KSP Polonia Warszawa - TS Podbeskidzie Bielsko-Biala 2:1
10.05.2013
Stadion Polonii
Ekstraklasa
Zuschauer: 2.700 (11)
Kurwa! Selten hatte ich
vor Antritt der Fahrt ein derartig schlechtes Gewissen. Mein SVM steckt mitten
im Abstiegskampf und hat ein wichtiges Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn in
Oberneuland und ich tingel irgendwo in Polen rum.
Geht eigentlich gar
nicht und mehr als einmal wurde überlegt, den gebuchten Flug sausen zu lassen,
da man sich irgendwie verpflichtet fühlte.
Letztendlich füllte sich der anfangs spärlich belegte Bus dann aber doch ganz
ordentlich und in der Gewissheit, dass die Jungs und Mädels gut vertreten sein
würden, ging's für mich am Freitagvormittag gen Airport Weeze.
Um ein paar Euros zu
sparen, wurde der Wagen kostenneutral am örtlichen Bahnhof geparkt, von wo ein
Bus einen für 2,40 Euro in wenigen Minuten zum Airport bringt.
Zwei Stunden später dann auch schon Warschau Chopin Airport erreicht und mit
Bus Nr. 175 für 5,50 Zloty (1 Euro = etwa 4 Zloty) zum Hauptbahnhof. In der
Nähe lag auch mein Hotel für die kommende Nacht und nachdem hier schnell
eingecheckt worden war, ging's auch schon weiter grob Richtung Poloniaground.
Das ganze selbstredend
zu Fuß, da noch ausreichend Zeit war und die besten Eindrücke der Stadt gewinnt
man eh per Fußmarsch. So benötigte man auch gut und gerne anderthalb Stunden
bis man am gewünschten Ziel ankam. Zwar einige kleine Umwege gelaufen und
Pausen gemacht, aber dennoch sollte man für die Strecke Bahnhof - Stadion
locker ne Stunde Fußweg kalkulieren oder halt mit der Tram den bequemeren Weg
wählen. Am Stadion dann nur noch das Ticket besorgt (30 Zloty, Haupttribüne),
was unter Vorlage des Persos auch schnell und problemlos klappte.
Einheimische können
seit einiger Zeit ja Tickets für die meisten Grounds in den oberen Spielklassen
nur noch zusammen mit der Karta Kibica (personalisierte Fankarte) Tickets
erwerben, für Ausländer reicht zumindest bei Polonia der Ausweis. Naja, immer
noch genug Herausgabe persönlicher Daten, aber hilft ja nix.
Hier dann noch kurz mit zwei Berlinern in Smalltalk getreten ging's für mich
anschließend die paar Meter östlich ans Ufer der Weichsel, wo es sich bei Sonnenschein,
satten 25 Grad und Blick aufs neu gebaute Nationalstadion dann doch ganz gut
verweilen ließ.
Irgendwann dann aber wieder hoch zum Stadion, welches soweit recht
unspektakulär daherkommt.
Zwei unterschiedlich
große überdachte Tribünen auf den Gerade, hinter der einen Torseite kein
nennenswerter Ausbau, hinter der anderen der Gästeblock mit ein paar
Sitzschalen in Vereinsfarben. Hierin tummelten sich zu Anpfiff dann auch abgezählte
11 Gästefans, allesamt Normalos. Immerhin, handelt es sich beim Gastverein mit
dem fast unaussprechlichen Namen um so ziemlich den unattraktivsten Club in
Polens Eliteliga.
Naja, als
Tabellenschlusslicht sind die Tage in der Ekstraklasa dann auch wohl gezählt.
Auch Polonia hat in Warschau eigentlich nix zu melden, zu mächtig ist der
Gegner Legia. Dennoch bietet man so geschätzt 150 Supporter auf, die sich zum
Großteil auf der Gegengeraden einfinden. Bisschen komisch dann vielleicht, dass
sich am Rande der Haupttribüne nochmals um die 100 Kibice finden, die in der
zweiten Hälfte eine kleine optische Aktion mit Fahnen zeigen. Aufgrund der
Vereinsfarben (schwarz weiß rot) für geschichtskundige Deutsche vielleicht
etwas irritierend, aber nunja.
Bisschen unklar aber, weshalb sich beide Fanblöcke nicht zusammenschliessen, so
wäre aus einer solch kleinen Szene doch noch etwas mehr herauszuholen.
Soweit war's dann aber auch ok. Support eher typisch polnisch brachial als
melodisch und beim mehrmals vorgetragenen PO - LO - NI - A zogen weite Teile der
Publikums mit, sodass dann auch gute Lautstärke erreicht wurde.
Auf dem Platz konnten die Kicker von Polonia aus einem Rückstand noch den Sieg
herausspielen und alle bis auf die elf Nasen im Auswärtssektor waren zufrieden.
So ging es dann nach Abpfiff für mich wieder per pedes zurück in Richtung
Hotel. Diesmal mit Weg über die Altstadt (Stare Miasto), welche mich sofort in
ihren Bann zog. Highlight sicherlich der Marktplatz mit seien vielen Cafés,
Bars und Restaurants umrahmt von wunderschönen Bauten. Aber auch die übrigen
Teile wussten zu gefallen. Dazu alles sehr belebt mit vorwiegend jungen Menschen
und Temperaturen, bei denen ein T-Shirt reicht. Irgendwie hab ich spätestens
jetzt Warschau ins Herz geschlossen. Geile Stadt, muss ja man alleine wegen
Legia nochmal hin. Irgendwann war dann auch das Hotel erreicht und nach drei
halben Litern Feierabendbier fielen mir auch irgendwann die Augen zu.