FC Atletiko Salina – FC New Song  3:1

06.10.2023

Stadion Rignaal Jean Francisca

Aufstiegsplayoff-Finale

Zuschauer: ca. 350

 

Zum diesjährigen Herbsturlaub sollten mal wieder die Grenzen Europas verlassen werden. Warm und sonnig sollte es sein, da kurze besser als lange Hosen und Flip-Flops besser als feste Schuhe und Socken sind.

Als Ziele kamen so einige in Frage, Flüge nach Südostasien gibt’s für den angedachten Zeitraum, vermutlich auch durch den weiterhin gesperrten russischen Luftraum und der dadurch oftmals verlängerten Flugstrecke kaum unter vierstellig, sodass sich eher westwärts orientiert wurde und schlussendlich Curaçao und Aruba den Zuschlag bekamen.

Wollten wir irgendwie immer schonmal hin, zumal die Karibik sowohl für die werte Gattin als auch für mich bislang ein völlig weißer Fleck auf der Weltkarte war.

Die Flugverbindung Amsterdam-Curaçao-Aruba-Amsterdam war dann schnell einige Wochen vor Starttermin für einen halbwegs fairen Kurs gebucht und nach 10 Stunden Flug setzte der Dreamliner von Tui am Flughafen Ergilio Hato International auf Curaçao auf.

Curacao ist zusammen mit den Nachbarinseln Aruba und Bonaire Teil der niederländischen Antillen und wird somit speziell von Amsterdam-Schiphol von Tui und KLM regelmäßig angeflogen.

Berichten zufolge hat KLM dabei den etwas höheren Komfort, während man dafür aber tendenziell auch ein paar Euro mehr verlangt. Entscheide also jeder für sich, wie da die Prioritäten sind, auch bei Tui gabs zwei Mahlzeiten, Softdrinks und Kaffee/Tee for free, bei knapp 1,90 Meter noch halbwegs akzeptable Beinfreiheit sowie ein passables Entertainment-Programm, was mich aber - zahlreicher ungehörter Podcasts sei Grund- kaum interessierte.

Vor der Einreise ist dann noch irgend ein Immigrationswisch auszufüllen, der schon am Abflughafen vorgezeigt werden muss, sodass man das in digitaler Form am besten vorab vom heimischen Sofa aus erledigt, statt wirr mit irgendwelchen Zetteln zu hantieren.

Nach der Landung musste noch der Mietwagen abgeholt werden, warum sich allerdings ein Vermieter wie Europcar nicht im Terminal befindet, andere noch nie gehörte Unternehmen aber schon, bleibt bis auf weiteres unklar.

 

Einmal durch den Hauptausgang den sehr kleinen Flughafen verlassen, rechts die Straße rund 300 Meter entlang, befindet sich auf einer Art Parkfläche ein einsames Europcar-Schild und signalisiert, dass einen gleich ein in die Jahre gekommener Bulli die rund 5 Minuten zum Verleihhäuschen fährt.

Das Prozedere dort geht fix und ohne dass einem jemand auf unangenehme Art irgendwelche Phantasie- Zusatzversicherungen andrehen möchte, sitzen wir fortan im kleinen VW Fox auf dem Weg in unsere Unterkunft, die uns die nächsten 10 Tage beherbergen soll.

Ein paar Kilometer also noch durch die mittlerweile eingesetzte Dunkelheit über die teilweise recht holprigen Straßen, dann findet die Reise ihr zwischenzeitliches Ende im Blue Bay Resort.

Hört sich ein bisschen nach All-In-Pauschalurlaub an, ist es aber mitnichten und sowieso bekommt diese weitläufige Anlage von mir 5 von 5 Sterne. Unser Apartment war mit allem ausgestattet, was man so zum Wohnen braucht, der Beach ist einer der schönsten, den wir auf der Insel

gefunden haben und die Lage ist ebenfalls top, da die Inselhauptstadt Willemstad ebenso wie der Flughafen oder die im weiteren Verlauf der Reise besuchten Grounds allesamt per Mietwagen in unter 30 Minuten zu erreichen sind.

Apropos Mietwagen. Halte ich hier für absolut notwendig, da es abgesehen von ein paar Bussen kaum ÖPNV gibt und wenn man nicht den kompletten Urlaub in seinem Resort sitzen will oder an Bushaltestellen lungern möchte, kommt um einen Leihwagen eigentlich nicht herum, das ist mal Fakt!

Aber einmal im Besitz eines solchen, kann’s dann auch losgehen.

 

In zwei, drei Tagen hat man eigentlich alles Relevante auf der Insel gesehen, die lediglich ca. 60 Kilometer in der Länge und weniger als 25 Kilometer in der Breite beträgt und somit beim Insel-Quartett in der Kategorie „Größe“ sogar gegen die niederländische Insel Texel verlieren würde.

