatz konnte sich dann auch noch eine Gruppe von etwa hundert Autonomen herausbilden, die sich eine kleinere Straßenschlacht mit der Polizei lieferte und von dieser mit Tränengas auseinander getrieben wurde. Sehr fein!!

Viele Bierzeiteinheiten später ging es dann auch für uns in Bussen und unter starker Polizeibegleitung Richtung Stade de Gerland, welches in einer Art Industriegebiet liegt.
Auf dem Vorplatz trank man dann noch einige Bier und laberte mit anderen Gästefans rum ehe man etwa eine Stunde vor Anpfiff das Stadion enterte.
Tja, was soll ich sagen? Geiler Ground, der ohne viel Schnickschnack auskommt. Allseater, alles überdacht, vier geile Tribünen, deren Ränge flach ansteigen und man sich recht nah am Spielgeschehen befindet.
Die gewellten Dächer der Hintertortribünen sind sicherlich das Markenzeichen dieses Stadions.
Die heimischen Fangruppen stehen zum einen auf der Nordtribüne im Unterrang (Bad Gones), sowie gegenüber auf der Nordtribüne auf deren rechter Seite sich auch der Gästeblock befindet, der heute mit rund 2000 Bremern bevölkert war.
Bedenkt man, dass bedingt durch die 3:0 Hinspielpleite, die Chancen aufs Viertelfinale eher gering waren doch ganz ordentlich.
Zum Intro zeigten die Bremer viele schöne Doppelhalter und der Heimanhang zauberte eine recht geile Choreo auf die Nordtribüne, Haupttribüne und Gegengerade, sowie einen Konfettiregen auf selbiger. Zudem wurde noch ein Bengalo zum Leben erweckt.
Sah sehr geil aus!!
Trotz der derben und peinlichen 7:2 Niederlage und dem damit verbundenen Ausscheiden aus der Liga der Champions, war der Support auf Bremer Seite die gesamte Spielzeit über sehr gut und abwechslungsreich.
Auch das was die Anhänger der Lyonnais zum Besten gaben war einfach nur geil!! Allein die Momente in denen das ganze Stadion hüpft oder der gesamte Unterrang der Virage Nord eingehakt mit dem Rücken zum Spielfeld hüpft waren ihr Eintrittsgeld wert.
Wie gesagt, die Niederlage war wirklich übelst aber dennoch feierten auch nach Abpfiff fast alle Bremer während der halbstündigen Blocksperre ihr Team, was vielleicht auch z.T. daran liegen mochte, dass sich wohl der überwiegende Teil bereits vor Anpfiff mit einem Ausscheiden abgefunden hatte und somit ein 7:2 zwar blöd aber immer noch besser als ein langweiliges 0:0 ist.
Nach dem Verlassen des Grounds musste man doch noch ca. eine Stunde umher irren ehe man ein Taxi fand, welches einen zurück zum Nachtquartier fuhr.
Jetzt hieß es erst einmal nach vielen Stunde etwas Schlaf zu finden, was auch knapp 45 Minuten klappte ehe mich ein Mitreisender über Handy erneut weckte da man immer noch völlig verpeilt ohne genaue Adresse des "Hotels" per Taxi in Lyon rumfuhr und keiner bescheid wusste.
Nach einigem Hin und Her konnte ich ihnen dann aber auch nicht weiter helfen und so kamen sie dann irgendwie mit Hilfe der Polizei zu ihrem Ziel.......
Am nächste Morgen dann recht zeitig den Heimweg angetreten, der auch recht langweilig und ereignislos verlief, lediglich ein geisteskranker LKW Fahrer, der uns in Luxemburg rammen und überfahren wollte, soll an dieser Stelle noch erwähnt werden. Wir bedachten ihn daher aus dem Auto heraus mit einem reichen Sortiment an vulgären Gesten!!

Irgendwann gegen frühen Abend war dann die Heimat wieder erreicht und man verabschiedete sich von seinen Mitfahren von dieser geilen Fahrt!!!! Hat wieder einmal riesig Spaß gemacht!!