FC
Milsami Orhei – FC Tarpeda-BelAZ 0:0
18.07.2024
Complexul
Sportiv Orhei
Conference
League (2. Runde,
Rückspiel)
Zuschauer: ca. 2.500
Am nächsten Morgen konnte man endlich mal wieder ausschlafen.
Gut so, denn Schlaf ist wichtig, um gut abliefern zu können. Und es sollte
abgeliefert werden….
Nach dem eher spärlichen Frühstück tigerte man noch etwas
durchs Zentrum und chillte bei einem völlig überteuertem Bier in einem
Schickimicki-Laden am Ufer des Sees im Stadtpark.
Zack war es auch schon früher Nachmittag und wir tigerten zum
Busbahnhof, wo wir uns mit den Jungs des Vortags verabredet hatten. Ziel war
das etwa 50 Kilometer nördlich liegende 20.000er-Städtchen Orhei, da dort heute
Abend etwas Conference-League-Quali gebolzt werden sollte.
Inmitten eines recht stattlichen Gewusels fand man schnell
den richtigen Minibus gen Orhei. Aufpassen muss man dabei ein bisschen, dass
man nicht versehentlich den Minibus nach Vechi Orhei (Alt-Orhei) erwischt.
Dieser Landstrich liegt etwas östlich von Orhei und lädt zum Wandern in
offenbar ganz netter Landschaft ein. Eine Art Höhlenkloster solle es dort auch
geben, was das ganze zu einer kleinen Touri-Destination macht.
Wir wollten aber wie gesagt in die Stadt Orhei und waren nun
im vollen Minibus auf dem Weg dahin. Wir hatten es uns ähnlich wie damals in
der Schule in der letzten Reihe bequem gemacht und öffneten je ein, zwei
Flaschen des gar nicht schlecht schmeckenden Chisinau-Bieres (was wir dann
damals in der Schule jedoch eher seltener taten). Der Fahrer absolvierte die
knappe Stunde Fahrt souverän über sehr gut ausgebaute Straßen und warf uns in
Wurfweite zum Stadion raus. Bezahlen „tut“ man übrigens, wenn man aussteigt und
so wurden pro Person irgendwie 1,70 Euro fällig. Fairer Preis, hehe.
Gehofft hatten wir auf guten Gammel, bekommen haben wir eine
gepflegte und beschaulichen Kleinstadt. Besondere Dinge zu sehen gibt es hier
aber wirklich nicht, Wikivoyage nennt als einzige Sehenswürdigkeit irgendeine
Kirche.
Also mal schnell rüber zum Stadion, wo es Karten für die
abendliche Partie gibt. Diese wurden (warum auch immer) auf der
„Geschäftsstelle“ verschenkt. Meine drei Mitstreiter waren davon offenbar so
begeistert, dass sie sogleich den offenen Eingang zum Spielfeld durchquerten
und wie völlige Nerds begannen, das Stadion, welches eigentlich nur aus einer
bebauten Seite besteht, abzulichten und dazu wie wild im Stadion
herumzuwuseln.
Irgendein Offizieller fand dies weniger gut und beauftragte
mich mit „Please call your friends back!“, was ich dann auch tat und letztlich
alle zufrieden waren. Was jetzt tun? Schließlich waren es noch etwa drei
Stunden bis Kick-Off und mit etwa 37 Grad gut warm respektive heiß.
Die Augen wurden groß als wenige Meter vom Stadion entfernt
eine Art Bar mit kleiner beschattetet Terrasse erspäht wurde, welche man sofort
enterte. „Bere Buna“ heißt der Laden, den ich bedingungslos empfehle. Nichts
los hier, außer zwei jüngere Typen, welche irgendwie nicht nach Einheimischen
aussahen. Schnell stellte es sich heraus, dass es Engländer waren (Tottenham
und Brighton) und ebenfalls zum Kick heute Abend wollten. Man fand schnell eine
gemeinsame Wellenlänge, denn was kann schief gehen, wenn ein paar Jungs, die
alle die Leidenschaft für Fußball, Reisen und Bier teilen, zusammenkommen und
mal irgendein Ultra-Mackergehabe außen vor lassen?