 

Texel, Junge! Da war ich als Mittzwanziger über mehrere Jahre zu Pfingsten immer von Freitag bis Montag mit Freunden zum Zelten und habe dort eigentlich 4 Tage lang nichts anderes gemacht, als mir Bierdose nach Bierdose in den Schlund zu kippen und den Campingstuhl eigentlich nur zum Pinkeln und Schlafen zu verlassen. Heute in der Form auch kaum mehr vorstellbar. Ich wäre wohl 5 Tage danach noch „krank“. Aber ich merke; leicht abgeschweift bin ich!

 

Auf jeden Fall taugt die Insel (also Curacao jetzt) schon sehr zum Runterkommen, was ja ein nicht ganz unerhebliches Ziel der Reise war.

Der Lifestyle ist extrem entspannt, was sich auch auf‘s Autofahren spiegelt.

Dichten Verkehr gibt’s eigentlich nur rund um Willemstad, im Norden und Westen hingegen hat man die Fahrbahn teilweise für sich alleine.

Willemstad an sich hat uns dabei gar nicht soooo irre toll gefallen. Klar, die Handelskade vor dem Hafen des Stadtteils Punda mit den bunten Kolonialhäusern (immerhin UNESCO Weltkulturerbe) sowie die dahin führende Königin-Emma- Brücke sind die Tourispots schlechthin und sicherlich ein, zwei Betätigungen des Kameraauslösers wert. Wie gesagt, ganz nett für nen Kurztrip, aber ein Umherschlendern hier ist zumindest tagsüber bei ca. 35 Grad dann auch nicht das, was ich mir am liebsten vorstelle.

Viel mehr Spaß macht es da eher, mit dem Miethobel über die Insel zu brettern und immer mal wieder einzelne Buchten anzusteuern. Unsere Favoriten waren dabei Lagun Bay und Kleine Kniep, da a) nicht so überlaufen und b) gratis zugänglich, während bei anderen bis zu 10 Antillen-Gulden (1 NAF = 0,53 Euro) Eintritt verlangt werden. Wahlweise wird auch der US-Dollar gerne genommen.

Ja, und Schnorcheln. Schnorcheln fand ich auch geil, zumal dies ja in dieser Weltreligion äußerst gewinnbringend ist.

 

Hab ich vorher tatsächlich noch nie (!!) gemacht und war schwer geflasht von der Schönheit der Unterwasserwelt.

Mit was für schillernden Farben die Natur hier einige Fische zeichnet, ist schon absolut geil.

Kurz hab ich sogar überlegt, nen Tauchschein zu machen, es dann aber schnell wieder verworfen. Komme dann ja noch seltener ins Stadion womöglich.

Kann ich auch noch mit 60 machen, oder dann, wenn mir diese „Sie-müssen-sich-erst-einen-Account-anlegen-dann für 20 Euro-Mitglied-werden-um-dann-ab-Mitternacht-beim-Kauf-eines E-Tickets-ganz-vielleicht-Glück-zu-haben-Scheiße“ im Fußball mal irgendwann so auf den Sack geht, dass ich schlichtweg keine Lust mehr habe. Oder das deutsche Pokalfinale im saudi-arabischen Riad ausgetragen wird. Keine Ahnung, mal gucken, was eher passiert.

 

Jetzt aber erstmal Fußball auf Curacao, denn da hatte ich Bock drauf und dieser versprach gleichzeitig noch einen neuen Länderpunkt.

Curacao und Aruba sind FIFA-Mitglieder, Bonaire hingegen nicht, sodass der LP Aruba noch das Sahnehäubchen gewesen wäre, uns aber leider nicht vergönnt war. Die Gründe folgen später….

Widmen wir uns zunächst dem Fußball auf Curacao, denn das ist hier auch so eine halbprofessionelle Sache.

Auf der Verbandsseite sind Infos so selten vorhanden wie langfristige Kontrakte in der Vita Ernst Middendorps, am zuverlässigsten ist da noch die Facebook-Präsenz der „Federashon Futbol Korsou“, also dem örtlichen Fußballverband, wo man sogar auf Messengeranfragen reagiert.

Auf Englisch sogar, was hier insgesamt ganz gut geht, um zu kommunizieren. Dabei sind Niederländisch und die Kreolsprache Papiamento offizielle Landessprachen. Letzte ist ein wilder Mix aus Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch und sonst noch irgendwas. Find ich ja immer geil, wenn sich aus verschiedenen Einflüssen dann eine eigene Sprache bildet.

Naja, jedenfalls verriet diese Facebookpräsenz, dass am 3. Oktober um 20 Uhr irgendein Zweitligaplayoff gespielt werden.

