FK Buducnost Podgorica – FK Partizan Beograd 0:0

18.07.2017

Gradski Stadion Podgorica

2. Runde CL-Quali (Rückspiel)

Zuschauer: 15.000 (ca. 800 Gäste)

 

 

Diesen Sommer sollten wieder einmal ein paar weiße Flecken auf der Europalandkarte ausgelöscht werden und was eignet sich besser dazu, als die zweite Runde Championsleague und Europaleague-Quali?

Die Planung gestaltete sich dabei erneut etwas wirr bzw. vage, denn bereits im Mai wurde nach Terminierung des Rahmenspielplans quasi blind gebucht, denn da die konkreten Spielpaarungen erst zeitlich sehr knapp terminiert werden, Flüge dann aber tendenziell teuer sind, wurde also relativ erschwinglich Amsterdam-Tirana-Skopje-Eindhoven gebucht, die Bahntickets zum und vom jeweiligen Airport gab es zum Sparpreis dazu und nun wurde der Dinge verharrt, die da kommen mochten.  Wenig später kristallisierte sich dann heraus, dass die zweite Runde der CL-Quali die Rosine Buducnost Podgorica gegen Partizan Belgrad bereithalten sollte, was von mir natürlich sehr begrüßt wurde. Aber dazu dann später mehr…

Zunächst ging es am Montagabend im bummsvollen Transaviaflieger von Amsterdam in 2,5 Stunden nach Tirana, von wo aus es mit dem Taxi (die Shuttlebusse fahren lediglich von früh morgens mit spät abends) für 2000 Leke (ca. 17 Euro) die knapp 20 km ins Stadtzentrum ging.

Im vorab reservierten Jolly City Center Hotel unweit des zentralen Platzes war das Zimmer lt. Aussage des Empfangmokels "not good", weswegen ich spontan in ein zwanzig Meter entferntes anderes Hotel umdisponiert wurde. Naja, sollte mir nun auch egal sein, denn es war mittlerweile kurz nach Mitternacht, ich müde und zudem fuhr in knapp acht Stunden auch schon wieder mein Bus nach Podgorica (25 Euro return).

Bedient wurde diese Strecke in meinem Fall durch das Unternehmen Oldtown Travel, der Bus hatte allem Anschein nach schon ein Vorleben in Deutschland und muss nun bis zum finalen Achsenbruch seinen Lebensabend auf dem Balkan fristen. Tirana-Podgorica Tag ein Tag aus…

Direkt neben mir im Bus übrigens zwei Girls aus Deutschland, Kategorie Studentinnen, erfahrungshungrig, leicht naiv und blond. Ohne meine ebenfalls deutsche Herkunft erkennbar zu machen, lauschte ich deren frivole Erzählungen aus diversen Hostelbetten und verabschiedete mich erst in Podgorica mit einem "Tschüss". Diese Blicke.... unbezahlbar!

Für die gut 150 Kilometer zwischen beiden Hauptstädten braucht der Bus übrigens knapp 4 Stunden, wovon etwa eine halbe am Grenzübergang nach Montenegro verplempert wurde.  Eine Autobahn oder ähnliches sucht man hier weitgehend vergebens. Aber vollkommen egal, Zeit hatte ich heute in Tüten und ohnehin ist die Strecke landschaftlich nicht die schlechteste.

Gegen Mittag also in Podgorica angekommen und in das unweit der Busstation/des Bahnhofs gelegene Hotel Evropa eingecheckt, ehe es nach kurzem Frischmachen direkt weiter ins Zentrum ging, wo auch das städtische Stadion gelegen ist. Die Ticketfrage musste noch geklärt werden, auf Mails und sonstige Kontaktversuche reagierte niemand und auch der Onlineauftritt des heutigen Gastgebers ist gelinde gesagt eine reine Katastrophe. Ohnehin standen vor diesem Kick ne ganze Menge Fragezeichen, denn in der Liga wurde Buducnost mit einem Zuschauerausschluss von sechs Spielen belegt, weil irgendwie bei der Meisterfeier bisschen randaliert wurde oder so...

