VfL Osnabrück – Rot-Weiß Essen

15.12.2024

3. Liga

Stadion an der Bremer Brücke

Zuschauer:15.158 (ca. 1.300 Gäste)

 

 

Chaoswochen an der Bremer Brücke. Nach dem Ende der einjährigen Stippvisite in der 2. Bundesliga in der Saison 2023/2024 gelang es Mannschaft und Verantwortlichen offenbar nicht, sich schnell mit den Gegebenheiten in Liga 3 zu arrangieren und so findet sich die Truppe aus der Friedensstadt nach 17 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Die Nerven liegen blank, denn abgesehen von der sehr wahrscheinlichen Tatsache, dass man bei einem erneuten Abstieg zwei Derbys gegen den großen SVM hätte, wäre die Viertklassigkeit wohl der Super-GAU.

Um diese Entwicklung irgendwie abzuwenden, wurden vor wenigen Tagen der Geschäftsführer-Sport sowie Trainer Pit Reimers  entlassen (die zweite Trainerentlassung, nachdem bereits in dieser Saison Uwe Koschinat gehen musste).

 Nachfolger ist der insbesondere unter Kennern der 3. Liga gut bekannte Marco Antwerpen, der nun zwar nicht besonders für sympathisches und empathisches Verhalten bekannt ist, dennoch aber durchaus in der Lage ist, in der Rolle des sooft zitierten „Feuerwehrmannes“ eine Mannschaft zu stabilisieren.

Nahezu ebenso drunter und drüber geht es beim Ruhrpottclub aus Essen, wo derzeit ebenfalls aus der Abstiegszone gegrüßt wird und wo eben jener oben genannte Uwe Koschinat nun das Traineramt bekleidet, nachdem ein paar Tage zuvor Christoph Grabowski gehen musste.

Man bekommt dabei fast den Eindruck als gebe es einen bundesweiten Pool aus sagen wir mal 20 Drittligatrainern, aus dem munter hin- und her getauscht wird. Verrücktes Business.

Jedenfalls die beste Grundlage für mich, sich dieses Spektakel an diesem Sonntagnachmittag einmal live anzusehen und mich an der miesen Situation zweier von mir nicht als sonderlich sympathisch empfundener Vereine zu laben.

Die äußeren Umstände verpassen dem Szenario an diesem 3. Advent den passenden Rahmen, denn so ist es zur Anstoßzeit an einem Tag, der über die Grundfarbe „Grau“ nie hinauskam, bereits stockduster und ein fieser Nieselregen wird durch den starken Wind fast waagerecht durchs Eck getrieben. Die sogenannten „Treuesten der Treuen“ in der Ostkurve, welche bereits 45 Minuten vor Anpfiff sehr gut gefüllt ist, sind dabei den Widrigkeiten schutzlos ausgeliefert, so fehlt dort doch seit dem Bekanntwerden von einigen Baumängeln das komplette Dach.

Und auch sonst bröckelt an einigen weiteren Stellen der Beton oder das Gebälk, was auch in der Zukunft immer mal wieder Instandhaltungsarbeiten notwendig machen wird.

 Alles etwas symbolisch für die Lage des Vereins im Dezember 2024.

Wenigsten habe ich es auf meinen Platz in unmittelbarere Nähe zum Heimanhang schön muckelig und beobachte von dort das Geschehen. Vor der Ostkurve prangt unübersehbar das Banner mit der Botschaft „Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Kämpft für Liga 3“, während im ausverkauften Gästebereich das Banner „Du bist unser Grubengold“ eine noch folgende optische Aktion vermuten lässt, welche dann zum Einlaufen der beiden Teams wie erwartet folgt.

Ein kohleverschmierter Kumpel trägt das RWE-Wappen, dazu entsprechend schwarze Folien/Tafeln. Nette Aktion!

Weniger nett hingegen das Spiel auf dem Rasen, aber mehr als Abstiegskampfmaloche hatte man auf diesem tiefen Rasen auch nicht erwartet. Beide Teams waren sichtlich motiviert, nur fehlte es allzu oft an spielerischen Mitteln. Irgendwie aber murmelte Dave Gnaase in der 16. Minute den Ball ins gegnerische Tor, was auf Heimseite zur leichten Lockerung der Anspannung führte.  Auf den Rängen verliehen die Anhänger beider Teams dem Schauspiel einen durchaus passablen Rahmen. Von meinem Standort aus kann ich die Leistung der Ostkurve eigentlich kaum beurteilen, die paar Hüpfaktionen wirkten aber optisch schon massiv. Der Gästeanhang kam über 0815-Gesänge/Melodien eigentlich kaum hinaus, das war bei meiner Handvoll gesehener RWE-Spiele aber eigentlich auch nie wesentlich anders.

Es mag alles auch ein wenig der Anspannung geschuldet sein, denn trotz der Führung war hier lange nicht klar, wer am Ende mit wie viel Punkten vom Platz geht. So dauerte es schließlich bis in die Nachspielzeit ehe die Hausherren mit einem verwandelten Elfmeter den Deckel gegen eine von Verletzungen und Sperren gebeutelte Gastmannschaft endgültig drauf setzten und wichtige drei Punkte an der Bremer Brücke blieben.

Wäre es nun eigentlich für alle an der Zeit nach Hause zu fahren, riss bei einigen Essenern aufgrund  der sportlichen Situation und zusätzlich angestachelt durch die ständigen Provokationen aus dem Heimbereich nun die Hutschnur und das Tor zum Spielfeld sprang auf, woraufhin sich rund zwei Dutzend Rot-Weiße mal kurz gen Tribüne aufmachten, um die Sache persönlich zu klären.

Letztlich ist nix Dramatisches passiert und die Cops knüppelte in Kooperation mit reichlich Pfeffer den aufgebrachten Riot-Mob schnell wieder zurück in den Block, wo man sich sicherlich in Anbetracht der zu erwartenden Strafe auch leicht sie Sinnfrage stellen wird.

Was bleibt ist für einen Außenstehenden wie mich am Ende die Erkenntnis, dass man den Sonntagnachmittag durchaus schlechter hätte verbringen können und sich die einstündige Anreise durchaus irgendwie gelohnt hat.

Prost!

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