Offenbar spielen die drei besten Trams der Vorsaison in einer einfachen Runde (jeder einmal gegen jeden) dann wohl den einen Aufsteiger aus oder so ähnlich. Naja, jedenfalls nahmen hier drei Teams namens Hubentut Fortuna, Atletiko Salina und  FC New Song teil.

Heute sollte dann um 20 Uhr Ortszeit die Partie zwischen erst- und zweitgenannten Teams stattfinden und zwar im Stadion „Rignaal Jean Francisca“ (benannt nach einem ehemaligen langjährigen Vereinspräsidenten),welches als relativ unspektakuläre Anlage mit lediglich einem Stahlrohrausbau auf der Geraden daher kommt.

Da sitzen wir also und harren dem Anstoß entgegen. Aber irgendwas stimmt hier nicht, denke ich mir, als der Zeiger der Uhr die 20. Stunde des Tages vollendet, denn auf dem Feld steht neben dem Schirigespann lediglich ein Team und zwar das von Atletiko Salina. Irgendein Offizieller telefoniert emsig und schaut stetig auf die Uhr.

5 Minuten vergehen, 10 Minuten vergehen. Mittlerweile ist zu allem Überfluss ein Gewitter aufgezogen. Wir verziehen uns daher unter das kleine Dach der Tribüne, während die Protagonisten in spe weiter bis zur 15. Minute im Regen ausharren, ehe der Schiri das Signal zum Abbruch (Abbruch von was?) gibt.

Das war das wohl nix. Alle Anwesenden schleichen nach Hause, ebenso wir. Wenigstens gibt’s die 5 NAF Eintritt zurück. Da ist das Team von Hubentut einfach mal

nicht erschienen. Grund bis heute völlig unbekannt. Leute, Leute! Hilft ja nix, also mal wieder weg hier.

Der rund 25-minütige Heimweg zur Unterkunft gestaltete sich nun allerdings etwas beschwerlicher, da es mittlerweile wie aus Kübeln goss und das Abwassersystem keinesfalls den gewohnten deutschen Standard hat und somit ordentliche Wassermassen die Straßen fluteten.

Teilweise hatte man mehr als eine Handbreit Wasser „unterm Kiel“, wie der Matrose wider Willen zu sagen pflegt und ich treibe den kleinen Fox bestmöglich durch die Fluten. Tat ihm wohl nicht soooo gut, denn am Ende war dann irgendwas am Motor komisch. Ruckelte im Leerlauf hart und kam in niedrigen Touren kaum

in Fahrt. Naja, zur Unterkunft schafften wir es dennoch, also Ursachenforschung auf morgen vertagt und erstmal Bier trinken.

Wie die Jungs von DWIDSWOCH-Podcast mal ganz richtig erkannt haben, stellen sich Groundhopper im Umgang mit defekten KFZ ungefähr ähnlich geschickt an, wie im

Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Der leere Blick in den Motorraum am nächsten Morgen brachte daher auch keine weiteren Erkenntnisse, sodass man beschloss, mal beim Europcar-Schalter vorstellig zu werden.

Ein findiger Mitarbeiter hatte das Problem schnell ausfindig gemacht. „The Wushi- Cable! Give me ten minutes, I’ll change it.“

Klar, das Wushi-Kabel, wer kennt es nicht? Hätte ich ja selbst drauf kommen können, haha. Tatsächlich war das Problem schneller und einfacher gelöst als befürchtet und wenig später saß man dann wieder im nun wieder reibungslos fahrenden Fox.

Länderpunkt Curacao musste nun also im zweiten Anlauf angegriffen werden, welcher sich drei Tage später bot, und zwar am gleichem Ort.

Diesmal war der Eintritt frei, obgleich es sich sogar um das Entscheidungsspiel zur 1. Liga handelte.

Der Zuschauerzuspruch war jedenfalls besser als erwartet, denn sicherlich 400-500 Menschen fanden sich hier ein und füllten die einzige Tribüne ganz gut. Ohnehin, Fußballgucken in Flip-Flops, kurzer Hose und T-Shirt geht eigentlich immer, auch wenn das Catering bestehend aus Softdrinks und paar Nüssen verbesserungswürdig und aktiver Support freilich nicht vorhanden war.

Das die folgenden 90 Minuten Dargebotene würde ich dann in sportlicher Hinsicht irgendwo auf dem Niveau deutscher Oberliga- bis Landesligafußball einordnen. Wenig technische Finessen, dafür aber guter Ehrgeiz und Kampf und somit insgesamt ganz kurzweilig, zumal das Team von Atletiko Salina dem Gegner wenig Möglichkeiten ließ und insgesamt völlig verdient den Sieg und somit den Aufstieg in die oberste Spielklasse davon trug.

Glückwunsch dazu!