Konnte ich aus unterschiedlichen Gründen schwer gefrustet weder Werders
Auftritte in dieser Champions League Saison gegen Inter Mailand, gegen Anderlecht
und gegen Valencia beiwohnen, so sollte es doch wenigstens der Auftritt in Lyon
sein.
Eigentlich hatte ich mir Arsenal als Gegner gewünscht, was bekanntlich
den Drecks Bayern vorenthalten blieb aber Lyon war auch durchaus OK, da mich
persönlich ja die italienische und französische Fanszene und alles
was dazu gehört sehr interessiert.
So sprach man die ganze Geschichte unmittelbar nach Auslosung mit einigen Leute
ab und als sogar Brands seinen Bulli zu Verfügung stellen wollte, stand
dem Ganzen nichts mehr im Wege und die Reise konnte Montag abends gegen 23:30
Uhr beginnen.
In Meppen waren wir dann mit dem Waurich, Korte M (allein dessen Anwesenheit
steigerte den Spaßfaktor um ein vielfaches)., Brands, Schrotti und mir
zu fünft und nachdem am Grenzübergang zu Luxemburg noch Kai und sein
Karlsruher Kollege eingesammelt wurden, waren wir Sieben komplett.
Die Fahrt über die französische Autobahn verlief recht langweilig,
da es hier über mehrere hundert Kilometer ungefähr so aussieht, wie
in vielen Teilen unseres schönen Emslandes.
Äcker und Felder....sonst fast nichts! An Schlaf war trotzdem zumindest
bei mir irgendwie nicht zu denken.
Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir dann also auch Lyon und nahmen stark an,
dass vor geraumer Zeit zuerst die Stadt und erst danach die Strassen drumherum
und zwischendurch gebaut wurden. Wie sonst erklärt man sich eine derart
konfuse und völlig unsinnige Verkehrführung??
Dem Schrotti gelang es dennoch uns in Zentrum zu fahren, wo in einem Touristeninfoschuppen
eine geeignete Unterkunft gefunden werden sollte.
"City completely full" erklärte und die Dame konnte uns aber
nach einigen Telefonaten eine Behausung im Westen der Stadt anbieten, die wir
einfach mal aufsuchen sollten.
Nun folgte trotz Stadtplan eine zweistündige (!!!!) Irrfahrt durch den
Westteil der Stadt, von der ich etwa die Hälfte hinterm Steuer saß,
weil der Schrotti nach der anderen entnervt das Steuer abgab.
Irgendwann waren wir einstimmig in der Überzeugung, dass die Strassen definitiv
nicht mit den Strassen im Plan übereinstimmen und nur mit Hilfe der Polizei
(!!!!!!!!!) fanden wir unsere Unterkunft, indem diese und Hilfe anbot und ich
einfach ganz wichtig hinterher fuhr.
Noch ein Wort zur Polizei in Lyon. Super nett, super entspannt, super hilfsbereist
immer ein Lächeln auf den Lippen; deutsche Kollegen: Bitte als Vorbild
nehmen!!!
Nachdem dann unser Quartier bezogen war, ging es dann auch
sofort wieder per Taxi (der Fahrer wollte und weis machen, Lyon hätte 5
Mio. Einwohner und erinnerte mich zudem stark an einen Typen aus irgendeinem
Spielfilm) ins Centrum, um eine standesgemäße Lokalität aufzusuchen.
Diese fanden wir auch sogleich und erfreulicherweise waren ebenfalls schon etliche
Bremer vor Ort.
Quasi als Bonus führte direkt vor der Kneipe eine Demo entlang, an der
sich mehrere tausend Personen (zum größten Teil wohl Studenten, Schüler
und Linke, die gegen die Sparmaßnahmen der Regierung im Bildungswesen
protestierten) beteiligten und es flogen sogar vereinzelt Steine, Flaschen und
Böller auf den Gästeanhang von der Weser.
