Modena FC – Trapani Calcio 1:5

09.04.2016

Stadio Alberto Braglia

Serie B

Zuschauer: 4.599 (ca. 250 Gäste)

 

 

 

Bella Italia! Das Mutterland der Ultras! Einmal im Jahr muss ich hier eigentlich mindestens her und auch, wenn ich mir eigentlich jedes Mal vornehme beim nächsten Mal den Süden zu bereisen, lande ich doch wieder im Norden. Seltsam!

Naja, beim nächsten Mal dann aber in den Süden, ist klar! Schuld daran ist aber eigentlich die gute Ryanair-Fluganbindung von Deutschland gen Bergamo am frühen Samstagmorgen von Köln, die Jan und ich nutzten. An Bord auch nicht wenige in Deutschland lebende Italiener, die dem abendlichen "Kracher" im San Siro zwischen Milan und Juve beiwohnen wollten.
So allerdings nicht wir, denn wir gehen dahin, wo es weh tut oder besser - dahin wo ein Ground steht, der noch nicht besucht wurde.

In Modena zum Beispiel findet sich ein solcher und so wurde nach Ankunft in Bergamo schnell der Leihwagen (Fiat 500) abgeholt und flink auf die Autostrada gen Süden geballert. Vorbei an den Ausläufern der Alpen und des Gardasees wehte ein kleiner Hauch von Urlaub durchs kleine Turiner Autofabrikat und nach etwa zwei Stunden waren mit ebenso viel Zeitpuffer zum Anstoß die Tore Modenas erreicht.

An einer Abmelkstation (offiziell auch Mautstation genannt) machten wir großes Augen als ein Kleinwagen mit fünf Jungs vor uns stand und der Fahrer mal eben ein paar Zwanziger in den Automaten schob. An sich vielleicht nichts Außergewöhnliches, aber als auf dem Kennzeichenhalter zusätzlich irgendein Autohaus in Trapani erlesen wurde, begannen die Spekulationen über eventuell doch zu erwartende Gästefans. Trapani liegt so ziemlich an der Zehenspitze des Stiefels, also West-Sizilien, wenn man so will. Die Strecke Trapani-Modena umfasst ca. 1.500 Kilometer und kommt daher etwa der Strecke Meppen-Rom gleich.
Kann man ja mal machen für 2. Liga Italien. Noch stärker staunten wir als bei unserer Stippvisite in Modenas Altstadt             (sehenswert und nur knapp 10 Gehminuten vom Stadion entfernt) weitere Anhänger der Granatroten entdeckt wurden. Letztlich versammelten sich völlig unerwartet  gut und gerne 250 Trapanier, Trapanasi, Trapanianer oder was auch immer im Gästebereich hinterm Tor. Zwar hegt der Verein noch zarte Aufstiegshoffnungen, aber dennoch so oder so ein für die Entfernung sensationeller Wert. Support ging auch gut klar, der Haufen stand kompakt zusammen und war mit ordentlich Leidenschaft dabei.
Der Heimbereich hingegen enttäuschte auf ganzer Linie. Bis auf ein paar Normalos war absolut tote Hose, keine Zaunfahnen, kein Garnix. Eigentlich sehr schade, denn mit ner halbwegs lebendigen Heimgruppe wäre es hier heute sehr gut statt nur gut geworden.

Muss wohl irgendwie am Protest, Streik, Boykott gelegen habe, bzw. weiß ich gar nicht, ob Modenas Szene überhaupt noch aktiv ist. Um die Verwirrung perfekt zu machen, waren von draußen immer mal wieder Böllerdetonationen zu hören, gleichsam so, als ob da jemand etwas abseits des Stadions seinen Protest ausdrücken wollte.
Naja, die Jungs aus Trapani wurden jedenfalls für ihre lange Anreise gebührend belohnt, denn ihr Team machte aus einem Rückstand – mitunter auch bedingt durch zwei Platzverweise auf Heimseite - im Laufe der 90 Minuten aus einem 1:0 ein 1:5!

Sowas wünsche ich mir mit dem SVM eigentlich auch in steter Regelmäßigkeit.

Bisschen unschön dann die Szenen zum Schluss des Spiels, denn während es 80 Minuten trocken blieb, musste die Gästeschar nun dermaßen Petrus‘ Zorn über sich ergießen lassen, dass es den meisten aus den Schuhen wohl wieder herauslief. Ein apokalyptischer Hagel-Regenschauer zog einmal über die Stadt hinweg, verdunkelte den Himmel und ließ uns neben fast allen weiteren Besuchern bis 15 Minuten nach Abpfiff im trockenen Stadion verharren.
Unser Auto war immerhin noch gute fünf Fußminuten entfernt geparkt und nur wenige Sekunden hätten gereicht pitschnass bis auf den Stringtanga zu sein, sodass es mit etwas Verspätung im Laufschritt über überschwemmte Wege zum Auto ging...