Neftci Baku PFC  - FC Arsenal Tula       3:0

02.08.2019

2. Runde Europaleague Qualifikation Rückspiel

Arena

Zuschauer: 9.000 (ca. 60 Gäste)

 

 

 

Die alljährliche Sommertour bedeutete für meinen Homie Jan und mich den festen Entschluss, die Landkarte um ein paar weiße Flecken zu minimieren. Die Frage aller Fragen war allerdings: Wohin? Das Luxusproblem des freien Mannes quasi und so wurden verschiedene Optionen durchgespielt. So sah man sich plötzlich schon im kolumbianischen Bogota, in México oder einen Tag später stand ein Südkorea/Japantrip im Raum. Alles geil, keine Frage, doch letztlich hätten diese Trips den finanziellen Rahmen leicht aus den Fugen geraten lassen und zusätzlich zeigten die Ehefrauen einem deutlich den Vogel mit der klaren Ansage „ Nach Südamerika und Asien nur mit mir“. Um am Ende nicht pleite und als Single dazustehen, siegte die Vernunft und der Kaukasus kam ins Spiel. Zweifelsohne eine Region, die bereist werden sollte.


Verschiedene Optionen wurden durchgespielt, mögliche Flüge und Reiserouten gecheckt und dann erstmal der Dinge geharrt, denn ohne zuverlässige Spielansetzungen ist die Planung schwierig.
Plan war es, am Donnerstag in der aserbeidschanischen Hauptstadt Baku die Tour zu starten und dann Georgien und Armenien mitzunehmen. Die Rahmendaten irgendwann standen gut, dass mit Neftci Baku in der Europaleague-Quali ein würdiger Kick zum Tourauftakt und Länderpunkt Aserbeidschan gefunden wurde, allerdings musste noch der moldawische Vertreter Speranta Nisporeni aus dem Weg geräumt werden, was dann mit 3:0 und 6:0 auch recht deutlich gelang.

Und auch das Hinspiel der zweiten Runde gegen den russischen Vertreter Arsenal Tula konnte mit einem 1:0 erfolgreich gestaltet werden, womit einem stimmungsvollen Rückspiel in der heimischen Arena, welche nach einem Telekommunikationsunternehmen benannt ist, nichts mehr im Wege stand.

Da auch die georgische und armenische Liga an dem folgenden Wochenende starteten, stand dem Projekt  Kaukasustour nichts mehr im Wege und so wurden die Flüge Köln/Bonn Baku sowie Tiflis Köln/ Bonn gebucht, was mit knapp über 500 Euro keinen Schnapper darstellt, ohne beschwerliche Anreisen auf sich zu nehmen aber kaum wesentlich günstiger realisierbar ist - zumindest nicht in der generell teuren Ferienzeit.

Und ja, es sollte die harte Nummer werden, da in viereinhalb Tagen mindestens ein Spiel in allen drei Ländern zu sehen beabsichtigt war und dabei natürlich wenig Zeit für Kultur und die sehr sehenswerte Landschaft bleibt. Nennt uns ruhig länderpunktgeile Banausen, denn wir sind es...


Für Aserbeidschan braucht’s dann im Gegensatz zu den anderen beiden Ländern noch ein Visum, welches für 23 Dollar bequem als E Visum zum Ausdrucken bequem vom heimischen Rechner beantragt werden kann und bereits einen Tag später im elektronischen Postfach lag und nur noch ausgedruckt werden musste.
Äußerst erfreut über den soeben erkämpften 2:4 Auswärtssieg meines SVM gegen Chemnitz ging es somit mit Genosse Jan an diesem Mittwochabend los gen Airport und kurz nach Mitternacht via Istanbul nach Baku.
Während der Flieger der Bummsairline Onur Air auf dem ersten Teil der Strecke noch rappelvoll war, war der zweite Teil mit Turkish Airlines allenfalls zu einem Dittel ausgebucht, sodass jeder von uns eine Dreierreihe für sich hatte. So mögen wir es!
Die  Einreise verlief dann unspektakulär und  problemlos und beim Verlassen des Flughafengebäudes traf einen zunächst der Hitze-Hammer. Als ob dir jemand mit einem warmen Fön ins Gesicht bläst - richtig fies und binnen Sekunden war ich klitschnass geschwitzt. Ein digitales Thermometer im Stadtzentrum meldete später 45 Grad und machte sicherlich keine Werbung für ein bekanntes „Kurvenheft“.