Auf dem Marktplatz konnte sich dann auch noch eine Gruppe von etwa hundert Autonomen
herausbilden, die sich eine kleinere Straßenschlacht mit der Polizei lieferte
und von dieser mit Tränengas auseinander getrieben wurde. Sehr fein!!
Viele Bierzeiteinheiten später ging es dann auch für
uns in Bussen und unter starker Polizeibegleitung Richtung Stade de Gerland,
welches in einer Art Industriegebiet liegt.
Auf dem Vorplatz trank man dann noch einige Bier und laberte mit anderen Gästefans
rum ehe man etwa eine Stunde vor Anpfiff das Stadion enterte.
Tja, was soll ich sagen? Geiler Ground, der ohne viel Schnickschnack auskommt.
Allseater, alles überdacht, vier geile Tribünen, deren Ränge
flach ansteigen und man sich recht nah am Spielgeschehen befindet.
Die gewellten Dächer der Hintertortribünen sind sicherlich das Markenzeichen
dieses Stadions.
Die heimischen Fangruppen stehen zum einen auf der Nordtribüne im Unterrang
(Bad Gones), sowie gegenüber auf der Nordtribüne auf deren rechter
Seite sich auch der Gästeblock befindet, der heute mit rund 2000 Bremern
bevölkert war.
Bedenkt man, dass bedingt durch die 3:0 Hinspielpleite, die Chancen aufs Viertelfinale
eher gering waren doch ganz ordentlich.
Zum Intro zeigten die Bremer viele schöne Doppelhalter und der Heimanhang
zauberte eine recht geile Choreo auf die Nordtribüne, Haupttribüne
und Gegengerade, sowie einen Konfettiregen auf selbiger. Zudem wurde noch ein
Bengalo zum Leben erweckt.
Sah sehr geil aus!!
Trotz der derben und peinlichen 7:2 Niederlage und dem damit verbundenen Ausscheiden
aus der Liga der Champions, war der Support auf Bremer Seite die gesamte Spielzeit
über sehr gut und abwechslungsreich.
Auch das was die Anhänger der Lyonnais zum Besten gaben war einfach nur
geil!! Allein die Momente in denen das ganze Stadion hüpft oder der gesamte
Unterrang der Virage Nord eingehakt mit dem Rücken zum Spielfeld hüpft
waren ihr Eintrittsgeld wert.
Wie gesagt, die Niederlage war wirklich übelst aber dennoch feierten auch
nach Abpfiff fast alle Bremer während der halbstündigen Blocksperre
ihr Team, was vielleicht auch z.T. daran liegen mochte, dass sich wohl der überwiegende
Teil bereits vor Anpfiff mit einem Ausscheiden abgefunden hatte und somit ein
7:2 zwar blöd aber immer noch besser als ein langweiliges 0:0 ist.
Nach dem Verlassen des Grounds musste man doch noch ca. eine Stunde umher irren
ehe man ein Taxi fand, welches einen zurück zum Nachtquartier fuhr.
Jetzt hieß es erst einmal nach vielen Stunde etwas Schlaf zu finden, was
auch knapp 45 Minuten klappte ehe mich ein Mitreisender über Handy erneut
weckte da man immer noch völlig verpeilt ohne genaue Adresse des "Hotels"
per Taxi in Lyon rumfuhr und keiner bescheid wusste.
Nach einigem Hin und Her konnte ich ihnen dann aber auch nicht weiter helfen
und so kamen sie dann irgendwie mit Hilfe der Polizei zu ihrem Ziel.......
Am nächste Morgen dann recht zeitig den Heimweg angetreten, der auch recht
langweilig und ereignislos verlief, lediglich ein geisteskranker LKW Fahrer,
der uns in Luxemburg rammen und überfahren wollte, soll an dieser Stelle
noch erwähnt werden. Wir bedachten ihn daher aus dem Auto heraus mit einem
reichen Sortiment an vulgären Gesten!!
Irgendwann gegen frühen Abend war dann die Heimat wieder erreicht und man verabschiedete sich von seinen Mitfahren von dieser geilen Fahrt!!!! Hat wieder einmal riesig Spaß gemacht!!