Diese Sperre gilt scheinbar aber nicht unter den Regularien der europäischen Fußballmafia und so gab es grünes Licht für Heim- sowie Gästefans.  Ja, und ich hielt dann – nachdem ich irgendwie von Pontius nach Pilatus geschickt worden war - ebenfalls mit Ticket in den Händen.  Die weiteren Stunden bis zum Anstoß um 20:45 Uhr konnten also relaxed angegangen werden, was mit ein paar Getränken und im WLAN der schönen Hotelterrasse auch ganz gut gelang.

„Warum hängt der im Hotel rum?“, mag sich jetzt vielleicht der ein oder andere fragen und die Antwort will ich gern geben. Weil Podgorica um die Nachmittagsstunden wie ausgestorben wirkt und die wenigen Restaurants, Bars und Shops erst frühestens um 18 Uhr öffnen. Selten habe ich eine so unspektakuläre europäische Hauptstadt gesehen, ich glaube innerhalb einer Stunde hat man hier echt alles gesehen. Da erlebt man sonntagsnachmittags in der Meppener Innenstadt ja vielleicht sogar mehr.

Naja, die rund 170.000 Hauptstadtbewohner werden es vielleicht besser wissen, oder auch nicht, aber sei‘s drum.

Je später der Abend, desto erlebnisreicher die Atmosphäre.  Ich hatte mich mittlerweile bei balkantypischen Fleischröllchen und ein paar Pilsken in einer Art Biergarten niedergelassen und beobachtete hier das Treiben. Podgoricas Jugend respektive Jungs der Varvari Podgorica, wie sich die örtliche Ultragruppe nennt, treiben sich in kleinen Gruppen merklich nervös auf der Suche nach dem Gegner herum. Ohne erkennbaren Erfolg, denn Grobari und Co. wurden wohl erst unmittelbar vor Anpfiff ins Stadion gelassen, denn auch nach Spielbeginn füllte sich der Gästeblock noch weiterhin, sodass ich insgesamt auf etwa 800 Schwarzweiße tippen möchte. Zieht man die durch Pufferblöcke frei gebliebenen Plätze einmal ab, so wurde heute ausverkauft gemeldet.

Kaum verwunderlich, denn das Spiel zwischen den einstigen Staatsbrüdern elektrisiert und ist zudem das erste Aufeinandertreffen seit 13 Jahren. Erst herrscht zwar kein Hass (wobei dieses Wort im Zusammenhang mit Fußball eh unangebracht ist), aber eine ordentliche Portion Rivalität.  Beide Seiten machten die Partie zu einer sehr stimmungsvollen; balkantypisch mit geilen Klatscheinlagen, lauten und wuchtigen Gesängen, weiterhin zeigte der Heimanhang zu Spielbeginn eine martialische Blickfahne mit einer Truppe Kriegern und dazu gehörigem Spruchband, wobei im Rest der Heimpublikums blauweiße Plastikfolien gezeigt wurden. Die erhoffte aber eigentlich auch nicht  erwartete Pyroeinlage blieb leider aus, zu hart wohl die Strafen der Fußballmafia.

Spielerisch war es allerdings übelster Käse, also ein ziemlich schwaches Niveau. Podgorica musste ohnehin mit der schweren Bürde leben, ein 2:0 aus dem Hinspiel wettzumachen, ging dabei durchaus motiviert zur Sache, insgesamt aber im Abschluss zu harmlos. Partizan war heute wohl eher aufs Verteidigen aus, kam dabei im Spiel zu keinem (!!) Schuss aufs Tor, zieht aber trotzdem in die dritte Runde ein, wo der nächste Gegner Olympiakos Piräus heißt, wo dann mit so einer Leistung für den serbischen Meister Schluss sein sollte.

Für mich ging es nach Abpfiff zufrieden mit dem Gesehenen zu Fuß zurück in die Unterkunft, wo mit einem herrlichen Länderpunktbier der Tag nach 27.300 gelaufenen Schritten für beendet erklärt wurde.

Sightseeing Podgorica