SK Rapid Wien – Djurgardens IF 1:4 n. V.
17.04.2025
Weststadion
Conference-League Viertelfinale (Rückspiel)
Zuschauer: 26.500 (ca. 2.300 Gäste)
Am nächsten Tag
ging es dann via Bratislava mit einem Flixbus zurück nach Wien, wo uns die
österreichische Hauptstadt bei feinstem Frühlingswetter begrüßte.
Ich war nun
schon lange Zeit nicht mehr hier, ich mag diese Stadt aber sehr. Entspannter
Lifestyle irgendwie, viel Grün, viel Kultur, die Donau, der Donaukanal…
Im Gegensatz zu
meiner Frau mag ich sogar den Wiener Dialekt bzw. Wienerisch recht gerne hören,
ist es doch ein Dialekt, der im Gegensatz zu manch anderen recht angenehm
klingt.
Eher nach
Eleganz mit einer feinen Tendenz zur Arroganz.
Nun ja,
jedenfalls ist die Stadt alleine für Fußballreisende ein guter Ort, so hat Wien
selbst ja einige interessante größere und kleinere Clubs und ansonsten ist man
vor hier auch ruckzuck in der Slowakei oder in Ungarn, Italien und die Schweiz
sind ebenfalls keine Weltreise-Distanz entfernt.
Der wohl
bekannteste Verein der Stadt ist der SK Rapid Wien. 32 Meisterschaften konnte
man bislang verbuchen, einmal (1941) war man sogar deutscher Meister, aber das
steht (geschichtlich) auf einem anderen Blatt.
In der
Gegenwart sieht die Realität dann so aus, dass sie Conference-League
Viertelfinale Rückspiel heißt. Für den Sportklub Rapid war an diesem Abend die
Chance zum Greifen nah, erstmals seit fast 30 Jahren wieder in das Halbfinale
eines europäischen Wettbewerbs einzuziehen.
Die Vorzeichen
dafür waren jedenfalls recht gut, so konnte man doch mit einem knappen
1:0-Vorsprung, den man sich eine Woche zuvor hart in Stockholm erkämpfte, ins
Spiel gehen.
Die Spannung
und Euphorie war rund ums Rapid-Stadion schon Stunden vorher zu spüren, denn so
zogen die Grünweißen in Scharen gen Wien-Hütteldorf und stimmten sich bereits
Stunden vor Anpfiff in den zahlreihen Schankbuden rund ums Stadion mit viel
Bier auf den anstehenden Kick ein.
Auch im blauen
Teil von Stockholm fand das Auswärtskontingent annährend zu 100% Abnehmer und
bereits in der Nacht zuvor nutzten rund 150 Djurgardens-Ultras die Gelegenheit
zu einem Mobfoto auf dem nächtlich-verwaisten Platz vor dem Stephansdom, wobei
eine Begegnung mit nachtaktiven Wienern offenbar ausblieb.
Gehen wir nun
aber auf die Ränge des Stadion, auf denen zu Anpfiff kaum mehr ein Platz frei
war und auch der Stadionsprecher im weiteren Verlauf „Ausverkauft“ meldete.
Der Block West
– so der Oberbegriff für alle aktiven Fans und Ultragruppen hier – mit heutigem
Besuch aus Budapest (Ferencvaros), Nürnberg, Venedig, Kloten und Hammarby, läutete
das Spiel mit tausenden Glitzerfolien ein, was alleine schon ein geiles Bild
abgab, wenngleich ich irgendwie meine, auf Fotos bereits ähnliche Aktionen das
ein oder andere Mal hier gesehen zu haben.
Dazu wurde das
Konterfei einiger im Kreis stehender Spieler an einer Metallkonstruktion gen Dach
gezogen, der dazu passende Spruch „Rapid. Rapid Wir san a Einheit“, welcher
wiederum eine Zeile aus der Vereinshymne ist, rundete das Gesamtbild
schließlich zur klaren Botschaft ab.
Im Gästeblock
wurden hingegen die Buchstaben FORZA von hell- und dunkelblauen Papptafeln
untermalt und ich hätte wetten können, dass nach Herunterlassen der fünf
Buchstabenelementen eine Pyroshow folgt, was aber nicht der Fall war und - um
es vorweg zu nehmen - blieb der gesamte Abend quasi UEFA-konform „rauchfrei“.
Dafür knallte
die Stimmung so brachial, dass man es kaum in Worte fassen kann und ich lange
zurückdenken muss, wann eine solche Lautstärke in ein Stadion getragen wurde. Nee,
fällt mir gerade nix ein.
Ja, das war
heute schon überragend stark. Die Mitmachquote lag oftmals bei 100% und
angestachelt durch die Tatsache, dass das Team nach einer Roten Karte für Mama
Sangare bereits nach 7 Minuten in Unterzahl spielte, legte man vermutlich noch
eine kleine Schippe drauf, um die Europareise hier an diesem schönen Abend
nicht enden zu lassen.
Was auch nötig
war, denn auch auf dem Rasen mangelte es nicht an Dramatik. Djurgardens geht in
der 42. per Foulelfmeter in Führung, Rapid gleicht noch vor der Pause aus, ehe
es Durchschnaufen heißt.
Mit zahlreichen
Chancen für beide Teams ging es in Hälfte Zwo weiter und Rapid trennten nur
noch wenige Minuten vom Erfolg, unermüdlich angetrieben vom nicht nachlassenden
Heimpublikum. Vergeblich allerdings denn die Schweden stellten in der
Gesamtbetrachtung zwölf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit wieder auf unentschieden,
sodass es in die Verlängerung ging.
Dass es nun für
Rapid an die Kräfte gehen würde, erahnten neben mir wohl die meisten Anwesenden
und so machte der Gast mit 1:3 und 1:4 endgültig den Sack zu und kann sich auf
ein Halbfinale gegen Chelsea FC freuen, während die internationale Reise Rapids
hier endet und auch die weitere Rote Karte nur noch statistischen Wert hat.
Große
Enttäuschung auf der einen Seite und mittlerweile sich in einen völligen Rausch
gesungene Schweden auf der anderen waren das Bild, was man beim Verlassen des
Stadions nach Abpfiff sah.
Für Außenstehende wie mich so oder so ein sehr gelungener Abend, wenngleich meine Sympathien nicht zuletzt aufgrund der seltsamen Freundschaft der Schweden zu den Sportfreunden aus der verbotenen lilaweißen Stadt eher beim Sportklub lagen.