Naja, ist ja alles kein Wunschkonzert hier, also ab in den Bus, der einen ins „Stadtzentrum fährt. Vorher muss man sich jedoch noch die „Bakucard“ am Automaten ziehen, welche mit 2 Manant (1 Manat = 0,52 Euro) zu Buche schlägt und man sich am besten noch ein paar Manat zusätzlich drauflädt, um auch die 3 Manat für die Busfahrt ins Zentrum bezahlen zu können. Genrell kann diese Karte an vielen Terminals wieder aufgeladen werden und muss bei der Fahrt mit der Metro oder Bussen lediglich an ein Lesegerät gehalten werden, wodurch der jeweils fällige Betrag einfach abgebucht wird. Praktisch!

Der Bus fährt bis zur Endstation 28 May, welche im Stadtzentrum liegt und macht den einzig weiteren Halt an der Metrostation Koroglu. Hier stiegen wir bereits aus, denn unser Hotel hatten wir strategisch günstig  in Laufweite zum Stadion gewählt.
Kurz Sachen aufs Zimmer und weiter zum etwa 2 km entfernten Stadion; zu Fuß bei gefühlten 50 Grad-  Groundhoppen muss weh tun.
Zur Zufriedenheit nahmen wir zur Kenntnis, dass hier am Stadion - knapp 4 Stunden vor Anstoß - bereits Karten verkauft werden und flink wanderten zwei Tickets zu je 20 Manant über den Tresen in unsere schwitzigen Hände.

VIP stand unserer Selbstwahrnehmung entsprechend drauf und befugte uns später dann in der Halbzeitpause neben anderen sogenannten VIPs gierig über belegte Brötchen, Gebäck und diverse (alkoholfreie) Getränke herzufallen und binnen 15 Minuten eine amtliche Schneise der Verwüstung im überfüllten Raum sowie eine irre Menge Plastikmüll zu hinterlassen. Flugscham gibt es - gibt es eigentlich auch Müllscham?
Spulen wir etwas vor bzw. zurück und kommen wir zum Spiel, welches mit der genialen Titelmusik von „Game of Thrones“ eingeläutet wurde. Kannte ich so auch noch nicht.

Tatsächlich war die moderne 11.000 Arena zum Anpfiff fast komplett gefüllt und wider Erwarten fand sich auch ein etwa 60-köpfiger Russenmob im Gästesektor ein, allerdings eher bunt gemischt und nicht die Klientel a la Zenit oder Moskauer Clubs.
Positiv zu gefallen wusste aber in erster Linie der Heimanhang, der durchaus motiviert zuwerke ging, um das eigene Team mit einer knappen 1:0 Führung im Rücken in die nächste Runde zu pushen.
Hinterm Tor fand sich der Großteil der Supporter, der überwiegend oberkörperfrei lautstark und abwechslungsreich das Team nach vorne trieb. Ein zweiter Stimmungskern bildete sich am äußersten Rand der Gegengerade und zog ebenfalls sehr „ultralastig“ das Ding durch.
Ja, doch, war insgesamt sehr zufriedenstellend, zumal Neftci extrem motiviert und couragiert ins Spiel ging und die eigentlich auf dem Papier favorisierten Russen hier deutlich in die Schranken wies und verdient in die dritte Runde einzog, wo nun der israelische Vertreter Bnei Yehuda wartet.

Zufrieden mit dem Gesehenen ging es irgendwann durch die warme Nacht zurück ins Hotel, wo nach einem finalen Bier nach etwa 36 Stunden auf den Beinen der Tag für beendet erklärt wurde…