KR Reykjavik – MKS Pogon Szczezcin  1:0

14.07.2022

Conference League; erste Qualirunde, Rückspiel

KR-Völlur

Zuschauer: ca. 1.000 (ca. 250 Gäste)

 

 

Während nahezu ganz Südeuropa seit Wochen unter sengender Hitze leidet, Wälder brennen, man sich in Deutschland darüber uneins ist, ob ein Ballermann-Song jetzt moralisch verwerflich ist oder nicht, kehren meine Frau und ich dem Ganzen für eine Woche den Rücken und scheppern nach Island. 

Das Land der Elfen und Trolle hatten wir schon beide länger auf der Agenda, diesen Sommer wurde die Reise dorthin dann endlich in die Tat umgesetzt. Natürlich spielte der Besuch eines Fußballspiels und der damit verbundene Länderpunkt eine nicht unwesentliche Rolle bei der Reiseplanung. Vor geraumer Zeit hegte ich schon mehrmals den Plan, einfach hinzufliegen, Spiel gucken und am nächsten Tag zurück, aber um ehrlich zu sein, wird das dem Land mit seiner genialen Landschaft nicht gerecht und es fühlt sich schlichtweg falsch an, auch wenn der Antrag zur Privatinsolvenz bereits ausgefüllt im Schrank liegt, denn auf Island ist einfach alles schweineteuer.

Sei es drum - keinen Cent sollen meine Erben irgendwann erben, nein, einen Haufen Schulden werden ich ihnen hinterlassen, har har, har!

So war der Direktflug ab Frankfurt schnell  für rund 400 Euro gebucht, vom angekündigten Chaos an einigen deutschen Flughäfen (darunter auch Frankfurt) bekamen wir nichts mit, am IcelandAir-Schalter herrschte isländische Entspanntheit und auch am Security-Check dauerte es nur wenige Minuten. Laut Aussagen des Kollegen dort muss es aber wohl in anderen Bereichen wesentlich chaotischer ausgesehen haben, was nicht verwundert, wenn für viele Leute die große weite Welt bei Mallorca anfängt und auch dort endet.

Nach 3,5 Stunden Flug (es gab ein passables Entertainmentsystem, Kaffee, Wasser und diverse Softdrinks wurden kostenlos gereicht) landeten wir am frühen Abend am Airport Keflavik, welcher ca. 45 Minuten außerhalb von der Hauptstadt Reykjavik liegt. Der FlyBus brachte uns dorthin, vorher wurde noch am Duty-Free des Airports der Biervorrat aufgestockt, da der hohe Steuersatz auf Island Alkohol zu einem wahren Luxusgut macht und man so zumindest halbwegs „preiswert“ an den edlen Saft aus dem Hause Gull und Viking kam. Einführen darf dabei jeder Zecher 6 Einheiten Alkohol, wobei ein Sixpack Bier als eine Einheit zählt und man somit wie der letzte Asi reichlich bepackt in den Bus stolperte.

Vom zentralen Busbahnhof Reykjaviks waren es dann noch bei feinstem Nieselregen und 13 Grad fünfzehn Fußminuten zum AirBnB-Kellergewölbe, welches uns für die nächsten vier Nächte eine Herberge bieten sollte.

Am Folgetag wurde zunächst die Stadt erkundet, welche ganz nett und entspannt wirkt, nach etwa einem halben Tag hat man dann aber auch eigentlich alles gesehen, sodass man am Abend zum wirklich wichtigen Teil des Tages übergehen konnte. Fußball gucken!

Während der isländische Ligafußball recht langweilig daher kommt und viele Grounds sehr unattraktiv sind, verspricht der heutige Gast zumindest etwas Spaß, wenngleich der sportliche Reiz bereits halbwegs verflogen war, da Pogon bereits in der Vorwoche im Hinspiel mit einem 4:1-Sieg eine gute Ausgangsbasis schuf. Nichtsdestotrotz hatten rund 250 Gäste vom Haff die Reise auf sich genommen, darunter nicht wie man etwas meinen könnte nur Neckermänner, nein, ein Großteil kam recht sportlich daher und partiell konnte der Titel „Modul“ verliehen werden. Supporttechnisch riss man erwartungsgemäß keine Bäume aus und blieb weitgehend typisch polnisch, was die akustische Unterstützung angeht. Trotz Bierpreisen von rund 7 Euro für 0,4L ließ der Mob sich nicht lumpen und kippte Becher um Becher in die durstige Kehle, sodass auch hier am Ende die Privatinsolvenz (gibt es sowas in Polska?) stehen sollte.

Zu allem Überfluss spielte das eigene Team übelsten Hafer zusammen und verlor verdient mit 1:0, was als Folge noch ein Antanzen vorm mitgereisten Anhang und das Abholen einer Standpauke bedeutete. Recht so!

Sportlich hatte die Niederlage freilich keine Auswirkungen mehr und Pogon kann sich in der nächsten Runde mit Bröndby auf einen ganz anderen Gegner freuen.

Wir machten uns nach Abpfiff per Bus zurück auf den Weg in Richtung Unterkunft. Vielleicht noch ganz wissenswert, dass obwohl jeder Bumms auf Island per Kreditkarte gezahlt werden kann, im Bus bar bezahlt werden muss! Bargeld hatten wir natürlich nicht, sodass wir schon im Begriff waren wieder auszusteigen, bevor uns ein Einheimischer zwei Tickets zahlte.

Nett sind sie, die Isländer!