Kann ja nur passen, außer du bist irgendein Fascho-Idiot, der
den Leuten permanent mit irgendeiner menschenverachtenden und gehirnamputierten
Scheiße auf die Nerven geht. Dann passt’s halt nicht.
Dies war hier aber keinesfalls der Fall und so wurden schnell
die Biere rangeholt. Das Pikante an diesem Laden ist, dass sämtliche Biersorten
ausnahmslos frisch in 1-Liter-Kanistern abgefüllt werden, aus denen sie dann
auch gleich getrunken werden.
Teilen findet der geneigte Bierfreund ja generell nicht so
gut und ein Glas oder Ähnliches habe ich eh nirgendwo gesehen. So eskalierte es
hier ziemlich.
Zudem kam, dass keiner von uns seit dem knappen Frühstück
irgendwas gegessen hatte und ich schon – ähnlich wie die anderen – recht früh
am Nachmittag die Lampen gut an hatte und im weiteren Verlauf zusammen mit
einigen Einheimischen der Weltverein „Milsami Orhei“ besungen wurde. Keiner verstand die Sprache des anderen und
trotzdem waren alle happy.
Irgendwann dann zum Stadion getorkelt, wo man seinen „Bierkanister“
dann sogar mit reinnehmen durfte, wenn man allerdings den Deckel abgibt. Gut,
fairer Deal.
Im weiteren Verlauf stießen dann noch einige Norweger (!!) zu
uns, die ebenfalls dem weltbesten Getränk namens Bier nicht abgeneigt waren und
so wurde es ein wilder Fußballabend, von dem mir tatsächlich einige Details
fehlen. Das Spiel allerdings war unterirdischer Hafer und endete
erwartungsgemäß mit 0:0. Da Orhei allerdings das Hinspiel mit 4:2 gewann,
geht’s eine Runde weiter, während das internationale Gastspiel für den
Sinnlosclub aus Weißrussland früh beendet ist.
Nach dem Spiel zurück in die Kneipe. Meinem
Trunkenheitszustand zum Trotz hatte ich es am Nachmittag als einziger auf dem
Schirm, sich irgendwie um die Rückfahrt nach Chişinău zu kümmern.
Ein Yandex bekommt man offenbar in diesem Nest nicht und
Minibusse fahren zu später Stunde auch nicht mehr. Irgendein Typ, der halbwegs
gut Englisch sprach, wollte uns helfen und versicherte uns einen Transport für 6
Leute, die wir ja mittlerweile waren.
Und tatsächlich. Irgendwann fuhr der Bulli eines Cousins des
Schwager davon der Bekannte vor und kutschierte den feierwütigen Mob zurück in
die Hauptstadt. Der Preis von 700 Lei war vermutlich recht happig, aber für
jeden von uns, waren es dann auch nur knapp 6 Euro. Der arme Kerl von Fahrer
musste dabei auch einiges über sich ergehen lassen. Laute Musik im wirren Mix wurde
abgespielt und beispielweise der Jan lief während der Fahrt einfach im
Kofferraum rum, weil irgendwie gar nicht ausreichend Sitzplätze vorhanden
waren. Plötzlich saß er auch mal vorne neben dem Fahrer. Wild!
„Wir ham noch lange nicht genug“ sangen einst die Onkelz und
so landete man in Chişinău angekommen noch in einer wirklich guten Rockkneipe
(Name leider vergessen), in der Metal und Hardcore gespielt wurde und irgendwie
Live-Fußball aus Brasilien im TV lief. Hier wurde dann neben weiteren Bieren
erstmalig auch wieder feste Nahrung in Form von Burgern und Pommes zu sich
genommen, ehe dann nach Mitternacht irgendwann alle dem wilden Tag Tribut
zollten und sich in ihre Hotels begaben.
Was ein Tag!